Am Mittwoch, den 16. April 2025, versammelten sich in Paris und Marseille Hunderte Menschen, um der Journalistinnen und Journalisten zu gedenken, die seit Beginn des Israel-Gaza-Konflikts ihr Leben verloren haben. Es war ein stilles, aber eindrucksvolles Zeichen der Solidarität – getragen von Journalistinnen, Pressefreiheitsaktivisten und Bürgern, die sich für das Recht auf Information starkmachen.
Ein Ruf nach Gerechtigkeit – mitten in Paris
Auf dem Pariser Place de la République herrschte eine gespannte Ruhe. Keine Lautsprecher, keine Bühne. Nur Menschen mit Schildern, auf denen Namen standen – Namen von Journalistinnen und Reportern, die in Gaza ums Leben kamen. Ihre Gesichter sind nun Teil eines kollektiven Gedächtnisses.
Die Organisatoren – ein Zusammenschluss aus Journalist*innen-Kollektiven und Pressefreiheitsorganisationen – riefen dazu auf, die Gewalt gegen Medienschaffende nicht länger hinzunehmen. In Marseille versammelten sich ebenfalls zahlreiche Menschen am Vieux-Port. Auch hier: stille Anteilnahme, eine Minute Schweigen, ein Moment der Würde.
Eine erschütternde Bilanz
Seit Oktober 2023 wurden laut der Internationalen Journalisten-Föderation über 50 Journalistinnen und Journalisten in Gaza getötet. Die allermeisten davon waren Palästinenser, viele arbeiteten für internationale Agenturen wie für lokale Medien. Diese Zahlen sind nicht nur Statistik – sie stehen für Leben, für Geschichten, für Stimmen, die nun für immer verstummt sind.
Reporters sans frontières (Reporter ohne Grenzen) hat bei der Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag eine Klage wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen eingereicht. Der Vorwurf: gezielte Angriffe der israelischen Armee auf Journalist*innen.
Internationale Kritik wächst
Auch international wächst das Unverständnis. UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich „tief beunruhigt“ über die vielen Todesfälle unter Journalist*innen. Die belgische Außenministerin Hadja Lahbib betonte, dass der Schutz von Pressevertretern auch in bewaffneten Konflikten ein unverrückbares Völkerrechtsprinzip sei.
Organisationen wie Amnesty International und Human Rights Watch fordern unabhängige Untersuchungen – und zwar dringend. Die Angriffe auf Medienvertreter seien nicht nur tragisch, sondern ein Angriff auf die Wahrheit selbst.
Journalismus kennt keine Grenzen
Was Paris und Marseille an diesem Tag verband, war mehr als nur ein Akt der Anteilnahme. Es war ein starkes Signal: Die Pressefreiheit ist nicht verhandelbar. Sie schützt nicht nur die, die berichten – sondern auch die, die informiert werden möchten. Und sie endet nicht an Staatsgrenzen.
Die französische Journalismus-Community zeigte, dass sie bereit ist, für ihre Werte einzustehen. Auch dann, wenn es unbequem ist. Auch dann, wenn es politisch brisant wird.
Warum das alles zählt
In einer Welt, in der Desinformation floriert und die Wahrheit oft auf dem Schlachtfeld stirbt, sind Reporter*innen in Krisengebieten unsere Augen und Ohren. Ihre Arbeit ist gefährlich – und doch unverzichtbar.
Die Mahnwachen in Paris und Marseille sind ein Weckruf: Wer die Pressefreiheit verteidigt, verteidigt mehr als nur ein Berufsrecht. Er verteidigt die Demokratie. Die Frage ist also: Wie viele müssen noch sterben, bis das endlich alle verstehen?
Von C. Hatty
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