Inmitten von wirtschaftlichen Unsicherheiten und einer wachsenden Zahl von Entlassungswellen organisiert Frankreich heute, am 12. Dezember, landesweite Proteste, um gegen den Verlust von Arbeitsplätzen und die Schwächung der Industrie zu kämpfen. Gewerkschaften wie die CGT, Solidaires und die FSU haben zu etwa 120 Kundgebungen aufgerufen, um ein starkes Signal an die Regierung und die Öffentlichkeit zu senden.
Eine Welle von Stellenstreichungen erschüttert das Land
Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Laut der CGT sind derzeit rund 300.000 Arbeitsplätze in verschiedenen Sektoren bedroht, darunter Metallindustrie, Einzelhandel, öffentlicher Dienst, Chemiebranche sowie Banken und Versicherungen. Der Gewerkschaft zufolge haben allein seit Ende November 14 neue Unternehmen Pläne für Massenentlassungen vorgelegt, sodass die Zahl der erfassten Sozialpläne auf 300 gestiegen ist.
Betroffen sind nicht nur große Konzerne wie Michelin oder Auchan, sondern auch kleinere Zulieferer und regionale Betriebe. Diese Entwicklung trifft das Land zu einem besonders heiklen Zeitpunkt, da die Suche nach einem neuen Premierminister noch andauert – nach dem Rücktritt der Regierung von Michel Barnier.
Aktionen im ganzen Land: Ein breites Netzwerk des Protests
Die CGT und ihre Partner fordern ein Moratorium für Entlassungen, das heißt, eine sofortige Aussetzung aller Stellenabbaupläne. Um Druck auszuüben, finden heute in fast 80 Départements Protestaktionen statt, die von Streiks und Betriebsbesetzungen bis hin zu Demonstrationen vor Regierungsgebäuden reichen. Sophie Binet, Generalsekretärin der CGT, betont: „Der Dezember wird rot – und das ist nicht die Farbe des Weihnachtsmanns.“
Bereits in den frühen Morgenstunden begann der erste Protest vor dem Bahnhof von Aurillac. Bis zum Mittag folgten Demonstrationen in Städten wie Toulouse, Marseille und Nantes. In Grenoble versammelten sich die Menschen vor der Präfektur, um auf die gefährdete Lage lokaler Unternehmen wie Vencorex hinzuweisen. In Lorient, bei den Fonderies de Bretagne, unterstützt Sophie Binet die Proteste persönlich.
Gewerkschaften uneinig, aber vereint im Ziel
Trotz des gemeinsamen Anliegens zeigt sich innerhalb der Gewerkschaften eine gewisse Uneinigkeit über die Strategien. Während Solidaires und die FSU eng mit der CGT zusammenarbeiten, halten sich andere Organisationen wie Force Ouvrière weitgehend zurück und unterstützen nur lokale Initiativen. Ein vollständiger Schulterschluss bleibt aus.
Die Konflikte zwischen den Gewerkschaften spiegeln sich auch in der Verkehrslage wider. Während die CGT-Cheminots und SUD-Rail an ihrer Forderung nach einem Moratorium für den Abbau des Schienengüterverkehrs festhalten und zu Streiks aufrufen, bleibt der Betrieb im TGV-Netz weitgehend ungestört. Lediglich bei Regionalzügen sind leichte Beeinträchtigungen zu erwarten.
Die Dringlichkeit der sozialen Frage
Die Proteste heute sind mehr als ein Zeichen der Solidarität – sie sind eine dringende Warnung an die französische Regierung, die bislang keine Antworten auf die soziale Krise gefunden hat. Mit dem Rücktritt der Regierung und der ausstehenden Ernennung eines neuen Premierministers ist die politische Lage angespannt. Gewerkschaftschefin Sophie Binet fordert deshalb ein „sozial gerechtes Budget“ und einen Kurswechsel in der Arbeitsmarktpolitik.
Doch wird die Mobilisierung den gewünschten Effekt haben? Viele Arbeitnehmer fühlen sich laut einer anonymen Gewerkschaftsquelle demobilisiert, da sie keine klaren Ansprechpartner in der Übergangsregierung sehen. Dennoch bleibt die Hoffnung, dass die lautstarke Botschaft der Streiks nicht ungehört verhallt.
Ein Aufruf zur Verteidigung von Arbeitsplätzen und Werten
In einer Zeit, in der Entlassungen und Standortschließungen wie ein Schatten über Frankreich hängen, sind diese Proteste mehr als ein Ausdruck von Widerstand – sie sind ein Appell an die Politik, soziale Verantwortung zu übernehmen. Die Menschen fordern nicht nur den Schutz ihrer Arbeitsplätze, sondern auch die Bewahrung der industriellen Substanz des Landes.
Frankreich steht am Scheideweg. Die heutige Mobilisierung zeigt, dass viele bereit sind, für ihre Rechte und die Zukunft des Landes zu kämpfen. Bleibt die Frage: Wird die Regierung den roten Dezember ernst nehmen oder wird der Protest in der politischen Ungewissheit verpuffen?
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