Tag & Nacht

Immer mehr Franzosen leben allein, die sexuelle Aktivität nimmt ab – steckt die Liebe in einer Krise oder verändert sie sich einfach? Armelle Andro, Professorin für Demografie an der Universität Paris 1 Panthéon-Sorbonne, gibt spannende Einblicke in diesen Wandel.

Ein gesellschaftlicher Umbruch

Traditionelle Beziehungsmodelle verlieren an Bedeutung. Früher galt die Ehe als zentraler Lebensbaustein, heute entscheiden sich viele bewusst für ein Leben ohne feste Partnerschaft. „Wir beobachten eine Individualisierung der Lebenswege“, erklärt Andro. Menschen setzen stärker auf Selbstverwirklichung – Partnerschaft ist keine Notwendigkeit mehr, sondern eine Option.

Gleichzeitig nimmt die sexuelle Aktivität ab. Untersuchungen zeigen, dass insbesondere junge Menschen seltener Sex haben als frühere Generationen. Die Gründe sind vielfältig: Stress, digitale Ablenkung, wirtschaftliche Unsicherheiten oder veränderte Prioritäten in der Selbstwahrnehmung.

Liebe auf neuen Wegen

Heißt das, dass Romantik und Leidenschaft aussterben? Nicht unbedingt. Vielmehr erleben wir eine Neudefinition von Intimität. Digitale Kommunikation ersetzt klassische Dating-Formen, virtuelle Beziehungen und emotionale Nähe über Distanz sind keine Seltenheit mehr.

Hinzu kommt, dass offene Beziehungsmodelle und alternative Partnerschaftsformen zunehmend akzeptiert werden. „Die Vielfalt der Beziehungsformen zeigt, dass Liebe nicht weniger wichtig ist – sie wird nur anders gelebt“, betont Andro.

Ein Zukunftsblick: Krise oder Evolution?

Die Zahlen deuten auf eine Veränderung hin, aber nicht zwingend auf einen Niedergang der Liebe. Vielleicht ist das traditionelle Bild von Liebe einfach überholt, und wir befinden uns in einer Phase der Anpassung an neue gesellschaftliche Realitäten.

Was bedeutet das für die Zukunft? Werden romantische Beziehungen weiter an Bedeutung verlieren oder entwickeln sie sich in ganz neue Richtungen? Eins ist sicher: Die Liebe bleibt ein zentrales Thema – sie findet nur neue Ausdrucksformen.

Von C. Hatty

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