Tag & Nacht

Der außerordentliche EU-Gipfel in Brüssel sendet ein klares Signal: Europa stellt sich geschlossen hinter die Ukraine und plant weitreichende Maßnahmen zur eigenen Verteidigungsfähigkeit. Während Kiews Präsident Wolodymyr Selenskyj den europäischen Schulterschluss lobt, eskaliert die Rhetorik zwischen Paris und Moskau weiter. Der geopolitische Druck wächst – und Europa sieht sich gezwungen, eigene sicherheitspolitische Antworten zu finden.

Selenskyjs Appell und Europas Reaktion

„Wir sind sehr dankbar, nicht allein zu sein“, erklärte Selenskyj bei seiner Ankunft in Brüssel. Er betonte, dass die Unterstützung der EU nicht nur symbolischer Natur sei, sondern sich konkret im militärischen und finanziellen Beistand niederschlage. Angesichts anhaltender russischer Angriffe, darunter ein tödlicher Raketenangriff auf ein Hotel in Krywyj Rih, forderte er die EU-Staaten auf, den Druck auf Russland nicht zu lockern.

Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, unterstrich die Dringlichkeit der Lage: „Europa sieht sich einer klaren und unmittelbaren Bedrohung gegenüber. Wir müssen in der Lage sein, uns zu schützen und der Ukraine die Mittel zu geben, dasselbe zu tun.“

Macron verschärft den Ton – der Kreml reagiert

Parallel zu den EU-Beratungen sorgt Frankreichs Präsident Emmanuel Macron für Unruhe in Moskau. In einer vielbeachteten Fernsehansprache warnte er vor der „grenzenlosen Aggression“ Russlands und bekräftigte, dass Europa sich gegen Bedrohungen wappnen müsse. Der Kreml reagierte prompt: Außenminister Sergej Lawrow bezeichnete Macrons Worte als „nukleare Drohung“ und zog historische Parallelen zu Napoleon und Hitler. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow warf Paris vor, die Fortsetzung des Krieges zu forcieren, anstatt auf Diplomatie zu setzen.

Europas Antwort auf eine unsichere Zukunft

Ein zentrales Thema des Gipfels war die langfristige militärische Absicherung Europas – insbesondere angesichts der ungewissen Haltung der USA unter einem möglichen erneuten Präsidenten Donald Trump. In diesem Kontext präsentierte die EU-Kommission einen ehrgeizigen Plan zur „Wiederaufrüstung Europas“, der Investitionen in Höhe von 800 Milliarden Euro mobilisieren soll. Dieser Plan soll nicht nur die Verteidigungsindustrie stärken, sondern auch eine größere Eigenständigkeit der EU in militärischen Fragen ermöglichen.

Die europäischen Staats- und Regierungschefs sind sich einig: Die sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen haben sich grundlegend geändert. Die Ukraine bleibt der Lackmustest für Europas Geschlossenheit – doch die Debatte über eine eigenständige europäische Verteidigungspolitik gewinnt zunehmend an Bedeutung.

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