In Südkorea ereignete sich eine der schwersten Flugzeugkatastrophen in der Geschichte des Landes: Ein Passagierflugzeug der Jeju Air ging nach einem Unfall bei der Landung in Flammen auf. Der Vorfall am Sonntag forderte mindestens 150 Menschenleben und hinterlässt ein Land in tiefer Trauer. Was genau geschah, welche Folgen es hat und wie es dazu kommen konnte – hier die Einzelheiten.
Die Tragödie im Detail
Der Unfall ereignete sich am Flughafen der Stadt Muan, etwa 290 Kilometer südlich von Seoul. Laut der südkoreanischen Nationalen Feuerwehragentur schlitterte die Boeing 737-800, ein 15 Jahre altes Flugzeug, um 9:03 Uhr Ortszeit von der Landebahn. Dabei prallte sie gegen eine Betonmauer, nachdem das vordere Fahrwerk offenbar nicht ausgefahren war. Anschließend ging die Maschine in Flammen auf.
An Bord des Flugzeugs befanden sich 181 Menschen, darunter auch zwei thailändische Staatsbürger. Die Rettungskräfte konnten zwei Crewmitglieder lebend bergen – beide sind bei Bewusstsein. Doch der Großteil der Passagiere hatte keine Chance. Die Flammen verschlangen das Flugzeug fast vollständig; lediglich das Heck war nach dem Brand noch erkennbar.
Suche nach Vermissten
Auch Stunden nach dem Unglück wird noch nach den verbleibenden Insassen gesucht. Lee Jeong-hyeon, der Leiter der Feuerwehr in Muan, erklärte in einer Pressekonferenz, dass die Bergungskräfte unermüdlich arbeiten, um die Opfer zu lokalisieren. „Die Wucht des Aufpralls hat die Körper der Opfer weit verstreut“, sagte Lee.
Die Zahl der Todesopfer könnte noch steigen. Bereits jetzt gilt diese Tragödie als eine der schlimmsten in Südkorea seit dem Absturz einer Korean-Air-Maschine in Guam im Jahr 1997, bei dem 228 Menschen ums Leben kamen.
Ursachenforschung: Technik oder andere Faktoren?
Was genau führte zu diesem Unglück? Die Ermittlungen laufen, und verschiedene Möglichkeiten stehen im Raum. Experten prüfen, ob Vogelschlag möglicherweise eine Rolle gespielt haben könnte – eine potenzielle Ursache für mechanische Probleme. Auch ein technisches Versagen beim Fahrwerk steht im Fokus der Untersuchungen.
Kim E-bae, der Präsident von Jeju Air, entschuldigte sich in einer emotionalen Pressekonferenz bei den Angehörigen der Opfer und übernahm die Verantwortung. Er betonte jedoch, dass die Maschine regelmäßig gewartet wurde und zuletzt keine technischen Probleme festgestellt worden seien. „Wir werden die Ergebnisse der Regierungsermittlungen abwarten“, sagte er.
Internationale Reaktionen und Solidarität
Die Tragödie hat auch international Wellen geschlagen. Thailands Premierministerin Paetongtarn Shinawatra sprach den Familien der Opfer ihr tiefes Mitgefühl aus und kündigte Unterstützung durch das Außenministerium an. Auch der Flugzeughersteller Boeing reagierte: „Unsere Gedanken sind bei den Passagieren und der Crew. Wir stehen in engem Kontakt mit Jeju Air und bieten unsere Unterstützung an“, hieß es in einer Erklärung.
Vergleich zu früheren Unglücken
Der Vorfall reiht sich in eine Reihe schwerer Flugzeugkatastrophen ein, die durch Probleme bei der Landung verursacht wurden. In ähnlicher Weise überschritt im Jahr 2010 ein Flugzeug der Air India Express eine Landebahn in Mangalore, stürzte in eine Schlucht und ging in Flammen auf. Damals kamen 158 Menschen ums Leben. Ein weiterer tragischer Fall ereignete sich 2007 in São Paulo, Brasilien, als eine Maschine bei nasser Landebahn in ein Gebäude raste. Die Bilanz: 199 Tote.
Solche Tragödien zeigen, wie gefährlich Landungen unter bestimmten Bedingungen sein können – und wie wichtig funktionierende Sicherheitssysteme sind.
Politische Krise als Hintergrund
Die Katastrophe ereignete sich vor dem Hintergrund einer angespannten politischen Lage in Südkorea. Präsident Yoon Suk Yeol hatte kürzlich das Kriegsrecht verhängt, was zu seiner Amtsenthebung führte. Die Regierung steht unter massivem Druck, was die Koordination der Rettungs- und Ermittlungsmaßnahmen zusätzlich erschwert. Der stellvertretende Premierminister Choi Sang-mok hat alle verfügbaren Mittel mobilisiert, um die Rettungsarbeiten zu unterstützen.
Ein Land in Trauer
Wie verarbeitet ein Land eine solche Tragödie? Die Bilder von brennenden Trümmern, weinenden Angehörigen und einer emotionalen Pressekonferenz der Fluggesellschaft werden in Erinnerung bleiben. Die Menschen fragen sich: War dies vermeidbar? Es bleibt abzuwarten, welche Konsequenzen Südkorea aus diesem Unglück ziehen wird – sowohl für die Luftfahrtindustrie als auch für die Politik.
Gibt es eine Lehre?
Katastrophen wie diese führen uns die Zerbrechlichkeit des Lebens vor Augen. Doch sie erinnern uns auch daran, wie wichtig es ist, aus Fehlern zu lernen, Systeme zu verbessern und in der Not zusammenzustehen – sowohl national als auch international.
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