Tag & Nacht




Mit einer dramatischen Eskalation ist der jahrzehntelange Konflikt zwischen Indien und Pakistan erneut in den Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit gerückt. Nach einem verheerenden Anschlag am 22. April im indischen Teil Kaschmirs begann eine Welle der Gewalt, die nun in massiven Luftschlägen, Artillerieduellen und Drohnenangriffen gipfelt – auf beiden Seiten der sogenannten „Linie der Kontrolle“. Die Lage spitzt sich täglich zu, ein Ende scheint nicht in Sicht.

Pakistans Antwort auf indische Angriffe

Shehbaz Sharif, Premierminister Pakistans, zeigte sich am Samstag entschlossen: Sein Land habe „die unschuldigen Toten gerächt“ – mit einer gezielten „adäquaten Antwort“ auf die indischen Militäraktionen. In der Nacht zum Samstag sei die Operation „Edifice Compact“ gestartet worden, bei der pakistanische Streitkräfte laut Regierung gezielt indische Militärstellungen angegriffen hätten, von denen aus zuvor Attacken gegen Pakistan verübt worden seien.

Ein gewaltiger Vorwurf, der die ohnehin angespannte Situation zwischen den beiden Atommächten weiter verschärft. Islamabad sieht sich seit Tagen massiven Angriffen ausgesetzt. Und auch Indien meldet fortlaufend neue Attacken – eine Spirale der Gewalt, die kaum mehr zu kontrollieren scheint.

Blutige Bilanz: Dutzende Tote, Hunderte Verletzte

Besonders tragisch: Die zivilen Opfer. Allein in der Nacht auf Samstag starben laut dem Informationsminister der pakistanisch verwalteten Kaschmirregion, Mazhar Saeed Shah, elf Menschen – darunter vier Frauen und ein Kind. Insgesamt seien seit Mittwoch 28 Menschen ums Leben gekommen, 125 weitere verletzt worden. Die Zahlen verdeutlichen das Ausmaß der Zerstörung – und das Leid, das auf beiden Seiten gleichermaßen herrscht.

Dabei beschränkt sich die Gewalt nicht auf klassische Gefechte. Moderne Kriegsführung ist längst Realität: Drohnen, Raketen und Langstreckenartillerie sind im Einsatz. Die Frontlinie verschwimmt – die Bevölkerung lebt in Angst.

Indien meldet neue Angriffe

Auch Indien meldet, am Samstagmorgen erneut unter Beschuss gestanden zu haben. Drohnenangriffe aus Pakistan hätten Ziele im indischen Grenzgebiet getroffen, was wiederum eine Reaktion auf vorherige indische Luftschläge gewesen sei. Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel, das jederzeit außer Kontrolle geraten könnte.

Und dann stellt sich die Frage: Wer zieht hier eigentlich noch die Fäden – die Regierungen oder die Logik der Eskalation?

Luftraum geschlossen, diplomatische Kanäle unter Druck

Die pakistanische Luftfahrtbehörde hat den eigenen Luftraum bis Sonntagmorgen gesperrt – ein klares Zeichen für die angespannte militärische Lage. Währenddessen schlagen internationale Akteure Alarm.

Die USA – traditionell eng mit Indien verbunden, aber auch im Dialog mit Pakistan – bieten ihre Vermittlung an. Außenminister Marco Rubio telefonierte am Freitag mit den Außenministern beider Länder und drängte auf direkte Kommunikation. Ein Schritt, der zumindest Hoffnung macht.

China warnt vor Eskalation

Auch China meldete sich zu Wort. Der Appell aus Peking ist unmissverständlich: Ruhe bewahren, Eskalation vermeiden, friedliche Lösungen suchen. Solche Worte wirken inmitten der rauchenden Trümmer der Grenzregion beinahe wie ein fernes Echo. Aber sie sind ein notwendiges Gegengewicht zum Kriegsgeschrei.

Ein Pulverfass mit globaler Sprengkraft

Der Kaschmirkonflikt ist kein lokales Scharmützel – er ist ein potenzieller globaler Krisenherd. Zwei Nuklearmächte, ein ungelöster Territorialstreit, Nationalismus auf beiden Seiten und ein wachsender Druck aus der Bevölkerung – das ist ein toxischer Cocktail.

Und wie immer sind es die Zivilisten, die den Preis zahlen. Familien, die ihre Häuser verlieren. Kinder, die durch den Lärm der Bomben nicht schlafen können. Bauern, die ihre Felder nicht mehr betreten können, weil überall Explosivkörper liegen.

Was bleibt?

Der politische Wille zur Deeskalation scheint zu bröckeln – oder hat sich vielleicht nie wirklich gebildet. Während internationale Beobachter mahnen, rüstet sich die Region für den nächsten Tag, den nächsten Schlag, die nächste Tragödie.

Doch wo liegt der Ausweg? Ein neuer diplomatischer Prozess? Ein internationaler Vermittler mit echtem Einfluss? Vielleicht braucht es einen Impuls von außen – aber ebenso dringend braucht es Stimmen der Vernunft von innen. Sonst wird dieses Spiel bald nicht mehr nur mit Raketen, sondern mit Leben bezahlt.

Von C. Hatty

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