Tag & Nacht




Leserfrage: Wir fahren im August für 5 Wochen nach Südfrankreich.  Ich sah, dass es möglicherweise wie in Deutschland eine Warn-App gibt, etwa wie unsere Nina-App. Wo kann man sich diese herunterladen? Es währe mir sehr wichtig bei Umwelt-Warnungen wie Sturm, Gewitter, Hochwasser und so weiter.


Seit dem 21. Juni 2022 ist FR-Alert, das neue öffentliche Warn- und Informationssystem, in ganz Frankreich im Einsatz. Dieses System ermöglicht es, Personen, die sich in einem von schwerer Gefahr bedrohten Gebiet befinden (Naturkatastrophen, biologische, chemische oder industrielle Unfälle, terroristische Akte usw.), über ihr Mobiltelefon zu informieren. Sie erhalten Benachrichtigungen über die Art des Risikos, dessen Ort und das Verhalten, das sie zum Schutz ergreifen sollten.

Das europäische Gesetz vom 11. Dezember 2018 verpflichtet die 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union, ein Bevölkerungswarnsystem über Mobiltelefonie einzurichten. Und so entstand FR-Alert.

Was ist FR-Alert?

FR-Alert ist ein System, das Warnungen an die Mobiltelefone von Personen sendet, die sich in einem von einem größeren Vorfall betroffenen Gebiet aufhalten. Entwickelt vom französischen Innenministerium, ist dieses System seit Juni 2022 landesweit in Betrieb.

Das System basiert auf der Cell-Broadcast-Technologie. Warnnachrichten werden in Form von Funkwellen über Telekommunikationsantennen und nicht per SMS gesendet, um eine Überlastung des Netzes bei gleichzeitiger Benachrichtigung vieler Personen zu vermeiden. Diese Cell-Broadcast-Technologie ist in den Metropolen von Anfang an für 4G- und 5G-Mobiltelefone aktiv und seit Ende 2022 auch für 2G- und 3G-Geräte verfügbar.

Zusätzlich zum Cell-Broadcast wird ein geolokalisiertes SMS-System für 2G- oder 3G-Geräte ab Ende 2022 eingesetzt. Diese Benachrichtigungen werden als normale SMS verschickt.

Ein großer Vorteil: Es ist nicht erforderlich, sich vorab zu registrieren oder eine spezielle App herunterzuladen. Wenn man sich in einem Gefahrengebiet befindet, erhält man eine priorisierte Benachrichtigung, die auf allen Mobiltelefonen gleichzeitig erscheint – selbst wenn der Bildschirm gesperrt ist. Diese Benachrichtigungen können auch von einem speziellen Ton und Vibration begleitet sein.

Wie funktioniert FR-Alert?

Das System soll jeden in der Gefahrenzone über die Telekommunikationsnetze alarmieren. Eine vorherige Anmeldung oder das Herunterladen einer App ist nicht notwendig. Erhält man eine Warnung, erscheint diese Benachrichtigung sofort auf dem Bildschirm, selbst wenn das Telefon gesperrt ist.

Allerdings erscheinen die Warnungen nicht auf ausgeschalteten Telefonen oder solchen im Flugmodus.

Was wird mitgeteilt?

Die Benachrichtigungen können Informationen zu folgenden Punkten enthalten:

  • Art des Risikos (z.B. Feuer, Überschwemmung, Industrieunfall)
  • Die Behörde, die die Warnung ausgibt
  • Standort der Gefahr (z.B. Einrichtung, Stadtteil, Gemeinde)
  • Verhaltenstipps (z.B. im Haus bleiben, das Gebiet evakuieren)
  • Gegebenenfalls einen Link zu weiteren Informationen auf einer offiziellen Webseite

Zusätzliche Informationen zur Entwicklung der Situation und zum Ende der Warnung werden in derselben geografischen Region durch Benachrichtigungen verbreitet.

Dieses System ergänzt das bestehende Bevölkerungsschutz- und Informationssystem (SAIP), das mehr als 2.000 Sirenen umfasst, die mit Fernsteuerungssoftware verbunden sind. Auch Radio- und Fernsehsender werden zur Verbreitung von Warnnachrichten eingesetzt, ebenso wie institutionelle Social-Media-Accounts. Das Innenministerium hat zudem einen speziellen Twitter-Account eingerichtet: Beauvau_alerte.

Wann wird FR-Alert eingesetzt?

Die Nutzung von FR-Alert ist auf Notfälle und unmittelbare oder laufende Gefahren beschränkt, die eine sofortige Warnung der Bevölkerung im Gefahrengebiet erfordern. Zu den Ereignissen, die eine Benachrichtigung auslösen können, gehören:

  • Naturereignisse: Überschwemmungen, Stürme, Zyklone, Brände, Tsunamis, Vulkanausbrüche
  • Biologische, chemische und nukleare Unfälle: Verschmutzungen, Gaslecks, Nuklearunfälle
  • Gesundheitsgefahren: Epidemien, Pandemien, lebensmittelbedingte Vorfälle
  • Technologische und industrielle Vorfälle: Ausfälle der Telekommunikationsmittel, schwere Unfälle auf Straßen-, Schienen- oder Luftverkehrsnetzen, Industrieunfälle
  • Schwere öffentliche Sicherheitsereignisse: Terroranschläge

Ein Schritt nach vorn

Mit FR-Alert geht Frankreich einen großen Schritt in Richtung eines besseren Bevölkerungsschutzes. Indem man schnell und effizient auf Gefahren hinweist, können Leben gerettet und Schäden minimiert werden. Ein solcher technologischer Fortschritt bringt nicht nur Sicherheit, sondern auch ein Stück mehr Ruhe in den Alltag – in einer Welt, die oft unvorhersehbar ist.

Die jeweils letzten Warnungen kann man auf dieser Webseite nachlesen: https://www.fr-alert.gouv.fr//?lang=en.

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