Ein nächtliches Drama in den Gewässern des Ärmelkanals hat die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen französischen und britischen Fischern weiter verschärft. Ein französisches Fischerboot wurde in der Nacht vom 14. auf den 15. Januar von einem britischen Schiff attackiert. Der Vorfall verdeutlicht, wie explosiv die Lage seit dem Brexit geworden ist.
Angriff im Dunkeln
Der „Rose de Cascia“, ein französischer Trawler unter der Leitung von José Leprêtre, befand sich in britischen Gewässern, als es gegen 2:30 Uhr zu einem gefährlichen Zwischenfall kam. Einer der Fischer bemerkte ein unbekanntes Schiff, das sich dem Boot ohne Beleuchtung und ohne eingeschaltete Identifikationssysteme näherte. Die Crew alarmierte den Kapitän – und die Lage spitzte sich dramatisch zu.
Mit eingeschaltetem Scheinwerfer erkannte Leprêtre das angreifende Schiff: die „Henk Senior“, ein britisches Fischerboot. Die britische Crew griff mit einem Enterhaken einen der Kabel, die den französischen Trawler mit seinem Netz verbanden, und kappte ihn. Eine riskante Aktion, die das französische Boot beschädigte und die Besatzung in Lebensgefahr brachte.
Lebensgefährlicher Einsatz
„Es hätte uns das Leben kosten können“, schilderte Leprêtre die brenzlige Situation. Die französischen Fischer versuchten verzweifelt, die beschädigten Netze zu retten, während die Gefahr bestand, dass das Boot in den Angriff verwickelt wird. Der Angriff sei nicht nur ein Akt der Einschüchterung gewesen, sondern hätte leicht in einer Katastrophe enden können.
Brexit als Zündstoff für Konflikte
Dieser Vorfall ist ein besorgniserregendes Zeichen für die zunehmenden Spannungen zwischen französischen und britischen Fischern, die sich seit dem Brexit weiter verschärft haben. Die Regelungen zur Fischerei in britischen Gewässern sind seit dem Austritt Großbritanniens aus der EU ein ständiger Streitpunkt. Französische Fischer beklagen Einschränkungen und bürokratische Hürden, während britische Fischer ihre Gewässer vehement gegen „Eindringlinge“ verteidigen.
Das aktuelle Ereignis markiert jedoch eine neue Eskalationsstufe. Noch nie zuvor war ein solcher physischer Angriff in der Region dokumentiert worden.
Politische Reaktionen gefordert
Der Vorfall hat in Frankreich und Großbritannien gleichermaßen für Aufsehen gesorgt. Französische Politiker fordern von Großbritannien eine klare Stellungnahme und Maßnahmen, um solche Angriffe in Zukunft zu verhindern. Gleichzeitig wird die EU aufgefordert, ihre Mitglieder zu schützen und den Dialog mit Großbritannien zu verstärken.
Auf der britischen Seite hingegen wird der Vorfall weitgehend ignoriert. Einige Stimmen unter britischen Fischern sehen das aggressive Verhalten sogar als gerechtfertigte Reaktion auf die „Invasion“ französischer Boote.
Ein gefährlicher Präzedenzfall
Der Angriff auf die „Rose de Cascia“ ist mehr als nur ein Einzelfall – er symbolisiert die angespannte Lage zwischen den beiden Ländern und den wirtschaftlichen Druck, der auf den Fischereigemeinschaften lastet. In einer Region, in der Kooperation überlebenswichtig ist, können solche Vorfälle schnell eskalieren und gefährliche Präzedenzfälle schaffen.
Die Frage, die bleibt: Werden die Regierungen und Behörden die nötigen Schritte unternehmen, um die Sicherheit der Fischer zu gewährleisten? Oder wird die Ärmelkanal-Zone zu einem weiteren politischen Schlachtfeld, das von den Nachwehen des Brexit geprägt ist?
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