Kaum ein Präsident der Vereinigten Staaten hat die Welt so polarisiert wie Donald J. Trump. Vom Einzug ins Weiße Haus im Jahr 2017 bis zum Ende seiner Amtszeit im Januar 2021 schrieb der Immobilienmogul, TV-Star und Politiker Schlagzeilen wie kaum ein anderer vor ihm. Seine Präsidentschaft war geprägt von radikalen politischen Entscheidungen, tiefen gesellschaftlichen Spaltungen und einer schier endlosen Kette von Kontroversen. Doch wie genau hat Trump die politische Landschaft der USA verändert?
Ein radikaler Kurswechsel: Steuerreform und Deregulierung
Eine der zentralen Errungenschaften von Trumps Präsidentschaft war die umfassende Steuerreform von 2017, die unter dem offiziellen Titel „Tax Cuts and Jobs Act“ (TCJA) firmierte. Sie senkte den Körperschaftssteuersatz von 35 % auf 21 % – die niedrigste Rate seit Jahrzehnten. Während Unternehmen und wohlhabende Amerikaner von den Reformen profitierten, kritisierten viele Experten, dass sie die Einkommensungleichheit verschärften. Die versprochenen „Jobs für die Mittelklasse“ blieben in vielen Regionen aus.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf der Deregulierung – insbesondere in der Energie- und Umweltpolitik. Trump löste die USA aus dem Pariser Klimaschutzabkommen, um „amerikanische Energieunabhängigkeit“ zu fördern. Stattdessen setzte er auf fossile Brennstoffe und hob zahlreiche Umweltauflagen auf. Gegner warnten vor langfristigen ökologischen Schäden, doch Trumps Anhänger sahen in seiner Politik einen „Befreiungsschlag“ für die Wirtschaft. Die große Frage bleibt: Kann man eine starke Wirtschaft wirklich auf Kosten der Umwelt aufbauen?
Außenpolitik: „America First“ und globale Erschütterungen
Trumps außenpolitischer Kurs war schlicht zusammenzufassen: „America First“. Seine Botschaft lautete, dass die USA ihre Interessen über alles andere stellen sollten – sei es in Handelsabkommen, Verteidigungsbündnissen oder internationalen Institutionen. Diese Haltung brachte ihm sowohl Bewunderung als auch Kritik ein.
Ein Höhepunkt seiner Außenpolitik war die Annäherung an Nordkorea. Mit den historischen Treffen zwischen Trump und Kim Jong-un brach der Präsident mit jahrzehntelangen diplomatischen Normen. Doch trotz der symbolischen Bedeutung blieben die Verhandlungen ohne konkrete Ergebnisse: Nordkorea behielt sein Atomprogramm bei.
Auf der anderen Seite zog sich Trump aus internationalen Organisationen wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zurück und ließ traditionelle Partner wie die NATO zeitweise im Regen stehen. Stattdessen suchte er den Schulterschluss mit autoritären Führern – etwa Wladimir Putin oder Mohammed bin Salman. Kritiker warfen ihm vor, die Führungsrolle der USA in der Welt geschwächt zu haben.
Die Spaltung der Gesellschaft: Trumps Einfluss auf die USA
Trumps Präsidentschaft spaltete die USA wie selten zuvor. Er inszenierte sich als Sprachrohr für jene Amerikaner, die sich von der etablierten Politik im Stich gelassen fühlten. Sein rhetorischer Stil – oft provozierend, polarisierend und unversöhnlich – verstärkte jedoch die Gräben zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen. Ob Migration, Rassismus oder Geschlechterfragen: Kaum ein Thema blieb unter seiner Präsidentschaft frei von Konflikten.
Sein Umgang mit den Protesten nach dem Tod von George Floyd war beispielhaft für diese Polarisierung. Während Millionen Menschen friedlich gegen Polizeigewalt und Rassismus demonstrierten, verurteilte Trump die Bewegung wiederholt als „Radikale“ und setzte auf eine „Law and Order“-Rhetorik. Für seine Anhänger war das ein Zeichen der Stärke, für seine Kritiker ein Beweis seiner Gleichgültigkeit gegenüber strukturellen Problemen.
Eine rhetorische Frage drängt sich hier förmlich auf: War Trump die Ursache der gesellschaftlichen Spaltung oder lediglich ein Katalysator, der tieferliegende Konflikte sichtbarer machte? Viele Beobachter argumentieren, dass die politischen und sozialen Spannungen in den USA lange vor Trump existierten – er habe sie nur gnadenlos verstärkt.
Kontroversen und Amtsenthebungsverfahren: Ein Präsident unter Dauerbeschuss
Kaum ein Präsident musste sich während seiner Amtszeit so häufig mit Kontroversen auseinandersetzen wie Donald Trump. Von der sogenannten „Russland-Affäre“ über den Umgang mit der COVID-19-Pandemie bis hin zu den Impeachment-Verfahren: Trumps Präsidentschaft war ein regelrechter Wirbelsturm.
Das erste Amtsenthebungsverfahren begann 2019. Es drehte sich um Vorwürfe, Trump habe die Ukraine unter Druck gesetzt, Ermittlungen gegen Joe Biden und dessen Familie einzuleiten – ein Versuch, seinen politischen Rivalen zu schwächen. Trotz umfangreicher Beweise wurde Trump im Senat freigesprochen, da die republikanische Mehrheit geschlossen hinter ihm stand. Doch der Schaden war angerichtet: Das Vertrauen in die US-Demokratie erlitt einen weiteren Schlag.
Im Januar 2021 folgte dann das zweite Amtsenthebungsverfahren – diesmal im Zusammenhang mit dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar. Trump wurde vorgeworfen, den Angriff auf die amerikanische Demokratie angestachelt zu haben, indem er wiederholt unbelegte Behauptungen über Wahlbetrug verbreitete. Auch diesmal wurde er freigesprochen, doch die Ereignisse hinterließen tiefe Narben in der politischen Landschaft der USA.
Ein politisches Vermächtnis voller Widersprüche
Was bleibt von Trumps Präsidentschaft? Für viele Amerikaner war er ein Präsident, der endlich „aufgeräumt“ und das Establishment herausgefordert hat. Seine Wirtschaftspolitik und sein Außenseiterstatus machten ihn zur Ikone für Millionen konservativer Wähler. Auf der anderen Seite steht eine Präsidentschaft, die von Chaos, Skandalen und gesellschaftlicher Polarisierung geprägt war.
Ob man Trump nun als Reformer, als Zerstörer oder als beides zugleich sieht – eines ist sicher: Seine Ära wird noch lange diskutiert werden. Trumps Einfluss auf die politische Kultur der USA ist nicht zu leugnen, und sein Schatten reicht weit über seine Amtszeit hinaus. Manche sehen in ihm einen politischen Meteoriten, der die Ordnung der Dinge auf den Kopf gestellt hat. Die Frage ist, ob die USA nach diesem Einschlag wieder zu einer stabileren Einheit finden können – oder ob sie auf immer in Trumps Spuren wandeln.
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