Tag & Nacht




Am 22. Oktober 1981 schrieb Frankreich Geschichte – und zwar mit Highspeed. An diesem Tag startete die erste kommerzielle Fahrt des TGV (Train à Grande Vitesse) zwischen Paris und Lyon. Der berühmte Hochgeschwindigkeitszug, der mit über 260 Stundenkilometern durch die Landschaft jagte, war nicht nur ein technologischer Durchbruch, sondern auch der Beginn einer neuen Ära für das Reisen in Frankreich. Der TGV hat das Land schneller und kleiner gemacht – und den Tourismus revolutioniert. Was hat dieser Blitz auf Schienen seither bewirkt? Einiges!

Von Paris nach Lyon in Rekordzeit

Zurück ins Jahr 1981: Die Welt war noch nicht so vernetzt wie heute, Handys und das Internet, wie wir es kennen, existierten nicht. Doch der TGV, eine rasende Innovation, brachte das Land näher zusammen, und das in einer Zeit, in der Züge vor allem gemütlich durch die Landschaft tuckerten. Damals dauerte eine Fahrt von Paris nach Lyon satte vier Stunden – fast eine halbe Ewigkeit. Aber plötzlich verkürzte der TGV die Reisezeit auf gerade einmal zwei Stunden – ein revolutionärer Sprung!

Man konnte förmlich sehen, wie die Gesichter der Menschen bei der ersten Fahrt leuchteten, als sie merkten, dass Reisen nie wieder das Gleiche sein würde. Was früher eine zähe Tagesreise war, wurde plötzlich zu einem bequemen und vor allem schnellen Sprung von einer Metropole in die nächste.

Die Revolution der Mobilität und des Tourismus

Die Auswirkungen auf den Tourismus ließen nicht lange auf sich warten. Plötzlich war es kinderleicht, für ein Wochenende in eine andere Stadt zu fahren. Früh morgens in Paris ein Croissant schnappen, mittags in Lyon eine deftige „Bouchon“-Mahlzeit genießen, und am selben Abend wieder in Paris – völlig problemlos. Das klang wie Magie, war aber Realität, und es änderte die Art und Weise, wie Menschen in Frankreich und später in ganz Europa Urlaub machten.

Vor dem TGV war Reisen oft eine Frage der Geduld. Die langen Zugfahrten bedeuteten, dass viele ihre Ferien in der Nähe verbrachten, einfach weil der Weg ans andere Ende des Landes zu zeitaufwändig war. Der TGV änderte das mit einem Mal. Plötzlich wurden auch entferntere Regionen Frankreichs attraktiver – man konnte sie schnell erreichen und dort die Schönheit der Landschaft genießen. Die französische Riviera? Nur noch einen schnellen Zug entfernt. Die Atlantikküste? Kein Problem, schnell mal rüber düsen! Das machte das Land als Reiseziel insgesamt spannender und vielfältiger.

Der Aufstieg neuer Touristenziele

Vor allem die mittelgroßen Städte profitierten vom TGV-Boom. Während die klassischen Tourismusmagneten wie Paris und die Côte d’Azur immer schon Touristen anzogen, erlebten Städte wie Lyon, Bordeaux oder Straßburg dank der schnellen Verbindungen eine wahre Renaissance. Lyon zum Beispiel, einst als verschlafene Industriestadt bekannt, verwandelte sich durch den schnellen Anschluss nach Paris und später zu anderen Städten in eine pulsierende Metropole voller Kultur und kulinarischer Genüsse. Heute ist Lyon weltweit als Hauptstadt der Gastronomie bekannt – nicht zuletzt dank des TGV, der die Menschen in Scharen anzieht, um die berühmten „Bouchons Lyonnais“ zu entdecken.

