Tag & Nacht

In der Crau-Ebene in Südfrankreich spielt sich ein stilles Drama ab: Der Criquet de Crau, eine seltene Heuschreckenart, ist vom Aussterben bedroht. Er kommt nur in dieser Region vor – nirgendwo sonst auf der Welt.

Jetzt setzen sich Naturschützer, Landwirte und Wissenschaftler gemeinsam dafür ein, seinen Lebensraum zu erhalten. Die Fondation du Patrimoine finanziert aktuell eine Mission zur Rettung des Insekts und seiner Umgebung. Doch warum dieser enorme Aufwand für eine einzelne Heuschreckenart?

Ein einzigartiger Lebensraum in Gefahr

Die Crau ist eine trockene, steinige Graslandschaft, die in Frankreich als „Coussoul“ bekannt ist. Hier lebt der Criquet de Crau – und nirgendwo sonst.

Doch dieses fragile Ökosystem steht unter Druck: Büsche und Bäume breiten sich aus, verdrängen die typischen Gräser und nehmen dem Criquet den Lebensraum. Camilla Crifò, Leiterin des Projekts „LIFE SOS Criquet de Crau“, beschreibt die Herausforderung:

„Wir müssen die Büsche entfernen. Wenn sich die Vegetation verändert, verlieren wir das Ökosystem, das der Criquet zum Überleben braucht.“

Das Problem: Der Criquet kann nicht einfach umziehen. Seine Flügel sind zu schwach zum Fliegen – er ist buchstäblich an seinen Lebensraum gefesselt.

Warum dieser Grashüpfer so wichtig ist

Die Rettung des Criquet de Crau ist weit mehr als der Schutz einer einzelnen Art. Er ist eine sogenannte „Schirmart“ (espèce parapluie). Das bedeutet: Schützt man ihn, schützt man auch viele andere gefährdete Arten, die in der Crau-Ebene leben – darunter seltene Vögel.

„Die Bedürfnisse des Criquet de Crau decken sich mit denen vieler anderer Arten der Region“, erklärt Crifò. „Wenn wir sein Habitat bewahren, profitieren auch sie davon.“

Bergschafe als heimliche Helfer

Überraschenderweise haben die Schafe der Region eine entscheidende Rolle im Schutz des Criquet. Sie halten die Vegetation kurz und verhindern so, dass Büsche überhandnehmen.

Perrine Turiez von der Landwirtschaftskammer der Bouches-du-Rhône koordiniert deshalb die Zusammenarbeit mit lokalen Hirten:

„Die Schafe gestalten den Lebensraum des Criquet – durch ihr Fressen halten sie das Gras auf der idealen Höhe für das Insekt.“

Es ist eine Form der nachhaltigen Landwirtschaft, die sowohl der Natur als auch den Bauern zugutekommt.

Züchtung und Wiederansiedlung als letzte Hoffnung

Um die Population langfristig zu sichern, setzt das Projekt LIFE auch auf kontrollierte Zucht und Wiederansiedlung des Criquet de Crau.

Denn eines ist sicher: Ohne gezielte Maßnahmen würde diese einzigartige Art bald verschwinden. Doch durch den Schutz ihres Lebensraums und den Einsatz von Wissenschaft und Landwirtschaft gibt es eine echte Chance, sie zu retten.

Ein kleines Insekt – und eine große Verantwortung für die Zukunft der Biodiversität.

Von C. Hatty

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