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Trotz eines rückläufigen Trends bei den Emissionen sind die Klimaschutzmaßnahmen Frankreichs immer noch „unzureichend“, urteilte der Hohe Klimarat am Mittwoch und warnte vor „großen Risiken“, wenn die Ziele für 2030 nicht erreicht werden.

Der Jahresbericht des HCC, einer unabhängigen Behörde, die bereits seit ihrer Gründung durch Emmanuel Macron jedes Jahr die „unzureichende“ Reaktion des Staates auf die globale Erwärmung kritisiert, enthält auch in diesem Jahr eine deutliche Warnung. Die Klimakrise macht ihre Auswirkungen in Frankreich mit einer Vervielfachung von Hitzewellen, Dürren oder extremen Regenfällen immer deutlicher spürbar.

„Ich bin froh über das, was bisher getan wurde. Jetzt müssen wir aber den Gang wechseln, wir brauchen einen Sprung vorwärts in der Klimaaktion“, fasst die Präsidentin, die Klimatologin Corinne Le Quéré, gegenüber der Agentur AFP zusammen. Der Sprung sei notwendig, weil „große Risiken, die von Frankreich gesetzten Ziele zur Reduzierung der Treibhausgase nicht zu erreichen, fortbestehen“, heißt es in dem Bericht.

Frankreich hat sich verpflichtet, seine Emissionen bis 2030 um 40% im Vergleich zu 1990 zu senken. Zu diesem Zweck legt die Nationale Kohlenstoffarme Strategie (SNBC) Emissionsobergrenzen fest, doch bereits das erste „Kohlenstoffbudget“ 2015-2018 wurde überschritten. Anschliessend hat die Regierung die Obergrenzen für 2019-2023 angehoben und damit die Massnahmen zur CO2-Reduzierung de facto verschoben.

Der Zeitraum 2019-2021 blieb trotz eines „teilweisen Aufschwungs“ im Jahr 2021 unter dem geplanten Kohlenstoffbudget, allerdings hauptsächlich aufgrund der Pandemie und der Anhebung der Obergrenzen, so das HCC.

Der Bericht stellt jedoch auch positive Entwicklungen fest, darunter neue Regeln für die Energieeffizienz neuer Gebäude oder die Entwicklung kohlenstofffreier Energien in der Landwirtschaft. Und zum ersten Mal sind im Jahr 2021 sind die Emissionen aller großen Sektoren rückläufig, auch wenn für die Landwirtschaft und den Verkehr dieser Rückgang „noch bestätigt werden muss“.

Das Ziel Frankreichs sollte laut HCC bis 2030 bei -50% liegen. In dem Zeitraum, der Frankreich bis 2030 bleibt, müsste der Emissionsrückgang mehr als verdoppelt werden, um eine jährliche Emissionssenkung von 4,7% zu erreichen. Das entspricht einem Rückgang um durchschnittlich 16 Millionen Tonnen CO2-Äquivalent pro Jahr gegenüber 8 Millionen Tonnen pro Jahr im letzten Jahrzehnt. Die bisherige Strategie sieht nur einen Rückgang um 12 Mio. t CO2-Äquivalente pro Jahr vor (durchschnittlich -3,2% pro Jahr).

das Büro der Premierministerin verspricht: „Wir werden bis September alle neuen Bausteine auf den Tisch legen, mit denen wir das Ziel für 2030 erreichen können, und das wird Gegenstand von Konsultationen sein müssen.“

Abgesehen von der Kritik begrüßt der Hohe Rat, dass die Premierministerin nun direkt für die ökologische Planung zuständig ist, und empfiehlt insbesondere eine mehrjährige Programmierung der Klimafinanzierung. Um eine notwendige Sichtbarkeit für Unternehmen, Haushalte und öffentliche Einrichtungen zu schaffen.

Der Bericht plädiert auch für eine „starke Umstrukturierung“ der Forst- und Holzwirtschaft, die als „Kohlenstoffsenke“ für die Erreichung der Kohlenstoffneutralität bis 2050 von entscheidender Bedeutung sind. Ihre Speicherkapazitäten fielen zwischen 2013 und 2019, bevor sie sich 2020 wieder erholten, und absorbierten in diesem Zeitraum 60% weniger als erwartet.


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