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Eine französische Fischereigewerkschaft hat angekündigt, den Eingang zum Kanaltunnel sowie drei Häfen zu blockieren, um gegen die Weigerung des Vereinigten Königreichs zu protestieren, ihnen Fanglizenzen zu erteilen.

Die Gewerkschaft kündigte für Freitag eine Aktion an, bei der drei französische Fährhäfen – Calais, Saint-Malo und Ouistreham – blockiert werden sollen. Außerdem wollen sie die Autobahn A16 blockieren, den Zugang zum Kanaltunnel auf französischer Seite. Hintergrund des Protests ist der anhaltende Streit um die Fischereilizenzen nach dem Brexit.

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„Die Fischer fordern eine sofortige Lösung des Streits mit dem Vereinigten Königreich über die Auslegung des Brexit-Abkommens“, sagte Gérard Romiti, der Präsident des nationalen Fischereiausschusses, am Donnerstag der Zeitung Le Figaro.

Nach Informationen, die Le Figaro vorliegen, wollen die Fischer am Morgen in Saint-Malo, gegen Mittag in Calais und am Nachmittag in Ouistreham aktiv werden. Die Blockade der A16, die sich nur gegen Lastwagen richtet, die in den Tunnel einfahren wollen, ist für 14 bis 16 Uhr geplant.

Die Erteilung von Fischereilizenzen an rund 150 französische Fischer für die Zeit nach dem Brexit, die auf den Kanalinseln und in den Gewässern vor der britischen Küste fischen dürfen, ist zu einem heiklen politischen Thema geworden, an dem die Regierungen Großbritanniens, Frankreichs und Jerseys sowie die EU beteiligt sind.

Die Europäische Kommission hat London aufgefordert, die Angelegenheit bis zum 10. Dezember zu regeln.

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In den Stunden nach der Ankündigung der Fischer gaben Fährunternehmen wie Brittany Ferries, P&O oder Eurotunnel keine Unterbrechung ihrer Dienste bekannt, empfohlen aber allen, die eine Überfahrt gebucht haben, sich vor der Reise nach Ausfällen oder Verspätungen zu erkundigen.

„Wir wollen keine Almosen, wir wollen nur unsere Lizenzen zurück. Das Vereinigte Königreich muss sich an das Post-Brexit-Abkommen halten. Zu viele Fischer tappen noch im Dunkeln“, sagte Gérard Romiti vom nationalen Fischereiausschuss.

Frankreich hatte damit gedroht, britischen Schiffen zu verbieten, ihre Fänge in französischen Häfen zu entladen und alle britischen Importe einer Kontrolle zu unterziehen.

Präsident Emmanuel Macron erklärte jedoch, Frankreich werde von der Verhängung dieser Maßnahmen absehen, um dem Dialog eine Chance zu geben.

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Nach einer Vereinbarung, die Großbritannien und die EU Ende letzten Jahres getroffen haben, können europäische Fischereifahrzeuge weiterhin in britischen Gewässern fischen, wenn sie dort schon in der Vergangenheit tätig waren.

Nach Angaben von Paris wurden jedoch die Anträge von Dutzenden französischer Fischern, in den fischreichen Gewässern des Vereinigten Königreichs fischen zu dürfen, abgelehnt – was von London heftig bestritten wird.

Die Angelegenheit hat zu starken Spannungen zwischen London und Paris geführt, deren Beziehung auch durch die Flüchtlingskrise und die Katastrophe im Ärmelkanal vom Mittwoch, die 27 Menschenleben kostete, auf die Probe gestellt wird.


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