Tag & Nacht

Am 31. Januar 2025 versammelten sich rund 300 Menschen vor dem Rathaus von Soultz, einer Gemeinde im Elsass, um an die 1.000-tägige Inhaftierung der französischen Lehrerin Cécile Kohler in Iran zu erinnern. Kohler, 40 Jahre alt, wurde am 7. Mai 2022 während einer touristischen Reise in Iran zusammen mit ihrem Partner Jacques Paris festgenommen. Die iranischen Behörden werfen ihnen Spionage und die Anstiftung zu Arbeitsprotesten vor, Vorwürfe, die von ihren Familien vehement bestritten werden.

Appell der Familie an die französische Regierung

Mireille Kohler, die Mutter von Cécile, richtete während der Kundgebung eindringliche Worte an die Anwesenden: „Es sind nun 1.000 Tage vergangen, seit du als Geisel genommen wurdest. Warum?“ Sie forderte sowohl den französischen Präsidenten Emmanuel Macron als auch den iranischen Präsidenten Masoud Pezeshkian auf, eine Lösung zu finden und die Freilassung von Cécile, Jacques und Olivier Grondeau zu erreichen, einem weiteren französischen Staatsbürger, der seit Oktober 2022 in Iran festgehalten wird.

Die Familie äußerte zudem ihren Wunsch nach einem persönlichen Treffen mit Präsident Macron. Mireille Kohler betonte gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: „Wir fragen uns, warum er uns noch nicht empfangen hat, da wir bereits von mehreren Ministern ohne Probleme empfangen wurden, aber bei ihm lässt es auf sich warten.“ Sie fügte hinzu: „Ich denke, er hat ein wenig den Schlüssel in der Hand.“

Gesundheitszustand und Haftbedingungen

In einem kurzen Telefonat von 13 Minuten am vergangenen Sonntag konnte Mireille Kohler mit ihrer Tochter sprechen. Sie berichtete: „Wir wissen, dass es ihr schlecht geht; sie versucht, es nicht zu zeigen, aber wir wissen, dass es ihr sehr schlecht geht.“ Cécile Kohler befindet sich in Einzelhaft im berüchtigten Evin-Gefängnis in Teheran, bekannt für seine harten Haftbedingungen. Die Nobelpreisträgerin Narges Mohammadi, selbst inhaftiert, beschrieb die Bedingungen als „schrecklich“ und äußerte große Besorgnis über Kohlers Gesundheitszustand.

Diplomatische Bemühungen und internationale Reaktionen

Die französische Regierung hat die Bedingungen, unter denen ihre Staatsbürger in Iran festgehalten werden, scharf kritisiert. Außenminister Jean-Noel Barrot erklärte Anfang Januar, dass die Situation der drei in Iran inhaftierten Franzosen sich verschlechtere und einige unter Bedingungen festgehalten würden, die Folter gleichkämen. Er betonte, dass diese Umstände die zukünftigen bilateralen Beziehungen und mögliche Sanktionsaufhebungen beeinflussen könnten. Präsident Macron bezeichnete Iran als eine der Hauptsicherheitsherausforderungen für Europa und forderte die sofortige Freilassung der französischen Staatsbürger.

Iran hingegen bestreitet, Geiselnahmen als diplomatisches Druckmittel einzusetzen, obwohl Menschenrechtsorganisationen das Land beschuldigen, ausländische Staatsbürger festzunehmen, um Zugeständnisse zu erzwingen.

Historischer Kontext und vergleichende Perspektiven

Die Inhaftierung westlicher Staatsbürger in Iran hat eine lange Geschichte. Fälle wie der der französisch-iranischen Anthropologin Fariba Adelkhah, die 2019 festgenommen und 2023 freigelassen wurde, oder des französischen Touristen Benjamin Brière, der 2020 verhaftet und 2023 freigelassen wurde, zeigen ein wiederkehrendes Muster. Diese Vorfälle belasten die diplomatischen Beziehungen zwischen Iran und westlichen Ländern erheblich und werfen Fragen über die Sicherheit von Ausländern in Iran auf.

Wirtschaftliche Auswirkungen politischer Entscheidungen

Die anhaltenden Spannungen und die Inhaftierung ausländischer Staatsbürger haben auch wirtschaftliche Konsequenzen. Frankreich hat angedeutet, dass die Bedingungen der in Iran festgehaltenen Staatsbürger die bilateralen Beziehungen und mögliche wirtschaftliche Kooperationen beeinflussen könnten. Solche diplomatischen Spannungen können Investitionen hemmen und den Handel zwischen den Ländern beeinträchtigen.

Schlussbetrachtung

Die Familie von Cécile Kohler hofft weiterhin auf ihre baldige Freilassung und setzt ihre Appelle an die französische Regierung fort. Die internationale Gemeinschaft beobachtet die Situation genau, und es bleibt abzuwarten, wie sich die diplomatischen Bemühungen entwickeln werden.

Autor: P. Tiko


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