An diesem Samstagabend steht Paris Kopf. Und das, obwohl das eigentliche Spektakel mehr als 800 Kilometer entfernt in München stattfindet. Der Anlass: Paris Saint-Germain steht im Finale der Champions League – gegen Inter Mailand. Während sich Fußballfans auf eine sportliche Sternstunde freuen, herrscht in der französischen Hauptstadt höchste Alarmbereitschaft.
Sicherheit auf Höchststufe – 5.400 Einsatzkräfte im Dauermodus
Die Stadtverwaltung überlässt nichts dem Zufall. Paris‘ Polizeipräfekt Laurent Nuñez hat 5.400 Polizisten und Gendarmen mobilisiert. Diese Sicherheitswelle durchzieht die gesamte Metropole – von den Vororten bis ins Herz der Stadt. Besonders im Fokus: die Champs-Élysées. Dort erwartet man tausende euphorisierte Fans. Und potenziell auch: Krawalle.
Was passiert also genau? Bereits ab Mittag wird der Verkehr rund um den Place de l’Étoile gesperrt. Ab 18 Uhr schließen die unteren Abschnitte der Prachtstraße. Läden machen um 19 Uhr dicht – eine Seltenheit für den normalerweise pulsierenden Samstagnachmittag.
Ein Blick zurück – und ein ungutes Déjà-vu
Die Nervosität kommt nicht von ungefähr. Erst im Halbfinale gegen Arsenal artete der Freudentaumel in Chaos aus. 47 Festnahmen, mehrere Verletzte – das will man dieses Mal unbedingt vermeiden. Und dann war da noch der Anschlag in Liverpool. Ein Auto raste in eine jubelnde Menge – auch das hat die Sicherheitslage in Paris verschärft.
Innenminister Bruno Retailleau hat nicht lange gefackelt: In den Fan-Zonen rund um den Parc des Princes gibt es jetzt Barrieren gegen Auto-Attacken. Klingt nach Apokalypse – ist aber der neue Standard, wenn Zehntausende feiern.
Ein Abend, zwei Mega-Events – Ausnahmezustand in der Hauptstadt
Als wäre ein Großevent nicht schon genug, steigt parallel das Tennis-Nachtspiel bei den French Open. Roland-Garros erwartet 15.000 Zuschauer – nur einen Katzensprung entfernt vom Parc des Princes, wo bis zu 40.000 PSG-Anhänger das Finale auf einer Riesenleinwand verfolgen.
Die Koordination dieser Massenveranstaltung ist ein Balanceakt auf Messers Schneide. Öffentliche Verkehrsmittel, insbesondere die Metro-Linie 9, stehen unter Dauerstress – gleichzeitig sollen alle Fans sicher und halbwegs entspannt zu ihren Zielen kommen.
Szenario „Finale gewonnen“ – Parade ja, Ausnahmezustand vielleicht
Und was, wenn Paris gewinnt? Dann wird’s richtig wild. Für Sonntag ist eine Parade auf den Champs-Élysées angesetzt. Ab 6 Uhr früh gilt dort: Zutritt nur mit Genehmigung. Ab 17 Uhr rollen dann Busse, in denen PSGs Stars bejubelt werden sollen. Am Abend könnten sie sogar im Élysée-Palast empfangen werden – danach wird im Parc des Princes weitergefeiert.
Klingt nach einem Märchen, oder? Doch wer in Paris lebt, weiß: solche Feste bringen auch Schattenseiten mit sich.
Behörden unter Druck – zwischen Euphorie und Erschöpfung
Die Polizei steht unter enormem Druck. Die Erinnerungen an die chaotische Champions-League-Finalnacht 2022 im Stade de France sitzen tief. Damals geriet die Lage außer Kontrolle – dieses Mal soll alles glatt laufen.
Doch intern rumort es. Polizeigewerkschaften warnen vor Überlastung. Viele Beamte arbeiten am Limit. Was, wenn’s doch wieder kippt? Wenn aus dem Freudentaumel ein Albtraum wird?
Kann Paris die Balance halten?
Sicher feiern – das ist das Ziel. Aber: Wie lässt sich ausgelassene Freude mit Sicherheitsprotokollen in Einklang bringen? Und wie verhindert man, dass der Ausnahmezustand zur neuen Normalität wird?
Fest steht: Dieser 31. Mai könnte in die Geschichte eingehen. Für PSG, für Paris – und für die Frage, ob man große Emotionen bändigen kann, ohne sie zu erdrücken.
Von Daniel Ivers
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