Mitten im April versinkt ein großer Teil der Alpen unter einer dicken Schneedecke – und das mit verheerenden Folgen. Die ungewöhnlich heftigen Schneefälle treffen vor allem die Schweiz, Frankreich und Italien und bringen nicht nur Skigebiete durcheinander, sondern gefährden auch Menschenleben.
Was wie ein verspätetes Wintermärchen klingt, entpuppt sich in Wahrheit als Albtraum.
In der Schweiz wurde für das Hochwallis an der Grenze zu Italien die höchste Lawinenwarnstufe ausgerufen – Stufe 5 von 5. Wer sich dort aufhält, sollte jeden unnötigen Schritt in die Berge meiden. Bereits kleinste Erschütterungen könnten große Lawinen auslösen. Ein Szenario, das man sonst eher aus Hochwinter-Monaten kennt.
In Frankreich kämpfen nicht nur Skiorte mit den Schneemassen, sondern auch die Straßenverbindungen in die Berge sind teils unpassierbar. Lawinengefahr und Schneeverwehungen machen das Reisen gefährlich – manchmal schlicht unmöglich.
Italien erlebt derweil ein anderes Extrem: Der Schnee brachte sintflutartige Regenfälle mit sich. Die Autobahn zwischen Turin und Aosta musste teilweise gesperrt werden. Mailands Parks? Aus Sicherheitsgründen dicht. Ein Spaziergang im Grünen? Fehlanzeige.
Ein Frühling, der keiner sein will
Was also passiert da gerade in den Alpen? Mitte April – normalerweise die Zeit, in der sich die letzten Schneereste in grüne Wiesen verwandeln – fällt meterweise Neuschnee. Die Temperaturen sind drastisch gesunken, teilweise auf Werte unter dem Gefrierpunkt, die man zuletzt im Januar gesehen hat.
Die Menschen vor Ort sind beunruhigt. Wer könnte es ihnen verdenken? Lawinen, überflutete Straßen, gesperrte Orte – die Liste der Probleme ist lang. Die Rettungskräfte sind im Dauereinsatz. Und immer wieder diese Unsicherheit: Kommt noch mehr? Wie lange hält das an?
Klimawandel – ein alter Bekannter mit neuen Tricks
Die Meteorologen schlagen Alarm. Was derzeit in den Alpen geschieht, ist zwar außergewöhnlich, aber kein Einzelfall mehr. Extreme Wetterlagen häufen sich. Der Klimawandel spielt dabei eine zentrale Rolle – das steht für viele Experten längst außer Frage.
Mal zu heiß, dann wieder zu nass oder zu kalt: Die Extreme nehmen zu, wechseln sich schneller ab, hinterlassen aber jedes Mal ihre Spuren. Brücken, Straßen, Häuser – unsere Infrastruktur ist vielerorts nicht für solche Bedingungen gemacht. Und auch die Menschen sind nicht immer vorbereitet.
Wie soll man mit einem April umgehen, der sich wie ein Februar anfühlt?
Anpassen oder untergehen
Es braucht dringend neue Ansätze – keine halben Sachen. Frühwarnsysteme müssen verbessert werden. Die Bauweise in sensiblen Regionen? An den Klimawandel angepasst. Informationskampagnen? Verständlich, zugänglich, nah an den Menschen.
Denn das Wetter von gestern ist nicht mehr das Wetter von morgen. Wer in den Alpen lebt oder Urlaub macht, muss mit Unvorhersehbarkeiten rechnen. Schneestürme im Frühling? Möglicherweise bald keine Ausnahme mehr, sondern Teil der neuen Realität.
Eine gemeinsame europäische Strategie gegen die zunehmenden Naturgewalten wird immer wichtiger. Denn das Klima macht an Landesgrenzen keinen Halt.
Es bleibt ungemütlich
Auch wenn sich das Wetter in den nächsten Tagen beruhigt, bleibt ein ungutes Gefühl zurück. Nicht nur bei den Menschen in den betroffenen Regionen – auch bei all denen, die verstehen, dass solche Ereignisse nur ein Vorgeschmack auf kommende Herausforderungen sind.
Noch lacht der Frühling nicht. Noch kämpfen die Alpen mit einem Winter, der zu spät kommt – und dafür umso heftiger.
Von C. Hatty
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