Tag & Nacht

In Sainte-Soline in Westfrankreich kam es zu gewaltsamen Zusammenstößen zwischen der Polizei und Demonstranten, die gegen ein Projekt zum Bau von „Mega-Reservoirs“ protestierten. Mehrere Tausend Menschen hatten sich trotz eines Versammlungs-Verbots und des Einsatzes eines großen Polizeiaufgebots mobilisiert. Gendarmen und Demonstranten wurden verletzt.

Bei einer organisierten Versammlung gegen die „Mega-Reservoirs“ im Departement Deux-Sèvres kam es am Samstag, dem 25. März, zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Tausende Menschen versammelten sich bei der verbotenen Demonstration. Bei den gewaltsamen Auseinandersetzung wurden sowohl Gendarmen als auch Demonstranten verletzt.

Premierministerin Elisabeth Borne verurteilte auf Twitter einen „unerträglichen Ausbruch von Gewalt“ und machte „die Unverantwortlichkeit der radikalen Diskurse, die diese Handlungen fördern“ verantwortlich.

Nach einer letzten Zählung der Staatsanwaltschaft Niort versorgten die Rettungskräfte sieben verletzte Demonstranten, von denen drei schwer verletzt waren und ins Krankenhaus eingeliefert werden mussten; 28 Gendarmen wurden verletzt, von denen zwei mit schweren Verletzungen ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Auch zwei Journalisten wurden verletzt.

Die Organisatoren sprechen von 200 verletzten Demonstranten, von denen einer zwischen Leben und Tod im Koma liegen soll, was von den Behörden bisher aber nicht bestätigt wurde.

Mindestens 6.000 Personen laut Präfektur, bis zu 30.000 laut den Organisatoren – dem Vereinskollektiv „Bassines non merci“, der Umweltbewegung „Soulèvements de la Terre“ und der Confédération paysanne – zogen am Samstag zu einem im Bau befindlichen Riesen-Wasserbecken in Sainte-Soline, um den Bau dieses seit langem umstrittenen Speichers für die landwirtschaftliche Bewässerung zu „stoppen“.

Sie trafen auf mehr als 3.000 Gendarmen und Polizisten, die zur Verteidigung der Baustelle mobilisiert worden waren. Die Behörden gaben an, dass sich in dem Zug „mindestens tausend gewalttätige Aktivisten“ befanden, die zu Gewalttaten bereit waren.

Als sich die Protestierenden dem Gelände näherten, das mit seiner von Sicherheitskräften umgebenen Böschung wie eine mittelalterliche Festung aussah, kam es eine Stunde lang zu heftigen Zusammenstößen, die das Gelände regelrecht in einen Kriegsschauplatz verwandelten, mit lauten Detonationen und brennenden Fahrzeugen.

4.000 Tränengas- und Blendgranaten.
Die Angreifer setzten „Feuerwerksmörser und Molotowcocktails“ neben anderen Geschossen ein, so die Gendarmerie, die mit 4.000 Tränengas- und Blendgranaten sowie dem Einsatz von Gummigeschossen zurückschlug.

Während der Demonstration kam es nach Angaben der Staatsanwaltschaft zu keinen Festnahmen. Im Vorfeld waren bei Kontrollen, bei denen zahlreiche Waffen beschlagnahmt wurden, elf Personen festgenommen worden.

Behörden und Organisatoren schieben sich gegenseitig die Verantwortung für die Zusammenstöße zu. Innenminister Gérald Darmanin prangerte die „unentschuldbare“ Gewalt der „extremen Linken“ an, während die Organisatoren eine „absolut kriminelle Gewalt“ der Ordnungskräfte verantwortlich machten.

Die nationale Sekretärin der Partei EELV (Grüne) Marine Tondelier, die in dem Demonstrationszug, der größtenteils friedlich blieb, anwesend war, gab gegenüber der Nachrichtenagentur AFP an, dass Granaten sogar auf verletzte Personen abgefeuert worden seien und Polizisten auf Quads zum Einsatz gekommen seien, „eine Art BRAV-M der Felder“, eine Anspielung auf eine höchst umstrittene motorisierte Polizeieinheit.

„Genug der Polizeigewalt in #SainteSoline! Genug! Ohne die BRAV-M, ohne diesen Zirkus, würde absolut nichts anderes passieren als ein Marsch durch die Felder“, reagierte der Vorsitzende der Partei La France insoumise, Jean-Luc Mélenchon, auf Twitter.

Von der Nachrichtenagentur AFP befragte Zeugen und Beobachter der Menschenrechtsliga beklagten, dass die Versorgung eines Schwerverletzten von den Behörden verzögert worden sei; die Präfektur des Departements Deux-Sèvres antwortete darauf, dass das Dispositiv eine Begleitung der Rettungskräfte durch Gendarmen vorsehe, um deren Sicherheit zu gewährleisten.

Laut Gérald Darmanin griffen Aktivisten jedoch zu diesem Zeitpunkt die Ordnungskräfte an, wodurch die Versorgung der Verletzten gestört wurde.

„Monopolisierung des Wassers durch die Agrarindustrie“
Bevor sie den Ort des Geschehens verließen, behaupteten die Demonstranten, sie hätten eine Pumpe und eine Rohrleitung des Bassins beschädigt. „Wir werden den Kampf fortsetzen“, erklärten die Organisatoren im Nachbardorf Melle, wo bis Sonntag parallel dazu ein „internationales Wasserforum“ stattfindet.

Wie bei der verbotenen Demonstration im Herbst überschatteten die Zusammenstöße weitgehend die Grundsatzdebatte über die gemeinsame Nutzung von Wasser angesichts des Klimawandels.

Das Wasserbecken von Sainte-Soline ist Teil einer Reihe von 16 Staubecken mit einer Gesamtkapazität von sechs Millionen Kubikmetern, die von einer Genossenschaft von 450 Landwirten mit staatlicher Unterstützung geplant wurden.
Sie zielen darauf ab, Wasser, das im Winter aus dem Grundwasser entnommen wird, zu speichern, um im Sommer, wenn die Niederschläge knapp werden, die Felder zu bewässern. Die Befürworter sehen darin eine Voraussetzung für das Überleben der landwirtschaftlichen Betriebe angesichts immer wiederkehrender Dürreperioden.

Die Kosten von 70 Millionen Euro werden zu 70% aus öffentlichen Mitteln finanziert, im Gegenzug sollen die Begünstigten agrarökologische Praktiken anwenden – ein leeres Versprechen, wie die Gegner meinen, die eine „Monopolisierung“ des Wassers durch die „Agrarindustrie“ anprangern und ein Moratorium für das Projekt fordern.


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