Tag & Nacht




Heute, am 24. April, steht die Welt wieder einmal im Zeichen des Dialogs: Der Internationale Tag des Multilateralismus und der Diplomatie für Frieden ruft in Erinnerung, dass echter Frieden nicht auf dem Schlachtfeld errungen wird, sondern am Verhandlungstisch. Ein schöner Gedanke – doch wie passt dieser in eine Welt, die von Konflikten und geopolitischen Machtspielen geprägt ist?

Der Ukraine-Krieg zeigt auf dramatische Weise, wie brüchig die Architektur der Diplomatie sein kann, wenn nationale Interessen und territoriale Ansprüche aufeinanderprallen. Drei Jahre dauert dieser Krieg nun schon an, und ein Ende scheint weiter entfernt als je zuvor. Oder doch nicht? Denn zuletzt sorgte ein neuer Friedensvorschlag aus den USA für reichlich Gesprächsstoff.

Trumps Friedensplan: Ein Angebot oder eine Zumutung?

US-Präsident Donald Trump legte vor wenigen Tagen einen Plan zur Beendigung des Ukraine-Krieges vor, der – sagen wir es offen – nicht nur für Zustimmung sorgt. Der Kern des Vorschlags: Die Ukraine soll die Annexion der Krim durch Russland anerkennen, auf eine NATO-Mitgliedschaft verzichten und im Gegenzug Sicherheitsgarantien aus den USA erhalten. Als zusätzliche Geste sollen die Vereinigten Staaten auch gewisse Eigentumsrechte an ukrainischen Atomkraftwerken erhalten – eine Maßnahme, die als Hebel für Stabilität verkauft wird.

Was auf den ersten Blick wie ein Kompromiss aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als einseitiges Entgegenkommen gegenüber Moskau. Ein Deal, der aus ukrainischer Sicht kaum akzeptabel ist, denn er verlangt nicht weniger als den Verzicht auf das eigene Territorium – auf jenes Land, für das seit Jahren Blut vergossen wird.

Man fragt sich: Wie kann so ein Vorschlag ernsthaft als Grundlage für Frieden dienen?

Multilateralismus am Scheideweg

Der heutige Tag soll eigentlich das Konzept des Multilateralismus feiern – die Idee, dass globale Herausforderungen nur gemeinsam gelöst werden können. Doch genau hier liegt das Dilemma: In einer Welt, in der mächtige Staaten ihre Interessen im Alleingang durchsetzen wollen, bleibt für echte multilaterale Verhandlungen oft kein Platz.

Die aktuellen Entwicklungen um den Ukraine-Krieg sind ein Paradebeispiel dafür. Während der Friedensvorschlag der USA weitgehend zwischen Washington und Moskau ausgehandelt wurde, bleibt die Ukraine – das betroffene Land – am Rande stehen. Auch die europäischen Partner, deren Sicherheit massiv auf dem Spiel steht, spielen kaum eine Rolle. Das untergräbt nicht nur das Vertrauen in die USA als verlässlichen Verbündeten, sondern wirft auch die Frage auf, wie ernst es die Großmächte wirklich mit multilateralen Prinzipien meinen.

Diplomatie braucht mehr als große Worte

Der Internationale Tag der Diplomatie für Frieden sollte nicht nur ein symbolisches Datum im Kalender sein. Er muss als Aufforderung verstanden werden, echte, faire und inklusive Verhandlungen zu führen. Frieden kann nicht durch Deals erkauft werden, die nur den Interessen einiger weniger dienen. Er entsteht dort, wo alle Beteiligten an einem Tisch sitzen – gleichberechtigt, gehört und respektiert.

Doch genau das ist heute oft Wunschdenken. Autoritäre Regime setzen auf Stärke, nicht auf Gespräch. Großmächte agieren im Alleingang, statt Verantwortung zu teilen. Und allzu oft steht am Ende ein „Friedensplan“, der den Namen nicht verdient.

Ein Weckruf an die Weltgemeinschaft

Gerade jetzt braucht die Welt eine starke, geeinte Stimme, die sich für echte Diplomatie starkmacht. Eine Diplomatie, die auf dem Fundament des Völkerrechts ruht und nicht von Machtinteressen untergraben wird. Es reicht nicht, einmal im Jahr schöne Reden zu halten. Wenn der Multilateralismus überleben soll, braucht es mehr: Mut, Beharrlichkeit und das ehrliche Bekenntnis, Frieden nicht als Verhandlungstrumpf zu begreifen, sondern als gemeinsames Ziel.

Vielleicht ist der heutige Tag genau der richtige Moment, um daran zu erinnern, worum es wirklich geht: Um den Versuch, den Frieden nicht dem Zufall zu überlassen – sondern ihn aktiv zu gestalten. Ob die Weltgemeinschaft diesen Anspruch einlösen kann, steht auf einem anderen Blatt.

Andreas M. B.

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