Tag & Nacht

Steinschläge sind in den Alpen keine Seltenheit. Doch in den letzten Jahren nehmen sie zu – und das ist kein Zufall. Der Klimawandel bringt das empfindliche Gleichgewicht der Berge durcheinander. Besonders in Savoyen wird das Problem immer sichtbarer. Doch was können Gemeinden tun, um Straßen und Siedlungen besser zu schützen?

Wenn die Berge bröckeln

Ein lauter Knall, dann ein Donnern, das über das Tal rollt – und plötzlich liegen tonnenschwere Felsbrocken mitten auf der Straße. Genau das ist Anfang Februar auf der RN 90 passiert. Zwei gewaltige Gesteinsbrocken stürzten auf die Fahrbahn, obwohl Schutznetze installiert waren. 15 Millionen Euro wurden seit 2022 in Sicherheitsmaßnahmen investiert, doch gegen diese Felsbrocken hatten die Netze keine Chance.

Ein Einzelfall? Leider nicht. In vielen Regionen der Alpen häufen sich Steinschläge. Experten schlagen Alarm: Der Klimawandel spielt dabei eine zentrale Rolle.

Warum steigen die Felsstürze?

Der Mechanismus ist eigentlich einfach – und doch alarmierend. Durch steigende Temperaturen taut der Permafrost in den Bergen auf. Normalerweise hält dieser „gefrorene Zement“ die Felsen zusammen. Schmilzt er, verliert der Fels seinen Halt. Hinzu kommt ein weiterer Effekt: Wasser dringt in die Risse der Felsen ein. Wenn es gefriert, dehnt es sich aus – und sprengt den Stein Stück für Stück auseinander.

„Die Gesteine in den Alpen haben über Jahrtausende gehalten, aber jetzt geraten sie ins Wanken“, erklärt Jimmy Puyraimond, Ingenieur für Felssturzrisiken. Und das passiert nicht irgendwann in der Zukunft – es passiert jetzt.

Millionenschwere Schutzmaßnahmen – doch reichen sie aus?

Die Gemeinden sind längst aktiv. In vielen Bergregionen werden riesige Schutznetze gespannt, Betonsperren errichtet oder Sprengungen durchgeführt, um instabile Felsen gezielt zu entfernen, bevor sie unkontrolliert abrutschen.

Doch es gibt ein Problem: Die bisherigen Schutzmaßnahmen wurden oft für kleinere Felsstürze ausgelegt. Die jüngsten Ereignisse zeigen jedoch, dass die Gesteinsmassen immer größer werden. Felsbrocken von 30 Tonnen – oder sogar mehr – sprengen die Grenzen der bisherigen Schutzsysteme.

Also, was tun?

Neue Ansätze für mehr Sicherheit

Einige Gemeinden testen innovative Lösungen:

  • Dynamische Schutznetze: Diese Netze sind flexibler als herkömmliche Stahlkonstruktionen und können mehr Energie absorbieren.
  • Intelligente Frühwarnsysteme: Mit Sensoren überwachte Felswände könnten Anzeichen von Instabilität frühzeitig erkennen und Alarm schlagen.
  • Mehr Platz für die Natur: In einigen Fällen kann es sinnvoll sein, Straßen oder Siedlungen anders zu planen – weg von den gefährlichsten Hanglagen.

Doch diese Maßnahmen kosten Geld. Viel Geld. Wer soll das bezahlen? Und wie viel Zeit bleibt noch, bevor die Felsstürze noch dramatischere Ausmaße annehmen?

Fazit: Ein Wettlauf gegen die Zeit

Savoyen und viele andere Alpenregionen stehen vor einer großen Herausforderung. Steinschläge sind kein neues Phänomen, aber ihre Häufigkeit und Intensität nehmen zu. Der Klimawandel ist längst in den Bergen angekommen – und bringt sie ins Wanken.

Die Gemeinden versuchen, mit neuen Schutzmaßnahmen mitzuhalten, doch die Natur zeigt immer wieder ihre unberechenbare Kraft. Die Frage ist nicht, ob der nächste Felssturz kommt, sondern wann und wo.

Von Andreas M. B.


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