Tag & Nacht




Der 8. Juni 2025 war ein schwarzer Tag für die Bergsteiger-Community. Ein erfahrener Alpinist in seinen Sechzigern verlor auf tragische Weise sein Leben beim Abstieg von der Grande Casse – dem höchsten Gipfel der Vanoise in den französischen Alpen. Ort des Geschehens: der berüchtigte Glacier des Grands Couloirs.

Es war kurz nach 11 Uhr, als sich das Unglück ereignete. Der Mann, unterwegs mit einem nicht angeseilten Partner, rutschte ab – eine Situation, wie sie in dieser Höhenlage verheerende Folgen haben kann. Die Rettungskräfte der CRS Alpes kamen rasch per Helikopter zur Unglücksstelle, doch jede Hilfe kam zu spät.

Eine klassische Route mit Tücken

Der Glacier des Grands Couloirs gilt als „Normalweg“ auf die Grande Casse, deren Gipfel auf stolzen 3.855 Metern thront. Doch wer denkt, dieser Weg sei ungefährlich, irrt gewaltig. Die Route hat es in sich: steile Flanken, versteckte Gletscherspalten und die Gefahr von Steinschlag – die Liste der Risiken ist lang. Besonders der Abstieg kann zur Falle werden, vor allem wenn man auf die Sicherung mit dem Seil verzichtet, wie es hier offenbar der Fall war.

Wenn das Wetter nicht mitspielt

Hinzu kamen an diesem Sonntag schwierige Wetterverhältnisse. Starke Winde erschwerten nicht nur die Bergung – sie beeinflussten auch die Stabilität des Geländes. Wind kann Schnee und Eis auf gefährliche Weise umlagern und so selbst erfahrene Alpinisten überraschen. Wer sich da auf die Berge einlässt, sollte doppelt vorsichtig sein.

Sicherheit – mehr als nur Ausrüstung

Einmal mehr zeigt dieser Unfall, wie wichtig Vorsicht, Vorbereitung und Respekt vor der Natur sind. Selbst bei vermeintlich „klassischen“ Routen ist das Anseilen kein übertriebener Sicherheitsfanatismus, sondern lebensrettende Praxis. Wer die Zeichen des Wetters ignoriert oder sich ohne ausreichend Training auf solche Abenteuer einlässt, riskiert nicht nur seine Gesundheit – sondern sein Leben.

Was hätte geholfen? Wahrscheinlich: bessere Einschätzung der Bedingungen, konsequente Sicherung mit dem Seil und gegebenenfalls der Verzicht auf den Gipfel an einem derart heiklen Tag.

Berghütten und Profis: Die unterschätzten Lebensretter

Das Refuge du Col de la Vanoise auf 2.518 Metern dient vielen Alpinisten als Stützpunkt für Touren zur Grande Casse. Dort bekommt man nicht nur einen warmen Tee, sondern oft auch wertvolle Hinweise auf die aktuelle Lage. Noch wichtiger: die Bergführer. Sie kennen die Route wie ihre Westentasche, erkennen Veränderungen im Gelände blitzschnell und wissen, wann der richtige Moment zum Umdrehen ist.

Klar, ein Guide kostet Geld – aber wie viel ist ein Leben wert?

Von Daniel Ivers

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