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Die Mittelmeerküste in Südfrankreich ist bekannt für ihre reiche maritime Artenvielfalt – doch sie wird zunehmend zur Zielscheibe illegaler Fischerei. Immer häufiger werden Fische und Meeresfrüchte außerhalb jeglicher Kontrollen gefangen und unter der Hand verkauft. Die Wasserschutzbrigaden stehen vor einer wachsenden Herausforderung: Wilderer aufzuspüren und den Schwarzmarkt zu stoppen.

Fischfang ohne Kontrolle – ein wachsendes Problem

In einem kleinen Hafen an der Côte Bleue, unweit von Marseille, sind die Beamten der Gendarmerie in höchster Alarmbereitschaft. Sie kontrollieren Fischerboote systematisch, um sicherzustellen, dass die Vorschriften eingehalten werden. Jeder professionelle Fischer ist verpflichtet, ein Fangtagebuch zu führen, in dem er täglich den exakten Fang nach Arten und Gewicht dokumentieren muss.

Einige Fischer jedoch versuchen, sich um diese Pflicht herumzudrücken. Wer seine Tagesfangmenge nicht ordnungsgemäß einträgt oder verschleiert, riskiert ernsthafte juristische Konsequenzen. Die Behörden gehen immer entschlossener gegen Verstöße vor, denn die illegale Fischerei nimmt spürbar zu.

Wie erkennt man illegale Fischer?

Die Gendarmerie verstärkt ihre Patrouillen im Mittelmeer, um Schwarzfischer aufzuspüren – doch das ist keine einfache Aufgabe. Das Meer ist riesig, und die Wilderer sind einfallsreich. Doch es gibt klare Anzeichen, die Verdacht erregen.

„Wenn wir eine Kontrolle durchführen, sehen wir meist sofort, ob jemand in gutem oder schlechtem Glauben handelt. Der Blick auf den Fang und die Dokumente spricht oft für sich“, erklärt der Kommandant der Brigade von Martigues (Bouches-du-Rhône).

Manche versuchen, den Fang zu verschleiern, indem sie seltene oder geschützte Arten unter Deck verstecken. Andere geben falsche Gewichtsangaben an oder behaupten, der Fisch stamme aus einer legalen Quelle. Die Beamten kennen diese Tricks und setzen auf Erfahrung und geschulte Augen.

Ein Millionengeschäft: Der illegale Fischhandel

Was passiert mit den illegal gefangenen Fischen? Sie verschwinden oft auf einem Schwarzmarkt, der nur schwer zu kontrollieren ist. Viele Restaurants und Fischhändler kaufen den Fang direkt unter der Hand – ohne Herkunftsnachweis und ohne Einhaltung von Quoten oder Schutzbestimmungen.

Besonders brisant: Die illegale Fischerei ist nicht nur ein Vergehen einzelner Fischer, sondern wird teilweise von organisierten Banden betrieben. Diese nutzen schnelle Boote und moderne Technik, um große Mengen Fisch aus dem Meer zu holen, bevor die Behörden sie entdecken können.

Die Folgen sind gravierend: Neben wirtschaftlichen Schäden für legale Fischer bedroht die unkontrollierte Fischerei die Artenvielfalt des Mittelmeers. Seltene oder bereits gefährdete Fischarten wie der Blauflossen-Thunfisch oder bestimmte Muschelarten könnten durch übermäßigen Fang noch stärker in Bedrängnis geraten.

Kampf gegen die Schattenfischerei

Die französischen Behörden haben ihre Bemühungen verstärkt, die illegale Fischerei einzudämmen. Neben häufigeren Kontrollen setzen sie auch auf moderne Überwachungstechnologien. Drohnen, Satellitenbilder und GPS-Tracking sollen helfen, verdächtige Boote zu identifizieren.

Doch die Wilderer passen sich an. Sie wechseln ihre Fanggebiete, tarnen ihre Boote und nutzen abgelegene Küstenabschnitte, um ihre Beute unbemerkt an Land zu bringen. Der Kampf gegen die illegale Fischerei ist ein Wettlauf – und die Behörden müssen ständig neue Strategien entwickeln, um die Täter zu stoppen.

Ein Wettlauf gegen die Zeit

Die illegale Fischerei ist mehr als nur ein wirtschaftliches Problem – sie bedroht das ökologische Gleichgewicht des Mittelmeers. Wenn der Fischbestand weiter schrumpft, könnte dies langfristig nicht nur für die Natur, sondern auch für die gesamte Fischereiindustrie katastrophale Folgen haben.

Die Behörden stehen vor einer schwierigen Aufgabe: Einerseits müssen sie Wilderer konsequent bestrafen, andererseits aber auch legale Fischer unterstützen, die unter dem Schwarzmarkt leiden. Nur durch strenge Kontrollen, moderne Technik und internationale Zusammenarbeit lässt sich das Problem in den Griff bekommen.

Doch die große Frage bleibt: Wird es gelingen, den Wilderern das Handwerk zu legen, bevor der Schaden für die Meereswelt unumkehrbar wird?

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