Städte, die einst nicht im Fokus des internationalen Tourismus standen, rückten plötzlich ins Rampenlicht. Wochenendausflüge in charmante Städte, die sonst abseits der großen Touristenströme lagen, wurden zum Trend. Die einfache Erreichbarkeit machte sie plötzlich attraktiv, und das lokale Tourismusangebot boomte. Dabei war der TGV mehr als nur ein Transportmittel – er war ein Brückenbauer.

Frankreich im Schnelldurchlauf

Doch nicht nur Städte profitierten von dieser neuen Mobilität. Auch die ländlichen Regionen und abgelegeneren Gegenden des Landes wurden durch das dichte TGV-Netz besser erschlossen. Die Menschen konnten nun auch spontan und ohne große Planung aufbrechen, um beispielsweise in den malerischen Weiten der Provence zu wandern, ohne dafür tagelange Reisezeiten in Kauf nehmen zu müssen. Die Bahn hat quasi das Land geöffnet – die touristischen Möglichkeiten wurden multipliziert.

Gleichzeitig hat der TGV den Inlandstourismus angekurbelt, indem er die Franzosen selbst ermutigte, mehr von ihrem eigenen Land zu sehen. Eine neue Generation von Reisenden entdeckte Frankreich neu, indem sie die Vielseitigkeit und Schönheit des Landes durch die Panoramafenster des TGV betrachtete. An einem Tag in den Alpen Skifahren, am nächsten Tag am Mittelmeer in der Sonne brutzeln – das war plötzlich eine echte Option.

Umweltfreundliches Reisen

Ein weiterer, oft übersehener Aspekt ist der positive Einfluss des TGV auf den Umweltschutz. Frankreich hat früh erkannt, dass Hochgeschwindigkeitszüge eine umweltfreundliche Alternative zu Inlandsflügen darstellen. Der CO₂-Ausstoß eines Zuges ist im Vergleich zu Flugzeugen und Autos deutlich geringer, und da der TGV mit Elektrizität betrieben wird, hat er wesentlich dazu beigetragen, den ökologischen Fußabdruck des Reisens zu verringern. Dieser „grüne“ Aspekt wurde im Laufe der Jahre immer wichtiger, und Frankreich hat mit dem Ausbau seines TGV-Netzes Pionierarbeit geleistet, die andere Länder später nachahmten.

Der TGV heute – und morgen?

Heute, 43 Jahre später, ist der TGV aus Frankreichs Infrastruktur nicht mehr wegzudenken. Über 110 Millionen Menschen nutzen jährlich dieses schnelle Verkehrsmittel, und das Netz ist inzwischen auf über 2.800 Kilometer angewachsen. Der TGV ist längst nicht mehr nur auf Frankreich beschränkt – er verbindet Paris mit Metropolen in ganz Europa, von London über Brüssel bis nach Barcelona.

Doch was bringt die Zukunft? Der TGV ruht sich nicht auf seinen Lorbeeren aus. Schon seit einigen Jahren gibt es Pläne für noch schnellere Züge und größere Streckennetze. Mit dem „TGV M“, einer neuen Generation, die 2024 in Betrieb gehen soll, setzt Frankreich erneut auf Modernität und Effizienz. Und wer weiß, vielleicht wird der TGV irgendwann so schnell, dass wir eines Tages in nur zwei Stunden von Paris nach Rom düsen können?

Fazit: Mehr als nur ein Zug

Der TGV war und ist mehr als nur ein Zug – er ist ein Symbol für Fortschritt, Innovation und Vernetzung. Er hat das Reisen für Millionen Menschen erleichtert und das Gesicht des Tourismus grundlegend verändert. Frankreich ist durch ihn näher zusammengerückt, und der Tourismus hat einen enormen Schub erlebt – sowohl international als auch national. Man könnte fast sagen: Mit dem TGV kam die große Reisegeschwindigkeit – und Frankreich wurde eine Nummer kleiner. Aber mal ehrlich, wer hätte etwas dagegen, das Land in Lichtgeschwindigkeit zu entdecken?

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