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Die enge Verbindung zwischen Elon Musk und Donald Trump hat eine neue Dynamik in der amerikanischen Wirtschaft und Politik entfaltet. Während Musk mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpft, erhält er Rückendeckung aus dem Weißen Haus – eine Entwicklung, die Chancen birgt, aber auch Risiken für beide Seiten offenlegt.

Als Donald Trump im Jahr 2024 wieder ins Weiße Haus einzog, war Elon Musk längst mehr als nur ein prominenter Unternehmer. Der Tesla-Gründer hatte sich zum größten Einzelspender der Wahlkampagne entwickelt und mehr als 290 Millionen Dollar für Trump und andere republikanische Kandidaten bereitgestellt. Eine solche finanzielle Unterstützung blieb nicht folgenlos: Musk erhielt eine führende Rolle im neu geschaffenen „Department of Government Efficiency“ (DOGE), das darauf abzielt, Bürokratie abzubauen und Staatsausgaben zu reduzieren.

Doch während Musk als politischer Akteur an Einfluss gewinnt, gerät sein wirtschaftliches Imperium ins Wanken. Der Aktienkurs von Tesla ist seit Jahresbeginn um mehr als 35 Prozent gefallen, und Investoren fordern zunehmend, dass Musk seine Aufmerksamkeit wieder auf das Unternehmen richtet. Gleichzeitig erlebt Tesla eine Welle an Boykottaufrufen und Protesten, die sich gegen Musks politische Haltung richten.

Trumps Schützenhilfe für Musk

Inmitten dieser Krise griff Trump persönlich ein. In einem ungewöhnlichen Auftritt vor dem Weißen Haus präsentierte der Präsident Tesla-Fahrzeuge und erklärte, sich selbst ein Model S zu kaufen – eine offensichtliche Geste der Unterstützung für seinen wichtigsten Verbündeten. Die Veranstaltung, eine Mischung aus Pressekonferenz und Werbung, führte zu einem spürbaren Anstieg der Online-Suchen nach Tesla-Fahrzeugen, insbesondere in konservativ geprägten Bundesstaaten.

Trump und seine Regierung gehen noch weiter: Justizministerin Pam Bondi kündigte an, dass Vandalismus an Tesla-Fahrzeugen härter bestraft werde. „Wer eine Tesla-Filiale beschädigt oder sich an Protesten beteiligt, wird als inländischer Terrorist behandelt“, erklärte sie in einem Interview. Gleichzeitig rufen republikanische Politiker und konservative Meinungsführer dazu auf, Musk durch den Kauf seiner Fahrzeuge zu unterstützen. Der texanische Senator Ted Cruz sprach gar von der „coolsten Aktion, die er je gesehen habe“.

Doch die Strategie ist nicht ohne Risiken. Tesla hat über Jahre hinweg eine umweltbewusste, eher liberale Kundschaft angesprochen, die durch Musks Nähe zu Trump zunehmend abgeschreckt wird. Der Versuch, konservative Wähler als neue Käufergruppe zu gewinnen, könnte sich als zweischneidiges Schwert erweisen.

Musk zwischen politischem Einfluss und wirtschaftlichem Kalkül

Die Allianz zwischen Trump und Musk ist mehr als eine persönliche Freundschaft oder eine wirtschaftliche Zweckgemeinschaft. Sie steht exemplarisch für die Verflechtung von Politik und Wirtschaft, die in den USA immer offener ausgetragen wird. Während einige Investoren darauf hoffen, dass Musks Nähe zur Macht Tesla Vorteile verschafft – etwa durch regulatorische Erleichterungen für autonome Fahrzeuge –, warnen andere vor langfristigen Reputationsschäden.

Ein zentrales Problem bleibt Musks Doppelrolle als Unternehmer und Regierungsbeamter. Die Demokraten haben bereits eine Untersuchung gefordert, ob es einen Interessenkonflikt gibt, wenn ein Bundesangestellter ein Unternehmen leitet, das direkt von politischen Entscheidungen profitieren kann. Fragen dazu, ob das Weiße Haus Tesla durch behördliche Maßnahmen begünstigt, stehen ebenso im Raum wie mögliche Vorteile für andere Musk-Firmen wie SpaceX und Starlink.

Gleichzeitig wächst der Druck auf Musk innerhalb seines eigenen Konzerns. Einige Führungskräfte von Tesla sollen bereits nach neuen beruflichen Möglichkeiten suchen, besorgt über die zunehmende Politisierung des Unternehmens. Während Musk öffentlich betont, seine Aufgaben bei DOGE strikt von seinen geschäftlichen Interessen zu trennen, äußern Analysten Zweifel an dieser Trennung.

Die Grenzen des „Parallelmarktes“

Einige konservative Unternehmer sehen in der aktuellen Entwicklung ein Modell für die Zukunft: Eine Wirtschaft, die sich gezielt an ein republikanisches Publikum richtet und sich von der „woken“ Unternehmenskultur der letzten Jahre abgrenzt. Die Idee eines „Parallelmarktes“, in dem Unternehmen ausschließlich für konservative Kunden produzieren, hat prominente Befürworter, darunter den Investor Peter Thiel und Donald Trump Jr.

Doch für Tesla ist dieses Modell kaum tragfähig. Anders als konservative Medien oder Finanzdienstleistungen ist der Elektroautomarkt nicht ausschließlich politisch definierbar. Sollte Tesla seine traditionelle Käuferbasis verlieren, könnte der Versuch, sich als konservative Marke neu zu erfinden, nicht ausreichen, um den wirtschaftlichen Niedergang aufzuhalten.

Die kommenden Monate werden zeigen, ob die Allianz zwischen Musk und Trump eine strategische Meisterleistung oder eine wirtschaftliche Sackgasse war. Eines ist sicher: Noch nie war die Zukunft von Tesla so eng mit dem politischen Schicksal eines US-Präsidenten verknüpft wie heute.

Von Andreas Brucker

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