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Der französische Stromnetzbetreiber RTE warnt wiederholt, dass ein „hohes“ Risiko für Überlastungen im französischen Stromnetz im kommenden Januar bestehe, da die EDF-Atomreaktoren deutlich langsamer als erwartet wieder hochgefahren werden.

Steht Frankreich ein komplizierter Januar bevor? Das jedenfalls ist die Einschätzung des Stromnetzbetreibers RTE, der ein hohes Risiko von Überlastungen im französischen Stromnetz für Januar vorhersagt.

Der Grund: die langsame Wiederinbetriebnahme von abgeschalteten EDF-Atomreaktoren.

Das Risiko eines roten Alarmsignals auf des Ecowatt-Warnsystems erscheint „im Januar hoch, hängt aber weitgehend von den Wetterbedingungen und dem möglichen Auftreten einer selbst mäßigen Kältewelle ab“, so RTE.

Freiwillige und gezielte Stromabschaltungen.
Jean-Paul Roubin, Exekutivdirektor, der bei RTE für den Bereich „Kunden und Betrieb des Stromsystems“ zuständig ist, erinnert daran, dass im Falle freiwilliger und gezielter Stromabschaltungen im Rahmen von sogenannten „Lastabwurfmaßnahmen“ auch Privatpersonen betroffen sein könnten, da sie nicht als vorrangige Verbraucher eingestuft werden.

„Pro Departement liegt die nicht abschaltbare Stromversorgung im Durchschnitt bei etwa 38%. Das bedeutet, dass 62% der Verbraucher abgeschaltet werden könnten, also wird natürlich auch eine große Anzahl von Privatpersonen, Haushalten, aber auch Handwerkern und kleinen Firmen geben, die abgeschaltet werden könnten“, sagte er.

Derzeit allerdings reduziert die seit mehreren Wochen zu beobachtende Sparsamkeit der Verbraucher und Rückgang des Stromverbrauchs (-6,6 % über vier Wochen im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2019) „das Risiko für die Versorgungssicherheit“ im Stromsektor für den Winter.

Es bestehen jedoch weiterhin Unsicherheiten aufgrund einer rekordverdächtigen Nichtverfügbarkeit vieler Kernkraftwerke des Stromversorgers EDF in diesem Winter. Da fast die Hälfte der 56 Reaktoren wegen Wartungsarbeiten oder tatsächlicher oder vermuteter Korrosionsprobleme abgeschaltet sind, dürfte die französische Atomstromproduktion in diesem Jahr einen historischen Tiefststand von 275 bis 285 Terawattstunden (TWh) erreichen.

So dürften nach dem „wahrscheinlichsten Szenario“ laut der Prognose von RTE Anfang Januar nur rund 40 Gigawatt (GW) Leistung aus dem Kernkraftpark verfügbar sein, was etwa 65% der vollen Kernkraftkapazität entspricht. Die Hoffnung, 45 GW zu erreichen, wie ursprünglich am 14. September von RTE bei der Vorstellung des Winterszenarios prognostiziert, erscheint inzwischen als unwahrscheinlich, wenn auch nicht unmöglich.

Die Gründe für das französische Strom-Desaster: die Streiks im September und Oktober, die Arbeiten ins Stocken brachten, sowie „Verzögerungen und technische Unwägbarkeiten“ bei der laufenden Wartung der Kernkraftwerke.

Das Risikoniveau ist über den gesamten Winter hoch. Es wird sich aber etwas anders verteilen: weniger Risiko im Dezember, mehr im Januar, weniger Ende Februar und März. Aber quantitativ ist das Risiko über den gesamten Winter gleich hoch.

In einem „normalen“ Winter wird die Anzahl des roten Ecowatt-Signals auf bis zu 2 geschätzt, in einem kalten Winter auf bis zu 5, warnt der Netzbetreiber RTE.


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