Tag & Nacht

Die Wassermassen ziehen sich langsam zurück – doch die Folgen bleiben. Während die Aufräumarbeiten beginnen, stellen sich viele Menschen in der Bretagne existenzielle Fragen: Wie groß sind die Schäden? Wer kommt für sie auf? Und wie sieht die Zukunft aus?

Guipry-Messac im Département Ille-et-Vilaine steht seit Tagen unter Wasser. Am 1. Februar setzt endlich die langsame Entwässerung ein, doch das Ausmaß der Verwüstung ist enorm. Loïc Moison, Dachdecker, blickt mit gebrochener Stimme auf seine überflutete Werkstatt. „Das ist meine ganze Kindheit“, sagt er sichtlich bewegt. Drei Tage zuvor versuchte er noch, so viel wie möglich zu retten. Doch seine Maschinen – ein Schaden von rund 100.000 Euro – stehen weiterhin im Wasser. „Hoffentlich übernehmen die Versicherungen wenigstens einen Großteil“, sagt er, aber in seiner Stimme schwingt mehr Hoffnung als Gewissheit.

Händler stehen vor dem Nichts

Nicht nur Privatpersonen und Handwerker sind betroffen, auch viele Geschäftsinhaber kämpfen mit den Folgen der Flut. Yves Gautier, Betreiber eines Spielecafés, betritt sein Geschäft zum ersten Mal seit den Überschwemmungen. Der Anblick ist niederschmetternd: Durchnässte Kartons, aufgeweichte Spiele, zerstörte Waren – kaum etwas ist noch zu gebrauchen. Seine Verluste beziffert er auf 5.000 bis 10.000 Euro. Und eine schnelle Rückkehr zum Alltag? Davon kann keine Rede sein.

„Wir warten auf die Gutachter der Versicherungen“, sagt Gautier. Doch selbst wenn das Geld irgendwann fließt, bleibt noch ein langer Weg: Reinigung, Reparaturen, Neubeschaffungen – und all das ohne laufende Einnahmen.

Hoffnung auf Unterstützung

Für viele Betroffene geht es jetzt um die Existenz. Werden die Schäden von den Versicherungen vollständig übernommen? Wie schnell erfolgt die Auszahlung? Und was passiert mit denen, die gar nicht oder nur unzureichend abgesichert sind?

Während die Bretagne mit den Folgen der Flut kämpft, zeigen sich Parallelen zu anderen Katastrophen dieser Art: Die wirtschaftlichen Schäden für kleine Betriebe sind oft enorm, die Erholung dauert Monate oder gar Jahre. Wer keine finanziellen Rücklagen hat, steht vor einer ungewissen Zukunft.

Aber eines zeigt sich auch immer wieder: Die Solidarität in den betroffenen Regionen ist groß. Freiwillige helfen beim Aufräumen, Nachbarn unterstützen sich gegenseitig. Die Hoffnung bleibt, dass die Behörden und Versicherungen schnell handeln – denn für viele zählt jeder Tag.

Von Andreas M. Brucker


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