Tag & Nacht

Sie heißt Tethysbaena ledoyeri. Hinter diesem barbarischen Namen verbirgt sich eine Mini-Garnele, durchscheinend und ohne Augen, die zur taxonomischen Ordnung der Thermosbaenaceae gehört.

Ein Krustentier, spezialisiert auf Grundwasser. Derzeit gibt es weltweit nur 37 Arten, die nach ihrer Entdeckung im Calanques-Nationalpark erstmals in Frankreich identifiziert wurden.

Tethysbaena ledoyeri lebt in den Tiefen des Parks in einem unterirdischen Netzwerk von überfluteten Galerien, in denen frisches Wasser von einem Becken bis zum Sainte-Baume-Massiv fließt. Obwohl dieses Netzwerk seit der Römerzeit bekannt ist, wird es sehr selten betreten.

Es herrscht völlige Dunkelheit. Dort wächst keine Pflanze und die vorhandene Nahrung beschränkt sich auf kleine Teilchen, die von der Strömung und den wenigen im Schlamm vorhandenen Bakterien in das unterirdische System hineingetragen werden. Keine Koralle, keine Algen, kein Moos. Den wenigen Neugierigen, die sich dort hinein wagen, präsentieren sich kahle Kalksteinmauern. Diese karge Umgebung scheint sehr lebensabweisend zu sein.

Und doch. Die zerbrechliche Tethysbaena ledoyeri wurde 1993 zum ersten Mal gefangen genommen und hat genau diese Umgebung zu ihrem Zuhause gemacht. Blind aber mit einem hoch entwickelten Geruchssinn ausgestattet findet sie auch kleinste Nährstoffpartikel, die sie benötigt, um in dieser dunklen Welt zu überleben.

„Das Leben findet immer Lösungen, die Evolution ermöglicht Innovationen und Anpassungen auch in extremsten Umgebungen“, bemerkt der Biologe Pierre Chevaldonné, der sie 2003 im Fackelstrahl wieder auftauchen sah. Es muss allerdings bis 2019 gewartet werden, bis eine neue Probenahme durchgeführt und diese neue Art endgültig offiziell beschrieben wird.


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