Tag & Nacht

Die Welt blickt gespannt auf die Klimakonferenz COP 29, die an diesem Montag in Baku, Aserbaidschan, beginnt – ein Treffen, das das Schicksal des Pariser Abkommens bestimmen könnte. Die politische Bühne ist angespannt, die Dringlichkeit erdrückend. Wieder einmal stehen die Länder des globalen Nordens in der Pflicht, ihre finanziellen Zusagen einzuhalten und die klimatische Transformation des globalen Südens zu unterstützen.

Baku, eine pulsierende Stadt am Kaspischen Meer, wird für zehn Tage zum Zentrum der globalen Klimapolitik. Die bevorstehende Konferenz ist eine Art Bewährungsprobe: Schaffen es die Staaten, das Pariser Klimaabkommen zu stützen und weiterzuführen, oder sehen wir hier den Anfang vom Ende eines der bedeutendsten internationalen Umweltabkommen der Geschichte?

Ein Moment der Wahrheit

Moukhtar Babajew, der diesjährige Präsident der COP 29, lässt keinen Zweifel: „Die COP 29 ist ein Moment der Wahrheit für das Pariser Abkommen.“ Ein starker Satz, aber einer, der sich jeden Tag mehr bewahrheitet, denn der Klimawandel schreitet unaufhaltsam voran. Die globale Erwärmung kennt keinen Aufschub, und die Weltgemeinschaft muss handeln – jetzt oder vielleicht nie.

Und die Sache könnte sich noch komplizierter gestalten. Die bevorstehende US-Präsidentschaftswahl wirft ihren Schatten über die Verhandlungen. Ein erneuter Wahlsieg des ehemaligen Präsidenten Donald Trump könnte die USA aus den Pariser Abkommen drängen – genau wie 2016, als Trump bereits einmal den Austritt aus dem Abkommen durchsetzte. Doch wirtschaftliche Interessen sprechen dagegen. Selbst viele amerikanische Unternehmen erkennen, dass eine stabile und klimafreundliche Wirtschaftspolitik langfristig profitabler ist. Trotzdem bleibt die Unsicherheit, was diese geopolitische Wildcard für die globalen Klimabemühungen bedeutet.

Klimaziele unter Druck: 1,5 °C bereits überschritten?

2024 könnte in die Geschichte eingehen als das Jahr, in dem die globale Erwärmung erstmals 1,5 °C über das vorindustrielle Niveau stieg. Ein dramatischer Anstieg, der die Dringlichkeit der aktuellen COP nur verstärkt. Die Auswirkungen? Tropenstürme, Hitzewellen und katastrophale Dürren sind längst keine bloße Zukunftsvision mehr – sie sind bittere Realität, vor allem für die Länder des globalen Südens, die unter der Klimakrise oft am meisten leiden und doch am wenigsten dafür verantwortlich sind.

Diese Schlüsselfrage steht nun im Raum: Können sich die Vertreter:innen der verschiedenen Nationen innerhalb von zehn Tagen auf verbindliche Maßnahmen einigen, die dem globalen Temperaturanstieg effektiv Einhalt gebieten? Und werden die Versprechen diesmal tatsächlich umgesetzt?

Das globale Ungleichgewicht: Der Norden, der Süden und die Verantwortung

Die Klimakrise ist nicht nur eine ökologische, sondern auch eine soziale und wirtschaftliche Krise, die bestehende Ungleichheiten vertieft. Der globale Norden – der mit seinem Industriewachstum einen großen Teil der Emissionen verursacht hat – steht in der Pflicht, den Ländern des Südens nicht nur mit Worten, sondern mit Taten zur Seite zu stehen. Es geht um Gelder, um Unterstützung bei der technologischen Entwicklung und um einen fairen Ausgleich für die Schäden, die durch den Klimawandel verursacht werden.

