Tag & Nacht

Manche Karrieren beginnen im Verborgenen, andere von Anfang an im Rampenlicht – und dann gibt es noch jene, die mit einem goldenen Löffel starten, aber trotzdem voller Ambitionen stecken. Donald John Trump, der später als 45. Präsident der Vereinigten Staaten die Weltbühne dominierte, wuchs in einem Umfeld auf, das ihn maßgeblich prägte: eine Familie, die vom „American Dream“ lebte, aber diesen auch gnadenlos forderte. Was formte diesen polarisierenden Charakter, lange bevor er zur Marke „Trump“ wurde?

Kindheit in Queens: Ein Zuhause voller Erwartungen

Donald Trump wurde am 14. Juni 1946 in Queens, New York, als viertes von fünf Kindern von Fred und Mary Trump geboren. Die Familie lebte in einem wohlhabenden, aber nicht protzigen Umfeld. Fred Trump, Sohn des deutschen Auswanderers Friedrich Trumpf, war ein erfolgreicher Bauunternehmer, der in den 1930er-Jahren begonnen hatte, Mietshäuser für die wachsende Mittelklasse zu bauen. Donald wuchs also in einer Welt auf, die von Immobilien, Verträgen und Geschäftsessen geprägt war. Schon früh lernte er, dass Erfolg keine Option, sondern ein Muss war.

Donald selbst beschrieb seine Kindheit später oft als „privilegiert“, aber alles andere als sorglos. Fred Trump war ein strenger Vater, der nicht nur Wert auf Disziplin legte, sondern auch darauf, dass seine Kinder Stärke zeigten. „Mein Vater glaubte nicht an Schwäche“, schrieb Donald Trump in seiner Autobiografie The Art of the Deal. Diese Haltung formte den jungen Donald – und führte oft zu Spannungen. Besonders in der Schulzeit zeigte sich, dass Donald nicht einfach ins System passte. Seine Lehrer beschrieben ihn als intelligent, aber auch rebellisch und schwer zu bändigen.

Vom Problemkind zur Militärakademie

Mit 13 Jahren schickten seine Eltern ihn auf die New York Military Academy (NYMA) – eine Entscheidung, die laut Trump selbst „die Weichen seines Lebens“ stellte. Warum diese drastische Maßnahme? Donald war in seiner Heimatstadt Queens immer wieder durch ungebührliches Verhalten aufgefallen, und seine Eltern hofften, dass die strengen Regeln der Militärakademie ihn disziplinieren würden.

Die NYMA war kein gewöhnliches Internat. Hier wurde nicht nur auf akademische Leistungen Wert gelegt, sondern auch auf militärische Ordnung, Durchhaltevermögen und Führungsqualitäten. Für Donald war diese Umgebung anfangs eine Herausforderung, doch er lernte schnell, wie man sich behauptet. Bald wurde er zum Captain eines der Kadettenkompanien ernannt, eine Position, die Führungsstärke und Organisationstalent erforderte. Diese Erfahrung hinterließ Spuren: „Die Militärakademie hat mir beigebracht, zu kämpfen – für das, was ich will, und für das, woran ich glaube“, sagte Trump später.

Doch so eindrucksvoll diese Anekdoten klingen mögen, Kritiker argumentieren, dass die NYMA weniger eine Transformation als eine Flucht für die Trumps war. Fred Trump hatte sich entschieden, seinen „unbändigen“ Sohn aus dem familiären Umfeld zu nehmen, um ihn in einem strengeren Umfeld zu formen. Aber war Donalds rebellischer Geist wirklich gebändigt? Oder hat er dort nur gelernt, wie man ihn besser kontrolliert?

Das Studium an der Wharton School: Prestige und Praxis

Nach dem Abschluss an der Militärakademie entschied sich Donald für ein Wirtschaftsstudium. Nach einem kurzen Zwischenstopp am Fordham College wechselte er an die University of Pennsylvania, wo er die renommierte Wharton School of Finance besuchte – eine der angesehensten Wirtschaftsschulen der USA.

