Tag & Nacht

Am 6. November begehen wir jährlich den Internationalen Tag für die Verhütung der Ausbeutung der Umwelt in Kriegen und bewaffneten Konflikten – ein Tag, der oft im Schatten anderer globaler Gedenktage steht, aber keinesfalls an Bedeutung verliert. Während bewaffnete Konflikte unzählige menschliche Tragödien verursachen, leidet eine weitere unschuldige „Partei“: unsere Umwelt. Wälder, Wasserquellen, Böden und Tierarten – sie alle gehören zu den oft übersehenen Opfern des Krieges. An diesem Tag möchten wir darauf aufmerksam machen, dass der Schutz der Natur in Kriegszeiten ebenso wichtig ist wie der Schutz der Menschenrechte.

Die verheerenden ökologischen Folgen des Krieges

Die Spuren der Kriege, die in den letzten Jahrhunderten auf der Erde ausgefochten wurden, sind bis heute sichtbar. Ob es sich um die chemischen Waffen handelt, die im Vietnamkrieg eingesetzt wurden, die giftigen Ölrückstände, die während des Zweiten Golfkriegs brannten, oder die massiven Umweltzerstörungen in Syrien – die Natur ist immer wieder Opfer dieser Konflikte geworden. Diese Zerstörungen haben nicht nur kurzfristige Auswirkungen, sondern oft langfristige Schäden, die über Generationen hinweg spürbar sind.

Böden werden verseucht und können auf lange Zeit hinweg keine Ernten mehr tragen. Trinkwasserquellen werden kontaminiert und ungenießbar. Wälder, die jahrzehntelang gewachsen sind, brennen nieder und hinterlassen karge Landschaften, die dem Erosionseinfluss von Wind und Regen ausgesetzt sind. Tiere fliehen oder sterben, und ganze Ökosysteme geraten aus dem Gleichgewicht. Kriege führen dazu, dass aus fruchtbarem Land eine Wüste wird, dass Regenwälder verschwinden und dass Luft und Wasser verschmutzen. Diese ökologischen Wunden heilen nur langsam, falls überhaupt.

Warum der Schutz der Umwelt im Krieg oft vernachlässigt wird

Inmitten eines bewaffneten Konflikts stehen militärische und strategische Interessen im Vordergrund, und für den Schutz der Umwelt bleibt wenig Raum. Für viele Konfliktparteien erscheint der Schutz der Natur in einem Krieg, in dem Menschen täglich sterben, zweitrangig. Doch diese Denkweise ist fatal. Denn die Umwelt ist nicht nur ein „schönes Beiwerk“ unseres Lebens, sondern unsere Lebensgrundlage. Ihre Zerstörung trifft oft die Schwächsten zuerst – Menschen in ländlichen Regionen, indigene Völker und die ärmsten Schichten der Gesellschaft, die stark von der Natur abhängen.

Hinzu kommt, dass der Schutz der Umwelt im Krieg international nur lückenhaft geregelt ist. Während Menschenrechte und der Schutz der Zivilbevölkerung in Kriegen durch zahlreiche Abkommen wie die Genfer Konventionen geregelt sind, fehlt es dem Umweltschutz an klaren und verbindlichen Vorschriften. Die Vereinten Nationen und Organisationen wie das Internationale Rote Kreuz haben die Problematik zwar erkannt, doch konkrete Maßnahmen und internationale Vereinbarungen lassen auf sich warten.

Die Rolle der Vereinten Nationen und internationaler Organisationen

Die Vereinten Nationen haben den 6. November zum Tag gegen die Ausbeutung der Umwelt in Konflikten erklärt, um auf diese Problematik aufmerksam zu machen und den Fokus der internationalen Gemeinschaft auch auf das Leid der Umwelt zu lenken. Gleichzeitig bemühen sich Organisationen wie das UNEP (Umweltprogramm der Vereinten Nationen) und das IKRK (Internationale Komitee vom Roten Kreuz), bei Konfliktparteien und Staaten ein Bewusstsein für den Schutz der Umwelt im Krieg zu schaffen.

