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Bilder von Rohren, aus denen ungeklärte Abwässer in den Ärmelkanal fließen, haben nicht nur im Vereinigten Königreich Empörung ausgelöst, sondern auch in Frankreich.

Die Entscheidung der britischen Regierung nach dem Brexit, Abwasserunternehmen unter bestimmten Umständen zu erlauben, ungeklärtes Abwasser in Flüsse und das Meer einzuleiten, hat zu immer mehr Umweltskandalen geführt. Immer mehr Strände wurden als zu verschmutzt zum Baden gesperrt.

Die Verschmutzung des Ärmelkanals betrifft aber auch Frankreich, und drei französische Europaabgeordnete haben nun die Europäische Kommission aufgefordert, Maßnahmen zum Schutz der gemeinsamen Gewässer des Ärmelkanals zu ergreifen.

Drei Europaabgeordnete – darunter Frankreichs ehemaliger Europaminister – haben eine Erklärung veröffentlicht, in der sie das Vereinigte Königreich beschuldigen, sowohl seine Post-Brexit-Verpflichtungen als auch UN-Konventionen zu verletzen, indem die Einleitung von Abwässern in gemeinsame Gewässer zugelassen wird.

„Der Ärmelkanal und die Nordsee sind keine Müllhalden“, sagte Stéphanie Yon-Courtin, Mitglied des EU-Fischereiausschusses und Regionalrätin der Normandie.

„Wir können nicht hinnehmen, dass die Umwelt, die Wirtschaftstätigkeit unserer Fischer und die Gesundheit unserer Bürger durch die wiederholte Nachlässigkeit des Vereinigten Königreichs bei der Bewirtschaftung seiner Abwässer ernsthaft gefährdet werden.“

Ihr Kollege Pierre Karleskind, Vorsitzender des Fischereiausschusses des Europäischen Parlaments, äusserte sich so: „Wir können nicht akzeptieren, dass das Vereinigte Königreich seine beim Brexit eingegangenen Umweltverpflichtungen nicht einhält und die Anstrengungen der Europäer der letzten zwanzig Jahre gefährdet.“

Natalie Loiseau, die Europaministerin unter Emmanuel Macron war, bevor sie Europaabgeordnete für die Macron-Partei LREM wurde, sagt: „Die Verletzung des Grundsatzes der Übernahme des Umweltschutzniveaus, der in dem Handelsabkommen mit dem Vereinigten Königreich vorgesehen ist, erfordert eine Antwort der Kommission.“

Die britische Regierung reagierte nicht direkt auf die Kritik der französischen EU-Abgeordneten, aber ein Sprecher sagte der BBC: „Das neue Umweltgesetz hat unsere Gesetze zur Wasserqualität noch stärker gemacht als zu Zeiten der EU, von Zielen zur Bekämpfung der Nährstoffverschmutzung bis hin zu neuen Befugnissen zur Bekämpfung von Schadstoffen in unseren Gewässern. Wir haben die Wasserunternehmen verpflichtet, die Häufigkeit und das Volumen von Einleitungen aus Regenüberläufen zu reduzieren, und wir haben die Wasserunternehmen verpflichtet, neue Überwachungsgeräte zu installieren, die alle Abwassereinleitungen in Echtzeit melden.“


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