Doch die Verhandlungen zu diesem Thema verlaufen schleppend. Ein ständiger Streitpunkt bleibt die Finanzierung der Klimaanpassung für die ärmeren Länder. Trotz mehrmaliger Zusagen und hochgesteckter Versprechen wurden viele Zahlungen bisher nur zögerlich oder gar nicht geleistet. Reichen Versprechen alleine aus? Viele Länder des globalen Südens sagen klar: Nein. Sie fordern konkrete, sofortige Finanzierungszusagen, um die Anpassung an die Folgen des Klimawandels vorantreiben zu können – denn Hitzewellen und Überflutungen warten nicht darauf, dass Gelder irgendwann bereitstehen.

Ein Wettlauf gegen die Zeit

Die Weltgemeinschaft hat kaum noch Zeit. Nicht nur die Zielmarke von 1,5 °C ist fast erreicht, sondern auch die wissenschaftliche Prognose für die kommenden Jahre sieht düster aus. Extreme Wetterereignisse, von Stürmen bis hin zu ausgedehnten Trockenperioden, nehmen Jahr für Jahr zu und drohen, ganze Regionen unbewohnbar zu machen.

Ein Rückblick zeigt, wie viel Zeit bereits vergangen ist, ohne dass die Emissionen substanziell gesenkt wurden. In den letzten Jahren kam es zwar zu vielen Übereinkünften und Klimaplänen, doch fehlte es oft an der nötigen Umsetzungskraft. Die Länder, die jetzt am Verhandlungstisch sitzen, müssen sich fragen: Was kann wirklich noch erreicht werden, wenn wir nur noch wenige Jahre haben, um das Ruder herumzureißen?

Hoffnung durch Technologie und Innovation?

Moderne Technologien bieten einige Hoffnungsschimmer: Solartechnik, Windenergie, nachhaltige Landwirtschaft und innovative Speichertechnologien entwickeln sich stetig weiter. Es gibt also Wege, den Energieverbrauch zu reduzieren und Emissionen drastisch zu senken – doch der Einsatz dieser Technologien erfolgt noch viel zu langsam. Denn wer sind diejenigen, die in den Genuss dieser Technologien kommen? Und können Länder des globalen Südens überhaupt mithalten, wenn es an finanziellen und technologischen Mitteln mangelt?

Hier zeigt sich ein grundlegendes Problem: Es braucht globale Solidarität, um diese Technologien überall zugänglich zu machen. Die Klimakrise kann nur gemeinsam gelöst werden, und das bedeutet auch, dass reichere Länder bereit sein müssen, diese Technologien zu teilen und Entwicklungsländern den Zugang zu erleichtern.

Kann die COP 29 einen Wendepunkt setzen?

Baku könnte also zum Symbol für einen historischen Wendepunkt werden. Doch wird das auch wirklich geschehen? Die Voraussetzungen sind sicherlich alles andere als ideal: Politische Spannungen, wirtschaftliche Interessen und unterschiedliche Prioritäten erschweren die Verhandlungen. Aber die Stimmen nach einer gerechten Klimapolitik werden lauter – auch in der Zivilgesellschaft, die die Dringlichkeit der Klimafrage immer stärker in die Öffentlichkeit trägt.

Wenn die Länder dieser Welt jetzt nicht handeln, wann dann? Die COP 29 ist vielleicht nicht die letzte Chance für den Klimaschutz, aber sie ist sicherlich eine der bedeutendsten.

Fazit: Eine Frage der Entschlossenheit

Am Ende des Tages hängt alles von der Entschlossenheit der Verhandelnden ab. Die Wissenschaft zeigt uns glasklar: Wir stehen an einem Scheideweg. Entweder entscheiden sich die Staats- und Regierungschef:innen, die Klima- und Ungerechtigkeitskrise entschlossen anzugehen – oder sie riskieren das Fortbestehen unseres Planeten, wie wir ihn kennen.

Noch bleiben uns zehn Tage, in denen die Weichen gestellt werden können. Die Welt schaut gespannt auf Baku – und darauf, ob diese COP 29 als Wendepunkt in die Geschichte eingehen wird.


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!