Tag & Nacht




Ein sonniger Ferientag verwandelte sich am 27. Mai 2025 im Handumdrehen in einen Albtraum: Ein verheerender Brand legte den Campingplatz „Les Sables d’Or“ am Cap d’Agde in Schutt und Asche. Fast 600 Urlauber mussten Hals über Kopf fliehen – mitten hinein in ein Szenario aus Rauch, Hitze und Explosionsgefahr.

Ein Feuer wie aus dem Nichts

Was mit einer kleinen Rauchentwicklung begann, wurde durch starken Wind und Hitze rasant zum Großbrand. Binnen Minuten standen 1,5 Hektar in Flammen. Die Bilanz: 181 völlig zerstörte Mobilheime, 12 ausgebrannte Fahrzeuge. Der Himmel über dem Ferienort färbte sich tiefgrau, der Geruch von verbranntem Plastik lag in der Luft – viele dachten im ersten Moment an einen Terroranschlag.

Doch es war „nur“ ein Feuer. Eines, das alles andere als gewöhnlich war.

Der Einsatz der Feuerwehr: Ein Wettlauf gegen die Zeit

180 Feuerwehrleute und 48 Einsatzfahrzeuge waren im Dauereinsatz. Und doch: Selbst ihre geballte Kraft konnte die Flammen nur mit Mühe eindämmen. Erst als Gasflaschen, die in vielen Mobilheimen zur Grundausstattung gehören, explodierten und den Brand weiter anfachten, wurde das Ausmaß der Bedrohung jedem bewusst.

Ein Feuerwehrmann beschrieb später, wie sich innerhalb weniger Sekunden „eine Wand aus Feuer“ auf das Gelände zubewegte. Sein Kollege erlitt dabei leichte Verletzungen – zum Glück blieb es bei kleineren Blessuren.

https://twitter.com/PompiersHerault/status/1927652084385480829

Evakuierung im Chaos: „Wir mussten alles stehen und liegen lassen“

Für die rund 600 Urlauber hieß es: raus – sofort. In Panik packten viele nur das Nötigste, manche flüchteten barfuß aus den Flammen. Ein kleines Mädchen suchte weinend nach ihrem Kuscheltier, während ihre Mutter mit zitternden Händen versuchte, ihr Handy zu entsperren, um den Vater anzurufen.

In den Turnhallen der Stadt Agde fanden die Evakuierten erst einmal Unterkunft. Matratzen am Boden, Wasserflaschen, Decken – provisorisch, aber sicher. Viele wussten nicht: Ist mein Auto verbrannt? Mein Zelt? Mein Pass?

Berührende Zeugenaussagen: „Ich sah nur noch schwarze Wolken“

Besonders eindrücklich berichtete eine Urlauberin, die sich mit ihren Kindern gerade im Aquapark des Campingplatzes befand: „Ich drehte mich um und sah nur noch schwarze Wolken – ich hab sofort meine Kinder geschnappt und bin gerannt.“ Was nach Katastrophenfilm klingt, war für sie und Hunderte andere bittere Realität.

Andere erzählten von einem Geräusch, das sie nie vergessen werden: Das Zischen, gefolgt von ohrenbetäubendem Knall – die Gasflaschen, die wie Bomben durch die Luft flogen.

Wie konnte das passieren? Erste Hinweise deuten auf Explosionen hin

Die Brandursache ist noch nicht geklärt. Eine offizielle Untersuchung läuft. Doch laut General Éric Florès, dem Leiter der Feuerwehr im Département Hérault, könnte das Feuer durch eine Kettenreaktion ausgehend von brennbaren Materialien und platzenden Gasflaschen ausgelöst worden sein. Die enge Bebauung mit leicht entflammbaren Mobilheimen habe die Situation zusätzlich verschärft.

Die Ermittler prüfen auch, ob möglicherweise technische Defekte oder Fahrlässigkeit im Spiel waren. Eine Zigarette im falschen Moment? Ein Kurzschluss in einem Kühlschrank?

Solidarität statt Urlaubsidylle

Was in solchen Momenten zählt, ist Zusammenhalt. Und davon gab es reichlich. Die Stadtverwaltung, die Feuerwehr, das Rote Kreuz – alle packten mit an. Einheimische öffneten ihre Türen, brachten Kleidung, Essen, Decken. Der Bürgermeister von Agde, Sébastien Frey, zeigte sich bewegt von dieser Welle der Hilfsbereitschaft: „Unsere Stadt hat in der Not zusammengehalten – und das macht mich stolz.“

Ein Lehrstück in Sachen Brandschutz

Dieses Feuer war mehr als eine Tragödie – es war eine Warnung. Dass Tourismusorte besonders anfällig für Brände sind, ist kein Geheimnis. Aber wie schnell sich solch ein Inferno ausbreiten kann, wenn die Infrastruktur nicht ausreichend gesichert ist, hat viele erschüttert.

Sollten Campingplätze in Südfrankreich künftig strenger überwacht werden? Müssen Mobilheime anders aufgestellt, Gasflaschen besser gesichert werden?

Fragen, die in den kommenden Wochen diskutiert werden dürften – nicht nur in Agde, sondern in ganz Frankreich.

Von Andreas M. Brucker

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