Das Studium dort gilt bis heute als eine der oft erwähnten Errungenschaften von Trump. Tatsächlich war sein akademischer Werdegang solide, doch er selbst hielt sich nie mit Einzelheiten auf. Stattdessen nutzte er den Namen „Wharton“, um sich in der Öffentlichkeit als äußerst gebildet und geschäftserfahren zu präsentieren. Trump absolvierte sein Studium 1968 mit einem Bachelor in Wirtschaftswissenschaften. Was ihn allerdings mehr prägte als die Vorlesungen, war der Einfluss seines Vaters Fred.

Fred Trump hatte seinem Sohn frühzeitig klargemacht, dass das Familienunternehmen – die Trump Organization – seine Zukunft sein würde. Donald pendelte während des Studiums häufig nach Queens, um direkt von seinem Vater zu lernen. Fred war ein Meister darin, öffentliche Fördergelder für Bauprojekte zu nutzen, und vermittelte seinem Sohn, wie wichtig Pragmatismus und ein scharfer Geschäftssinn im Immobiliengeschäft sind. Es war Fred, der Donald zeigte, wie man Chancen erkennt – und wie man sie gnadenlos nutzt.

Der Einstieg ins Familienunternehmen: Ambitionen und Konflikte

1968, frisch von der Universität, stieg Donald Trump offiziell in die Trump Organization ein. Während sein Vater vor allem auf den Bau von Mietwohnungen in den New Yorker Außenbezirken spezialisiert war, hatte Donald andere Pläne. Er wollte größer denken, prunkvoller – und vor allem zentraler. Sein Ziel war es, in Manhattan Fuß zu fassen, dem prestigeträchtigen Herzen New Yorks, das Fred Trump stets gemieden hatte. „Mein Vater war ein toller Mann, aber er dachte zu klein“, erklärte Donald später.

Schon früh zeigte sich, dass Vater und Sohn unterschiedliche Ansichten hatten. Fred Trump war ein vorsichtiger Geschäftsmann, der Wert auf stabile Gewinne und geringe Risiken legte. Donald hingegen war bereit, große Summen zu investieren und dabei auch Risiken einzugehen – ein Ansatz, der seinem Vater nicht immer behagte. Trotzdem unterstützte Fred seinen Sohn, unter anderem mit großzügigen Krediten, die später wiederholt Thema in der öffentlichen Diskussion wurden.

Donald begann, das Familienunternehmen auf seine eigene Weise zu prägen. Sein erstes großes Projekt war die Renovierung des Commodore Hotels, das später als Grand Hyatt bekannt wurde. Mit diesem Projekt gelang es ihm, das erste Mal als eigenständiger Geschäftsmann aufzutreten und sich einen Namen zu machen. Unterstützt von seinem Vater und mit cleveren Verhandlungen, darunter Steuervergünstigungen, etablierte sich Donald in Manhattan – ein Meilenstein, der seinen weiteren Weg ebnete.

Von der Familie geprägt – und doch ein Einzelkämpfer

Betrachtet man Donald Trumps frühe Jahre, so wird deutlich, wie sehr sein Vater Fred Trump als Mentor und Vorbild diente. Fred vermittelte ihm den Umgang mit Geld, die Bedeutung von harter Arbeit und den Glauben an den Erfolg. Doch Donald war kein einfacher Schüler – er wollte nicht nur die Fußstapfen seines Vaters füllen, sondern sie übertreffen.

Diese Ambition, gepaart mit einem unerschütterlichen Selbstbewusstsein, machte ihn zu der polarisierenden Figur, die er später wurde. Die Grundlagen für seine spätere Karriere – ob im Immobiliengeschäft oder in der Politik – wurden in dieser Phase seines Lebens gelegt. Und doch bleibt die Frage: Wäre Donald Trump ohne Fred Trump je zu „Donald Trump“ geworden? Ein Gedanke, der zeigt, wie untrennbar Erfolg und Herkunft oft miteinander verwoben sind.


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