Tag & Nacht




Ein Ort, der eigentlich für Ruhe, Ursprünglichkeit und Artenvielfalt steht, wurde am 5. April 2025 zur Bühne eines dramatischen Naturereignisses: Ein Großbrand hat rund 120 Hektar Land in der geschützten Region Gorges de Corong in der Bretagne zerstört – mitten im Natura-2000-Gebiet zwischen den Départements Finistère und Côtes-d’Armor.

Ein Schock für Umweltschützer – und ein Weckruf für alle.

Ein Feuer, das Grenzen sprengt

Das betroffene Gebiet ist Teil des ökologisch hochsensiblen Schutzareals „Têtes de bassin du Blavet et de l’Hyères“. Zwei Drittel der verbrannten Fläche liegen direkt in diesem Reservat, das für seine seltenen Pflanzenarten, seine einzigartige Geologie und als Lebensraum bedrohter Tiere bekannt ist.

Doch selbst dieses Prädikat konnte das Feuer nicht stoppen. Innerhalb weniger Stunden fraßen sich die Flammen durch Heideflächen, Wälder und Moorlandschaften – angetrieben von trockener Luft und womöglich starkem Wind. Mehr als 100 Feuerwehrleute kämpften bis tief in die Nacht, um das Schlimmste zu verhindern.

Großeinsatz mit Glück im Unglück

Die Einsatzkräfte agierten schnell und effektiv: Bereits gegen Mitternacht war der Brand unter Kontrolle. Am nächsten Tag hielten rund 50 Feuerwehrleute weiter Stellung – um Glutnester zu löschen und ein Wiederaufflammen zu vermeiden.

Bemerkenswert: Trotz der Größe des Feuers kam niemand zu Schaden. Auch Wohnhäuser und Dörfer waren nicht unmittelbar gefährdet – ein Glücksfall, der wohl auch dem beherzten Eingreifen der Feuerwehr zu verdanken ist.

Ursache noch unklar – aber Warnzeichen deutlich

Wie genau das Feuer entstand, ist derzeit noch ungeklärt. Brandstiftung? Ein technischer Defekt? Ein unachtsamer Spaziergänger? Sicher ist nur: Die trockenen Wetterverhältnisse der letzten Tage haben die Ausbreitung massiv begünstigt.

Ein Phänomen, das wir aus Südeuropa kennen, greift zunehmend auch in Nordfrankreich um sich. Wald- und Flächenbrände sind längst kein seltenes Sommerproblem mehr – sie sind ein Symptom einer sich wandelnden Umwelt.

Ein Naturschutzgebiet brennt – und dann?

Was bedeutet der Verlust von 120 Hektar geschützter Natur? Mehr als viele vielleicht denken.

Neben der offensichtlichen Zerstörung von Pflanzen und Lebensräumen leiden auch Bodenqualität, Wasserläufe und das gesamte Mikroklima. Vögel verlieren Brutplätze, Amphibien Rückzugsräume, Insekten ihre Nahrungsquellen. Der Wiederaufbau wird Jahre dauern – wenn er überhaupt vollständig gelingt.

Und damit stellt sich die Frage: Reicht der bisherige Schutzstatus aus? Oder braucht es in Zeiten des Klimawandels neue Konzepte für den Schutz unserer letzten natürlichen Rückzugsorte?

Prävention als Schlüssel

Die Katastrophe in den Gorges de Corong zeigt deutlich: Selbst die bestgeschützten Gebiete sind nicht immun. Die Verantwortlichen müssen jetzt handeln – mit verstärkter Prävention, besserer Überwachung und schnellerer Alarmierung. Aber auch die Bevölkerung ist gefragt. Achtlos weggeworfene Zigaretten, Lagerfeuer oder Grillaktionen können verheerende Folgen haben.

Vielleicht hilft das Bild der verkohlten Flächen, das Bewusstsein zu schärfen. Denn wer einmal gesehen hat, wie ein Naturschutzgebiet in Rauch aufgeht, vergisst das nicht so schnell.

Hoffnung im Neuanfang?

So tragisch die Zerstörung auch ist – die Natur birgt auch eine enorme Regenerationskraft. Bereits wenige Wochen nach Bränden sprießen erste Pflanzen, Tiere kehren zurück. Es liegt nun an Menschenhand, diesen Prozess zu begleiten und sinnvoll zu unterstützen.

Denn wer heute neu pflanzt und schützt, sichert morgen das Überleben ganzer Ökosysteme.

Von Catherine H.

Neues E-Book bei Nachrichten.fr







Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!