Tag & Nacht


Ein schockierendes Ereignis erschüttert die Gemeinde Forbach im französischen Departement Moselle: Ein 11-jähriger Junge hat bei einem eskalierenden Streit drei Messerstiche gegen seinen Stiefvater ausgeführt. Was auf den ersten Blick wie ein tragischer Familiendrama erscheint, könnte nach ersten Erkenntnissen in einem größeren Kontext von häuslicher Gewalt stehen.

Dramatischer Vorfall in der Nacht

Die Tat ereignete sich am Mittwochabend, dem 23. Oktober, zwischen 22 und 23 Uhr in einem ruhigen Wohnviertel von Forbach. Laut der Staatsanwaltschaft von Sarreguemines wurden die Nachbarn durch laute Schreie alarmiert und riefen die Polizei. Die Beamten trafen auf eine erschütternde Szene: Ein 11-jähriger Junge hatte seinem Stiefvater drei Messerstiche zugefügt – einen in den Thorax und zwei in den Rücken. Das Motiv: Er wollte offenbar seine Mutter vor ihrem gewalttätigen Partner schützen.

„Kein lebensbedrohlicher Zustand“

Der verletzte Mann, ein Deutscher in den Vierzigern, wurde umgehend in das Krankenhaus Mercy in Metz gebracht. Glücklicherweise gab das Krankenhaus bald Entwarnung: „Kein lebenswichtiges Organ wurde getroffen“, so das Urteil der Ärzte. Der Gesundheitszustand des Mannes sei stabil, sein Leben nicht in Gefahr.

Ein Junge im Ausnahmezustand?

Die Ermittlungen stecken noch in den Anfängen, doch das Bild, das sich bisher abzeichnet, wirft einige Fragen auf. Der Junge soll zur Verteidigung seiner Mutter gehandelt haben, während diese in einen heftigen Streit mit ihrem Partner verwickelt war. Die Staatsanwaltschaft deutet darauf hin, dass die familiäre Situation von „Gewalt“ geprägt sein könnte, auch wenn die Details derzeit noch „sehr unklar“ sind.

Die Mutter, ebenfalls in den Vierzigern, wurde nach der Tat von der Polizei in Gewahrsam genommen, um Licht in die Vorgänge der fatalen Nacht zu bringen. Sie lebt normalerweise mit ihrem Sohn in Deutschland, besucht aber regelmäßig ihren Partner in Forbach. Der Junge wurde in die Obhut des französischen Jugendamtes gegeben und soll heute erneut von den Ermittlern befragt werden.

„Alle Beteiligten sind unauffällig“

Eine der überraschendsten Erkenntnisse dieses Falls ist, dass weder der Stiefvater noch die Mutter oder der Junge der Polizei bisher als gewalttätig bekannt waren. Es scheint, als wäre es das erste Mal, dass die Familie in eine derartige Tragödie verwickelt ist. Dennoch deutet der Staatsanwalt an, dass es Anzeichen für ein von Gewalt geprägtes Umfeld geben könnte, ohne dabei nähere Einzelheiten zu nennen.

Übertragung an die deutsche Justiz

Weil die gesamte Familie – Mutter, Kind und Stiefvater – deutsche Staatsangehörige sind, wird der Fall nach Ende der ersten Ermittlungen an die deutsche Justiz übergeben. „Es handelt sich hier um eine sehr komplexe Situation“, erklärt die Staatsanwaltschaft von Sarreguemines. „Nach Abschluss der Untersuchung wird das Verfahren in Deutschland fortgesetzt.“

Man fragt sich: Wie konnte es so weit kommen? Ein junger Junge, der gezwungen ist, zu einem Messer zu greifen, um seine Mutter zu schützen – das klingt wie aus einem schlechten Film, ist aber bittere Realität.

Was nun?

Für den Jungen stehen nun schwere Tage bevor. Auch wenn er aus Sicht vieler vielleicht ein Held ist, der seine Mutter schützen wollte, steht fest, dass er eine äußerst traumatische Erfahrung gemacht hat. Psychologische Betreuung wird für ihn in den nächsten Wochen und Monaten wohl unverzichtbar sein, um die Ereignisse zu verarbeiten. Die Frage, die bleibt: Welche emotionalen Narben hinterlassen solche Erlebnisse bei einem Kind? Es wird sicherlich Zeit brauchen, bis die Familie – oder das, was von ihr übrig bleibt – wieder zu einem normalen Leben zurückfinden kann.

Und doch ist dieser Fall nicht nur eine tragische Geschichte, sondern auch ein Beispiel dafür, wie schnell häusliche Gewalt eskalieren kann – mit verheerenden Konsequenzen. Es bleibt zu hoffen, dass die Untersuchungen mehr Licht in die Hintergründe dieses Dramas bringen und vielleicht auch zur Prävention solcher Vorfälle beitragen können.

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