Oft wird Frankreich in Artikeln als Hexagon, als Sechseck bezeichnet. Die Frankophilen unter den Leser*innen wissen, wie es dazu kam: Mit etwas Fantasie kann man im Umriss von Frankreich auf der Landkarte ein regelmäßiges Sechseck erkennen. Das ist zwar ein bisschen vereinfachend, aber sehr eingängig. Ursprünglich wurde der Begriff im Geografieunterricht verwendet. Im Lauf der Zeit breitete er sich über die Schulen hinaus weiter aus.
Seit den 1960-er Jahren wird er auch auf das Land selbst angewandt. Wenn du also etwas über „l’Hexagone“ hörst oder liest, weißt du, das ist ein Synonym für Frankreich. Als Symbol findet sich das Sechseck auch auf Münzen. So ist es ganz deutlich auf den alten Ein-Franc-Münzen zu sehen. Weniger augenfällig, aber gut erkennbar ist es auf den französischen Ausgaben der Ein- und Zwei-Euro-Münzen. Schau mal in dein Portemonnaie, vielleicht hast du eine solche Münze drin.
Der Gebäudekomplex in Paris, in dem seit 2015 das französische Verteidigungsministerium untergebracht ist, wird „Hexagone Balard“ (es liegt an der Metrostation Balard) genannt. Das zentrale Gebäude wird nach dem Grundriss der inneren Bauflügel als Hexagon bezeichnet. Hier ist sogar eine doppelte Anspielung enthalten: zum einen auf die Sechseck-Form des Landes auf der Landkarte und zum anderen auf das Pentagon, das Fünfeck des US-amerikanischen Verteidigungsministeriums.
Korrekterweise muss ich die Aussage aus dem ersten Absatz „Umriss von Frankreich“ präzisieren. Der Umriss betrifft das kontinentale Frankreich, d. h. das europäische Frankreich ohne Korsika.
„Kontinentalfrankreich“ ist nicht dasselbe wie das „französische Mutterland“, frz. France métropolitaine, das den in Europa gelegenen Teil des französischen Festlandes sowie die Inseln vor den Küsten einschließlich Korsika umfasst.
Frankreich ist ein interkontinentaler Staat, dem auch Überseeinseln und -gebiete auf mehreren Kontinenten angehören. Deshalb unterscheidet man zwischen der France métropolitaine (dem französischen Mutterland) und der France d’outre-mer (den französischen Überseegebieten). Bei diesen letzteren wird wiederum unterschieden zwischen DOM-ROM (überseeische Départements und Regionen) und COM (Sonderformen der Überseegebiete). Die überseeischen Départements haben denselben Status wie die Départements im Mutterland.
Zu den Übersee-Départements gehören Französisch-Guyana in Südamerika, Guadeloupe und Martinique in der Karibik, La Réunion und Mayotte im Indischen Ozean. Interessant ist, dass diese fernen Länder zur Europäischen Union gehören. So bezahlt man dort, genau wie in Frankreich, in Euro. Auf den €-Geldscheinen kommt die Zugehörigkeit zu Frankreich dadurch zum Ausdruck, dass sie auf der Rückseite der Scheine beim Kartenausschnitt der EU-Länder links unten dargestellt sind. Falls du das noch nicht wusstest, schau dir mal zum Beispiel einen 10-€-Schein an! Erstaunlich, wie viel Welt man in der Tasche hat …
Die französischen Überseegebiete sind ehemalige Kolonien Frankreichs. Auch wenn man dem Kolonialismus ablehnend gegenübersteht und für die Unabhängigkeit der ehemaligen Kolonien plädiert, haben gerade die französischen Übersee-Départements kein Interesse, ihren Status zu ändern. Hohe Transferleistungen und Subventionen aus der EU gewährleisten einen relativ hohen Lebensstandard.
Auf diese Weise ist die EU auf mehr Kontinenten als nur dem europäischen vertreten. „Le monde est petit“ – die Welt ist klein!
Deine Elisa
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