Tag & Nacht

Fünf Monate nach der Vorstellung ihres Energie-Einsparungsplans glaubt die Regierung, auf dem richtigen Weg zu sein. Doch Experten glauben, dass der schwierigste Teil noch vor den Bürgern liegt.

Frankreich war „widerstandsfähig“, wie es RTE, der Betreiber des Stromübertragungsnetzes, gestern ausdrückte, warnt aber dennoch: 2022 war eines der schlechtesten Jahre in Bezug auf die Stromerzeugung, die um 15 % zurückging. Die Stromerzeugung Frankreichs befindet sich auf dem tiefsten Stand seit 30 Jahren mit einer sehr schlechten Bilanz bei der Kernenergie wie auch bei der Wasserkraft.

Die gute Nachricht ist, dass auch der Verbrauch in Haushalten, Unternehmen und sogar Behörden um 10 % gesunken ist. Bei der Regierung ist man der Meinung, dass man das Schlimmste verhindert hat. Die Frage, die die Regierung jedoch umtreibt, ist die Nachhaltigkeit dieses Rückgangs. In diesem Winter hat das französische Stromsystem trotz aller Katastrophenszenarien gehalten. Die seit einigen Monaten zu beobachtende Sparsamkeit entspricht noch immer dem doppelten Ziel der Regierung: Die Energiekosten zu senken und das Netz zu entlasten.

Aber, so warnen Experten: Es könnte eine vierzehntägige Kältewelle und zwei Reaktoren, die plötzlich gewartet werden müssen, genügen, und Frankreichs nach wie vor labiles Stromnetz wäre wieder unter Druck.

Vor diesem Hintergrund will die Regierung den Franzosen erneut Anstrengungen abverlangen. Frankreich hat sich das Ziel gesetzt, den Energieverbrauch bis 2050 um 40 % zu senken.

Ein Rückgang um 10 % ist gut, aber die ersten Prozent sind wahrscheinlich die einfacheren. Man habe nur die Verschwendung beseitigt, sagen Experten. In den nächsten Monaten dürfte die Regierung daher wieder mit Forderungen nach Energieeinsparungen auf den Plan treten. Nachdem die Franzosen in diesem Winter dazu aufgerufen wurden, die Heizung herunter zu drehen, wird im Sommer die gleiche Forderung zur Nutzung der Klimaanlagen auf sie zu kommen.

Das Grundproblem ist noch nicht gelöst. Auch im nächsten Winter werden wieder einige Reaktoren gewartet werden müssen und die Gasversorgung ist nach der Abkopplung von Russland noch nicht wieder vollständig gesichert. So besteht die Gefahr, dass die Debatte über mögliche Stromabschaltungen sehr schnell wieder aufflammt.

Wenn neben dem Energieverbrauch auch der CO2-Ausstoss reduziert werden soll, dann wird man auch über Kraftstoffe und den Verkehr reden müssen. Und das ist politisch gesehen eine ganz heikle Sache.

Selbst französische Umweltschützer werben nicht wirklich für höhere Benzinpreise, um die Nutzung fossiler Brennstoffe zu reduzieren. Nach einer schwierigen Rentenreform ist es eher unwahrscheinlich, dass die Regierung sich daran wagen wird. Wenn es um Benzinpreise geht, taucht immer das Gespenst der „Gelbwesten“ in den Köpfen der Regierenden auf.


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