Ab dem 1. April 2025 herrscht in Carpentras ein neuer Ton – zumindest nach Einbruch der Dunkelheit. Die südfranzösische Stadt hat ein nächtliches Ausgangsverbot für Minderjährige verhängt, das je nach Stadtteil unterschiedlich greift. Kinder unter 13 Jahren dürfen zwischen 23 Uhr und 6 Uhr nur noch in Begleitung eines Erwachsenen draußen sein. In den als besonders sensibel geltenden Vierteln Pous du Plan und Bois de l’Ubac gilt dieses Verbot auch für Jugendliche unter 16 Jahren.
Ein ungewöhnlicher Schritt? Vielleicht. Aber einer, der sich längst abgezeichnet hatte.
In den vergangenen Wochen häuften sich Vorfälle, bei denen Jugendliche in gewaltsame Auseinandersetzungen verwickelt waren. Insbesondere in den oben genannten Stadtteilen kam es vermehrt zu Konfrontationen mit der Polizei. Der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Jugendliche, die bei einer Verfolgungsjagd Gegenstände auf Polizeibeamte warfen.
Die Stadt reagierte. Bürgermeister Serge Andrieu ließ keinen Zweifel daran, dass er mit dieser Maßnahme klare Kante zeigen will. Die Sicherheit der jungen Bürger – so betonte er – stehe an erster Stelle. Und wenn nötig, sei man auch bereit, diesen Schritt vor Gericht zu verteidigen.
Doch wie kommt das Ganze bei den Betroffenen an?
Die Meinungen gehen weit auseinander. Während einige Jugendliche sich in ihrer Freiheit eingeschränkt fühlen und mit Kopfschütteln reagieren, zeigen sich andere überraschend einsichtig. Sie hoffen, dass dadurch nächtliche Gewalt, Drogenkontakte und unschöne Begegnungen zumindest eingedämmt werden könnten.
Einwohner der Stadt – viele von ihnen Eltern – äußern sich größtenteils zustimmend. „Es geht nicht darum, die Jugend zu gängeln, sondern sie zu schützen“, sagt eine Mutter aus Bois de l’Ubac. Es sei ohnehin längst überfällig gewesen, klare Grenzen zu setzen – in einer Zeit, in der der Einfluss von Drogenhändlern und kriminellen Gruppen auf Jugendliche wachse.
Natürlich bleibt die Frage nach der Wirksamkeit solcher Maßnahmen im Raum stehen. Kritiker warnen davor, dass Ausgangssperren allein kaum langfristige Lösungen bieten. Sie seien oft reine Symptombekämpfung – ein Pflaster auf einer tiefen Wunde.
Doch selbst Skeptiker müssen eingestehen: In manchen Situationen braucht es schnelle, deutliche Zeichen. Und Carpentras ist nicht allein. Auch Städte wie Béziers, Montpellier und Nîmes haben bereits ähnliche Regeln eingeführt – stets mit dem Ziel, die Eskalation der Jugendgewalt zu bremsen.
Wer abends durch Carpentras spaziert, spürt die Veränderung bereits. Weniger Jugendliche auf den Straßen, mehr Polizeipräsenz, mehr Kontrolle. Manche begrüßen die neue Ruhe – andere vermissen das Leben, das einst durch die Gassen hallte.
Wie bei jeder drastischen Maßnahme hängt der Erfolg auch hier von der Umsetzung ab – und davon, ob parallel Angebote geschaffen werden, die Jugendliche langfristig einbinden und stärken. Denn eines ist klar: Verbot allein macht noch keine Lösung.
Von C. Hatty
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