Doch trotz dieser Bemühungen gibt es bisher nur wenige konkrete Maßnahmen und Durchsetzungsmechanismen, um die Umwelt in bewaffneten Konflikten zu schützen. Zwar existiert das Übereinkommen über das Verbot der Umweltmodifikationstechniken, welches seit 1978 die gezielte Umweltzerstörung als Waffe untersagt, doch nur wenige Länder halten sich in Krisenzeiten daran. Es braucht stärkere internationale Abkommen, die nicht nur die Absicht formulieren, sondern klare Mechanismen zur Rechenschaftspflicht und Durchsetzung bieten.

Warum Umweltschutz auch Friedensschutz ist

Der Schutz der Umwelt im Krieg ist kein Nebenschauplatz, sondern spielt eine zentrale Rolle für den Aufbau und die Erhaltung von Frieden. Denn die Natur ist eng mit den Lebensgrundlagen der Menschen verbunden. Wer Felder verseucht, Brunnen vergiftet oder Wälder zerstört, nimmt Menschen die Basis, sich wieder eine Existenz aufzubauen. Naturzerstörung verstärkt somit Konflikte, vertieft soziale Ungerechtigkeiten und erzeugt neue Spannungen. Die Folgen treffen oft genau die Regionen und Bevölkerungsgruppen, die nach dem Ende des Krieges am meisten auf eine intakte Umwelt angewiesen sind.

Zudem gibt es inzwischen immer mehr Hinweise darauf, dass Klimawandel und Umweltzerstörung selbst Auslöser für Konflikte sein können. Wassermangel und landwirtschaftliche Krisen führen in bereits fragilen Staaten zu Rivalitäten und können bestehende Konflikte anheizen. Ein nachhaltiger Umweltschutz könnte daher langfristig helfen, Konflikte zu verhindern, Spannungen zu reduzieren und stabilisierende Grundlagen für den Frieden zu schaffen.

Was wir tun können: Bewusstsein schaffen und Verantwortung übernehmen

Der Internationale Tag für die Verhütung der Ausbeutung der Umwelt in Konflikten sollte uns alle daran erinnern, dass wir in einer global vernetzten Welt leben. Was in einem Land geschieht, betrifft uns alle. Umweltzerstörung in Kriegsgebieten gefährdet nicht nur die Ökosysteme und Menschen vor Ort, sondern kann globale Auswirkungen haben. Giftige Rückstände, verseuchte Flüsse und Böden sowie der Verlust von Artenvielfalt sind ein Erbe, das wir zukünftigen Generationen hinterlassen.

Wir alle können dazu beitragen, das Bewusstsein für die Zerstörung der Umwelt in Konflikten zu schärfen. Regierungen sollten verstärkt in internationale Abkommen zum Umweltschutz in Kriegszeiten investieren, und Unternehmen sollten sicherstellen, dass ihre Produkte und Ressourcen nicht in Konfliktregionen ausgebeutet werden. Auch wir als Konsumenten haben eine Rolle – indem wir unser Konsumverhalten hinterfragen, können wir ein Signal an die Verantwortlichen senden, dass wir einen umweltbewussten und friedlichen Umgang mit Ressourcen fordern.

Ein Appell an die Weltgemeinschaft

Der Schutz der Umwelt in Kriegen ist mehr als eine moralische Pflicht. Er ist eine Notwendigkeit, um nach einem Krieg eine Welt zu hinterlassen, in der Menschen wieder sicher und gesund leben können. An diesem Tag sollten wir alle innehalten und uns bewusst machen, dass der Schutz der Natur eine universelle Verantwortung ist – eine Verantwortung, die nicht endet, wenn ein Konflikt ausbricht, sondern die uns gerade dann umso mehr verpflichtet.

Es grüßt die Redaktion von Nachrichten.fr!


Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!