Tag & Nacht




In der Normandie schlägt ein Vorfall im Kernkraftwerk Flamanville erneut Wellen. Reaktorblock 1, seit Dezember 2024 für Wartungsarbeiten außer Betrieb, sollte in diesen Tagen wieder hochgefahren werden. Doch daraus wird erstmal nichts – ein unerwartetes Dampfleck in einem technischen Raum zwingt die Betreiber zum Stopp.

Ein kurzer Moment mit großer Wirkung.

Techniker entdeckten die Leckage bei Routineprüfungen im Rahmen des Wiederanfahrprozesses. Sofort wurde reagiert: Alle Schritte zur Wiederinbetriebnahme gestoppt, die Ursache muss nun zunächst genau untersucht und behoben werden. Und das unter den kritischen Augen der französischen Atomaufsicht, die eng mit dem Betreiber EDF zusammenarbeitet.

Wer die Geschichte von Flamanville kennt, den überrascht diese Wendung wenig.

Pannenserie in der Vergangenheit

Das Atomkraftwerk hat in den letzten Jahren mehrfach für Aufsehen gesorgt – und das nicht nur wegen des mit zwölf Jahren Verspätung in Bau befindlichen dritten Blocks, einem sogenannten EPR-Reaktor. Auch die alten Reaktoren 1 und 2 hatten ihre Schwierigkeiten.

Im Frühjahr 2024 etwa: Wasser trat an einer Warmwasserleitung aus, die zu einem Lüftungssystem gehörte. Zwar bestand keine Verbindung zum nuklearen Bereich, dennoch wurde der Vorfall als sicherheitsrelevant eingeordnet. Sicherheit geht eben vor – egal wie klein das Risiko scheint.

Ein paar Monate später der nächste Vorfall. Diesmal aus ökologischer Sicht besonders brisant: Aus den Kühlsystemen des neuen Reaktors traten Kühlmittel aus – Substanzen, die in der Atmosphäre massive Treibhauswirkungen entfalten können. Nicht nur ein technisches, sondern auch ein Umweltproblem.

Und dann war da noch der November 2024. Block 1 schaltete sich plötzlich automatisch ab, nachdem es zu einem Turbinenstopp und Lufteintritt in den Kondensator gekommen war. Der Grund: eine Sicherheitsabschaltung. Eigentlich ein Zeichen, dass die Schutzmechanismen funktionieren – doch die Häufung macht skeptisch.

Die Reaktion auf das aktuelle Leck

Jetzt also das Dampfleck – erneut eine Situation, bei der nichts dem Zufall überlassen wird. Der Reaktor bleibt vorerst vom Netz. Bevor nicht alles durchleuchtet, repariert und freigegeben ist, wird es keine Rückkehr zur Stromproduktion geben. Man kann sich vorstellen, wie angespannt die Stimmung bei EDF sein dürfte – nicht nur wegen des medialen Interesses, sondern auch wegen der Kritik, die aus Teilen der Bevölkerung und der Politik regelmäßig aufkommt.

Wie sicher sind unsere Atomanlagen wirklich?

Die Frage steht bei jedem Zwischenfall im Raum. Und in Flamanville kommt sie in regelmäßigen Abständen zurück wie eine hartnäckige Fliege im Sommer. Dabei bemühen sich die Verantwortlichen stets, transparent zu kommunizieren, schnell zu reagieren und die Vorschriften penibel einzuhalten.

Was bleibt – und wie es weitergeht

Solche Vorfälle zeigen, wie sensibel das Gleichgewicht im Betrieb eines Kernkraftwerks ist. Kleinste Unregelmäßigkeiten können große Auswirkungen haben – auf Zeitpläne, auf die öffentliche Meinung, auf das Vertrauen in die Atomkraft an sich.

Dass Block 1 nun erneut stillsteht, dürfte auch die Debatte um Frankreichs zukünftige Energiepolitik befeuern. Denn obwohl das Land stark auf Atomkraft setzt, ist die Akzeptanz in der Bevölkerung nicht selbstverständlich. Gerade dann nicht, wenn Pannen zur Routine werden.

Doch vielleicht liegt gerade darin auch die Lehre: Jeder Zwischenfall, so unerwünscht er ist, bietet die Chance, Prozesse zu verbessern, Technik zu hinterfragen und Systeme robuster zu machen. Die Frage ist nur, ob das Vertrauen schnell genug wiederhergestellt werden kann – oder ob der nächste Vorfall bereits um die Ecke wartet.

Von C. Hatty

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