Tag & Nacht

Die Debatte über Laizismus und Sport in Frankreich hat eine neue Wendung genommen. Der Senat hat einen Gesetzesvorschlag verabschiedet, der das Tragen religiöser Symbole – insbesondere des Kopftuchs – in allen Sportwettbewerben, auch auf Amateurebene, verbietet.

Ein tief gespaltenes Thema, das erstmals ausdrücklich von der Regierung unterstützt wird.

Ein Kurswechsel der Regierung

Bislang wurde die Frage des Kopftuchs im Sport den einzelnen Sportverbänden überlassen. Einige, wie der französische Fußballverband, hatten das Tragen des Kopftuchs bereits untersagt, während andere, etwa der Handballverband, es erlaubten. Diese Uneinheitlichkeit führte zu jahrelangen Kontroversen – doch nun scheint die Regierung entschlossen, eine klare Linie zu ziehen.

Mit 210 Stimmen dafür und 81 dagegen wurde das Gesetz von der mehrheitlich rechts-konservativen Senatskammer angenommen. Der Text stammt aus der Feder von Michel Savin, einem Senator der konservativen Partei Les Républicains (LR). Seine Begründung: Das Gesetz solle „die Neutralität im Sport“ sichern und verhindern, dass Sportstätten „dem wachsenden Einfluss des Kommunitarismus“ zum Opfer fallen.

Kritik von links: „Eine gezielte Maßnahme gegen muslimische Frauen“

Der Gesetzentwurf hat hitzige Diskussionen ausgelöst. Besonders von linker Seite kam scharfer Gegenwind. Kritiker werfen der Regierung vor, unter dem Deckmantel der Laizität gezielt muslimische Frauen ins Visier zu nehmen.

„Nach den Schulen sollen jetzt auch Sportstätten zum Schauplatz eurer anti-muslimischen Politik werden“, kritisierte die grüne Senatorin Mathilde Ollivier. Der sozialistische Fraktionsvorsitzende Patrick Kanner warf der rechten Mehrheit vor, „die Prinzipien der Laizität für eine diskriminierende Agenda zu missbrauchen“.

Auch außerhalb des Senats sorgt das Gesetz für Aufruhr. Muslimische Sportlerinnen und Organisationen sehen darin einen direkten Angriff auf ihre Rechte. Die Debatte erinnert an frühere Auseinandersetzungen über das Kopftuch in öffentlichen Einrichtungen – und könnte noch lange für politischen Sprengstoff sorgen.

Wie wird sich diese Entscheidung auf den französischen Sport auswirken? Das bleibt abzuwarten. Doch eines ist sicher: Der Streit um das Kopftuch ist damit noch lange nicht beendet.

Von C. Hatty

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