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Ein milliardenschweres Investment aus den Vereinigten Arabischen Emiraten soll Frankreichs Stellung im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) stärken. Teil des Plans: Der Bau eines riesigen Rechenzentrums – eine Schlüsselkomponente für die digitale Souveränität des Landes. Doch was bedeutet das konkret? Und welche Herausforderungen bringt dieser Boom mit sich?


Was sind Rechenzentren überhaupt?

Rechenzentren – oft unscheinbare, aber manchmal gigantische Gebäude – sind das Rückgrat der digitalen Welt. Sie beherbergen unzählige Hochleistungscomputer, die Daten speichern, verarbeiten und versenden. Ohne sie gäbe es keine Cloud-Dienste, keine Streaming-Plattformen, keine Online-Banking-Apps.

Ein Blick nach La Courneuve bei Paris zeigt die Dimensionen: Dort erstreckt sich der „Paris Digital Park“ über 40.000 Quadratmeter – das entspricht sieben Fußballfeldern voller Server. Ähnlich große Zentren könnten bald an anderen Stellen in Frankreich entstehen, um den wachsenden Bedarf der KI-Branche zu decken.

Ob private Online-Käufe oder kritische Infrastruktur für Behörden – fast alle digitalen Prozesse laufen heute über diese Datenfabriken. Wer also die Kontrolle über Rechenzentren hat, kontrolliert auch die Datenströme eines Landes.


Wie viele Rechenzentren gibt es in Frankreich?

Mit 315 Rechenzentren gehört Frankreich weltweit zu den Spitzenreitern – liegt aber weit hinter den USA mit über 5.000 solcher Anlagen. Trotzdem belegt das Land Rang sechs im internationalen Vergleich. Und das Wachstum geht weiter: Laut der französischen Ministerin für Künstliche Intelligenz, Clara Chappaz, sind bereits 35 Standorte für neue Rechenzentren vorbereitet.

Besonders gefragt sind Regionen mit günstigen Bedingungen: viel Strom, gute Anbindung ans Telekommunikationsnetz und niedrige Grundstückspreise. Ein Beispiel dafür ist Seine-Saint-Denis, wo bereits 23 Rechenzentren laufen. Hier treffen starke Stromnetze auf eine gute Infrastruktur – ein Standortvorteil für Frankreichs digitale Ambitionen.

Doch die Expansion hat auch eine Schattenseite: Platz ist begrenzt, und der Energiebedarf wächst rasant.


Wie umweltfreundlich sind Rechenzentren?

Ehrliche Antwort: nicht besonders.

Eine einfache ChatGPT-Anfrage verbraucht zehnmal mehr Energie als eine Google-Suche. Und mit der Verbreitung von KI steigt der Stromhunger rapide. Bereits 2023 machten Rechenzentren 1,4 % des weltweiten Stromverbrauchs aus – bis 2030 könnten es 3 % werden. Das entspricht der gesamten jährlichen Strommenge von Frankreich und Deutschland zusammen!

Noch besorgniserregender: Laut einer Studie von Gartner werden 40 % der KI-Rechenzentren in den nächsten zwei Jahren mit Energieengpässen zu kämpfen haben.

Neben Strom verbrauchen Rechenzentren auch Unmengen an Wasser für die Kühlung. In manchen Regionen verschärft das die Wasserknappheit – ein Dilemma, das noch nicht gelöst ist.

Und dann ist da noch das Problem des Elektroschrotts. Allein durch KI-Anwendungen entstanden 2023 rund 2.600 Tonnen ausgediente Hardware. Ohne Gegenmaßnahmen könnten es 2030 bis zu 2,5 Millionen Tonnen sein – das entspricht 13 Milliarden weggeworfenen Smartphones!


Zwischen Fortschritt und Verantwortung

Frankreich setzt mit dem neuen Rechenzentrumsprojekt ein klares Zeichen: Man will eine führende Rolle in der KI-Welt spielen. Doch damit das gelingt, müssen auch Umweltaspekte stärker berücksichtigt werden. Effizientere Technologien, grüne Energiequellen und Recycling-Strategien sind unverzichtbar.

Schafft es Frankreich, das Wachstum der KI mit Nachhaltigkeit zu verbinden? Oder droht ein Wettlauf um Ressourcen, bei dem Umweltfragen auf der Strecke bleiben? Die kommenden Jahre werden zeigen, ob digitaler Fortschritt und ökologische Verantwortung zusammenfinden können.

Von C. Hatty

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