Die Nacht vom 8. auf den 9. Oktober wird in Cavaillon, einer kleinen Stadt im Vaucluse, wohl noch lange in Erinnerung bleiben. Vier Polizeifahrzeuge wurden direkt vor dem örtlichen Kommissariat in Brand gesteckt. Die Vermutung liegt nahe: Es handelte sich um einen gezielten Racheakt gegen die örtliche Polizei, die durch ihren Kampf gegen den Drogenhandel in den letzten Wochen vermehrt ins Visier geraten ist.
Ein klarer Angriff auf die Polizei
Die Tatsache, dass vier Fahrzeuge direkt vor dem Kommissariat abgefackelt wurden, lässt kaum Raum für Zweifel. „Ich will es deutlich sagen: Das ist passiert, weil unsere Kollegen arbeiten“, erklärte Claude Simonetti, Gewerkschafter bei SGP Unité Police Cavaillon. „Sie sind tagtäglich im Kontakt mit dem Drogenhandel, führen Beschlagnahmungen durch und stören den Verkehr. Das passt den Dealern nicht.“
Es ist kein Zufall, dass dieser Vorfall gerade jetzt passiert. Seit der Einsatz einer neuen, spezialisierten Polizei-Einheit, der Brigade Anti-Criminalité (BAC), in Cavaillon Mitte September verstärkt wurde, haben die Maßnahmen gegen den lokalen Drogenhandel deutlich zugenommen. Die Polizei hat einige große Erfolge erzielt – was den Kriminellen offensichtlich ein Dorn im Auge ist.
Ein eskalierendes Problem
Der Vorfall ist jedoch nur ein weiteres Kapitel in einer immer weiter eskalierenden Situation. Cavaillon, insbesondere die „Cité Docteur Ayme“, ein Viertel mit etwa 2.500 Einwohnern, hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Drogenumschlagplätze der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur entwickelt. Die geografische Lage der Stadt, zwischen Avignon und Carpentras, macht sie zu einem strategischen Dreh- und Angelpunkt für Drogenhändler.
Die Stadt ist nicht nur wegen des Drogengeschäfts in den Schlagzeilen, sondern auch aufgrund der zunehmenden Gewalt. Seit 2021 gab es mehrere Schießereien in der „Cité Docteur Ayme“, die die Bewohner zutiefst erschüttert haben. Ein besonders erschreckendes Beispiel ereignete sich, als über 230 Kinder in einer Schule während eines bewaffneten Zwischenfalls in Sicherheit gebracht werden mussten.
Die zunehmende Gewalt und die steigende Zahl von Festnahmen – im vergangenen Monat wurden 15 Personen verhaftet, mehrere Kilogramm Drogen und Waffen beschlagnahmt – zeigen, dass die Polizei entschlossen ist, gegen den Drogenhandel vorzugehen. Doch genau das scheint die Kriminellen zu provozieren.
„Wir sind keine Zielscheiben“
Dass die Gewalt nun auf die Polizei selbst übergreift, ist ein besorgniserregendes Zeichen. Claude Simonetti warnt vor einer weiteren Eskalation: „Wir hoffen, dass diese Angriffe nur bei Sachbeschädigungen bleiben. Wir sind keine Zielscheiben.“ Mit dieser Aussage bringt er die Frustration vieler Polizisten auf den Punkt, die sich zunehmend einer bedrohlichen Lage ausgesetzt sehen. Sie leisten ihren Dienst unter schwierigen Bedingungen, ständig im Wissen, dass ihre Arbeit sie ins Visier der Kriminellen bringt.
Ein Viertel in Aufruhr
Das Viertel Docteur Ayme, einst ein ruhiges Wohngebiet, hat sich zu einem Brennpunkt der Kriminalität entwickelt. Die Kombination aus Armut, Ausgrenzung und der Nähe zu größeren Städten hat es zu einem Magneten für Drogenhändler gemacht. Bewohner berichten von regelmäßigen Schießereien, und viele haben das Vertrauen in die Behörden verloren. Der Vorfall, bei dem über 230 Kinder in ihrer Schule während eines bewaffneten Zwischenfalls eingeschlossen werden mussten, löste Wut und Angst in der Gemeinschaft aus. Die Menschen fühlen sich im Stich gelassen – und die Frage, die sie sich stellen, ist klar: Wie lange noch?
Die Antwort auf Gewalt: Mehr Polizei?
Die Polizei reagiert mit verstärkter Präsenz, doch reicht das? Die Situation ist kompliziert, denn es geht nicht nur um Drogenkriminalität. Es ist ein soziales Problem, das tief in der Struktur des Viertels verwurzelt ist. Ein reines Aufstocken der Polizeikräfte könnte das Symptom bekämpfen, aber nicht die Ursache. Was Cavaillon braucht, ist nicht nur mehr Polizei – es braucht langfristige Strategien, die das Viertel aus der Abwärtsspirale von Armut und Kriminalität herausführen.
Ein beunruhigendes Signal
Der Brandanschlag auf die Polizeifahrzeuge ist ein deutliches Signal: Der Drogenhandel in Cavaillon wird nicht kampflos aufgegeben. Doch die Polizei zeigt sich entschlossen. Die Beamten vor Ort leisten trotz der schwierigen Bedingungen weiterhin ihre Arbeit – sie führen Festnahmen durch, beschlagnahmen Drogen und Waffen, und versuchen, das Viertel wieder unter Kontrolle zu bringen.
Doch wie lange kann das gutgehen? Die Eskalation der Gewalt zeigt, dass sich die Fronten verhärten. Die Frage ist nun: Wird Cavaillon in der Lage sein, die Welle der Kriminalität einzudämmen, oder stehen wir erst am Anfang einer noch düstereren Entwicklung?
Was die Zukunft für die Stadt bringt, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Der Kampf gegen den Drogenhandel ist längst nicht vorbei. Und er fordert immer höhere Einsätze.
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