Tag & Nacht




Carcassonne – allein der Name weckt Bilder von Türmen, Zinnen und gepflasterten Gassen. Doch wer glaubt, die Stadt sei nur ein Ort für Historienliebhaber, liegt gewaltig daneben. Der Tourismus boomt, und mit ihm floriert ein ganz spezieller Markt: die saisonalen Vermietungen.

Historie trifft Nachfrage

Dass Carcassonne zu den beliebtesten Reisezielen Frankreichs zählt, ist kein Zufall. Die imposante Cité Médiévale mit ihren doppelten Stadtmauern und dem Château Comtal ist mehr als eine Touristenattraktion – sie ist ein lebendiges Monument. Jedes Jahr strömen Millionen Besucher durch ihre Tore. Und es werden immer mehr.

Laut dem aktuellen Tourismusbericht für das Département Aude ist die Besucherzahl im Vergleich zum Vorjahr um rund 19 Prozent gestiegen. Ein beachtlicher Zuwachs – und ein klarer Fingerzeig: Carcassonne ist „en vogue“.

Ferienhäuser statt Hotelketten

Doch nicht nur die Besucherzahlen wachsen. Auch die Art des Übernachtens hat sich verändert. Immer mehr Reisende setzen auf individuelle Ferienunterkünfte – ob romantische Dachwohnung mit Blick auf die Altstadt oder großzügiges Landhaus mit Pool.

Anbieter wie Amivac bieten Unterkünfte ab 31 Euro pro Nacht an. Der Trend geht dabei deutlich Richtung Komfort und Authentizität: Garten, Haustierfreundlichkeit, Pool – wer sucht, der findet genau das, was zum Lebensgefühl passt. Und genau das ist der springende Punkt. Wer in Carcassonne urlaubt, will eintauchen – nicht einfach konsumieren.

Ein Gewinn für die Region

Dieser Tourismusaufschwung wirkt sich direkt auf die lokale Wirtschaft aus. Restaurants, Märkte, Winzer, kleine Boutiquen – sie alle profitieren. Darüber hinaus haben viele Einheimische die Chance genutzt, durch die Vermietung ihrer Immobilien ein zusätzliches Einkommen zu generieren.

Der Effekt: mehr Beschäftigung, mehr wirtschaftliche Dynamik. Carcassonne lebt nicht nur von der Vergangenheit – es investiert in die Zukunft.

Schattenseite des Erfolgs?

Wo Licht ist, da fällt bekanntlich auch Schatten. Der steigende Bedarf an Ferienwohnungen hat in manchen Ecken bereits zu einer Verdrängung von Dauerwohnraum geführt. Häuser, die früher für Einheimische gedacht waren, werden heute tageweise an Touristen vermietet. Das sorgt für Spannungen.

Hinzu kommt: Die Infrastruktur gerät mancherorts an ihre Grenzen. Abfallentsorgung, Verkehr, Lärm – all das muss bewältigt werden.

Was also tun?

Nachhaltigkeit als Leitlinie

Die Stadt und das Département setzen inzwischen verstärkt auf nachhaltigen Tourismus. Dazu zählen Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr, Umweltbildungsprojekte und gezielte Besucherlenkung. Beispielsweise werden alternative Routen angeboten, um die berühmte Altstadt zu entlasten – und gleichzeitig weniger bekannte, aber ebenso reizvolle Ecken der Region zu beleben.

Lokale Produkte rücken stärker in den Fokus. Wer heute durch Carcassonne schlendert, trifft auf Produzenten, Winzer, Künstler – Menschen, die mit Leidenschaft ihre Region repräsentieren.

Das Ziel: ein Gleichgewicht zwischen touristischer Anziehungskraft und Lebensqualität.

Der touristische Spagat

Carcassonne steht damit exemplarisch für viele touristische Hotspots Europas: Wie gelingt es, Gäste willkommen zu heißen, ohne den Charme der Stadt aufs Spiel zu setzen? Wie lässt sich wirtschaftliches Wachstum mit sozialer Gerechtigkeit vereinen?

Fragen, auf die es keine einfachen Antworten gibt – aber erste Lösungsansätze zeichnen sich ab. Und sie zeigen: Der Boom der saisonalen Vermietungen ist kein kurzfristiger Hype, sondern Teil eines tiefgreifenden Wandels im Reiseverhalten.

Ein Ort zum Wiederkommen

Wer einmal durch die Cité von Carcassonne geschlendert ist, der vergisst es nicht so schnell. Vielleicht ist es der Kontrast zwischen dem rauen Stein der Mauern und der Leichtigkeit eines südfranzösischen Sommerabends. Vielleicht auch die Mischung aus Geschichte, Gastfreundschaft und Genuss.

Eines ist klar: Carcassonne hat verstanden, wie man Vergangenheit bewahrt – und gleichzeitig die Türen zur Zukunft öffnet.

Von M.A.B.

Neues E-Book bei Nachrichten.fr







Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!