Tag & Nacht

Die aktuelle Studienlage ist sich einig: Der Klimawandel stellt eine der größten gesundheitlichen Bedrohungen für die Menschheit dar. Extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, neue Infektionskrankheiten und verstärkte Allergiesaisons treffen viele Regionen auf eine Weise, die direkte und indirekte Gesundheitsfolgen für die menschliche Gesellschaft hat. Der Lancet Countdown 2024 sowie neue Untersuchungen aus Heidelberg und dem Helmholtz Zentrum München unterstreichen, dass der Wandel unseres Klimas bereits heute unsere Gesundheit gefährdet – und dies wird sich ohne konsequente Gegenmaßnahmen weiter verschärfen.

Hitzewellen und chronische Gesundheitsbelastungen

Die globale Erwärmung führt zu mehr Hitzetagen, die das Risiko für hitzebedingte Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Probleme oder Atemwegsbeschwerden erheblich erhöhen. Besonders vulnerabel sind ältere Menschen und chronisch Kranke, die extremen Temperaturen weniger widerstehen können. Das Helmholtz Zentrum München untersuchte in einer Studie mit Augsburger Proband:innen, wie Hitzewellen chronisch Erkrankte zusätzlich belasten – mit dem Ziel, politische Maßnahmen zur Gesundheitsvorsorge zu schaffen, die auf hitzesensible Gruppen abzielen. Diese Studien zeigen, dass insbesondere Menschen mit Bluthochdruck und Diabetes durch heiße Sommerperioden zusätzliche Belastungen erfahren und verstärkt medizinische Unterstützung benötigen. Die große Herausforderung: Wie lassen sich Gesundheitsgefährdungen für diese Risikogruppen mit vorbeugenden Maßnahmen wie Hitzeschutzplänen abfedern? Hier fehlen bisher ausreichende Konzepte und gesetzliche Vorgaben.

Neue und steigende Infektionsgefahren

Zusätzlich zu den Hitzebelastungen bringt der Klimawandel neue Infektionsrisiken mit sich. Wärmere Temperaturen verlängern die Aktivität von Zecken und Mücken, die Krankheiten wie Borreliose und Dengue-Fieber übertragen. Auch die saisonalen Bedingungen ändern sich, sodass Pollenflug und Allergiesaisons länger und intensiver werden. Forscher:innen, darunter Prof. Joacim Rocklöv, zeigen, dass sich durch den Klimawandel die Häufigkeit allergischer Reaktionen und die Ausbreitung von Zoonosen erhöht haben. Menschen mit Atemwegs- oder Immunkrankheiten reagieren in dieser Umgebung geschwächt auf Virusinfektionen. Dies zeigt sich beispielsweise auch bei durch Luftverschmutzung verursachter Allergiebelastung, die mit einem höheren Infektionsrisiko einhergeht.

Klimawandel und mentale Gesundheit: Ein unterschätzter Faktor

Was häufig übersehen wird, sind die psychologischen Belastungen durch die Klimakrise. Ständig wachsende Bedrohungen durch Naturkatastrophen, Ernährungsunsicherheit und Wohnungsverlust führen in vielen betroffenen Regionen zu Depressionen, Angststörungen und Stresssymptomen. Auch in den westlichen Ländern mit ihrem gemässigten Klima, wo extreme Klimaauswirkungen vielleicht weniger direkt spürbar sind, nimmt die „Klimaanxiety“, also die Angst vor den Folgen des Klimawandels, zu. Das Wissen um die weitreichenden Auswirkungen der Klimakrise löst Unsicherheiten und Ängste aus, die ebenfalls gesundheitliche Folgen haben.

Was muss sich ändern?

Die Forderung der Wissenschaft ist klar: Es braucht gezielte Maßnahmen. Das Gesundheitswesen muss widerstandsfähiger und nachhaltiger werden, etwa durch Umstellung auf regenerative Energien und ein vorausschauendes Versorgungssystem. Der Lancet Report schlägt vor, das Gesundheitssystem so umzugestalten, dass es einerseits klimaresilient und andererseits emissionsarm wird, um seinen eigenen CO₂-Fußabdruck zu senken. Der Sektor verursacht weltweit rund fünf Prozent der Treibhausgasemissionen, was ebenfalls ein massives Potenzial für nachhaltige Veränderungen darstellt.

Abschließende Überlegungen: Ein Appell an alle

Berichte und Studien zeigen, wie sehr die Auswirkungen des Klimawandels bereits in unseren Alltag eingreifen. Die derzeitigen Anstrengungen zur Anpassung sind bei weitem noch nicht ausreichend. Kommunen, Gesundheitseinrichtungen und die Bevölkerung müssen stärker einbezogen werden, um sowohl auf nationaler als auch globaler Ebene die richtigen Schritte in Angriff zu nehmen. Denn im Kampf gegen die Klimakrise geht es letztlich um das Wichtigste: unsere Gesundheit und die der nächsten Generationen.

MAB

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