Tag & Nacht




Die Sonne kitzelt die Haut, ein leichter Wind trägt den Duft von Kirschblüten über das Wasser – und irgendwo plätschert ein Ruderboot ganz leise. Wer sich zu Ostern eine kleine Auszeit gönnt, findet am Lac d’Annecy ein echtes Paradies. Frühling? Fühlt sich hier mehr nach Frühsommer an. Und genau dieser „air d’été“, diese sommerliche Leichtigkeit, macht die Region rund um den See so besonders.


Annecy – Das Herzstück der Reise

Die Stadt Annecy, liebevoll auch das „Venedig der Alpen“ genannt, zieht Besucher sofort in ihren Bann. Die Altstadt lebt – in den Gassen duftet es nach Baguette, kleine Boutiquen laden zum Stöbern ein, und über den glitzernden Kanälen wölben sich schmiedeeiserne Brücken.

Wer durch die mittelalterlichen Straßen schlendert, wird unweigerlich vom Palais de l’Île angezogen. Dieses kleine Insel-Gemäuer mitten im Fluss Thiou erinnert fast an ein Märchenschloss – früher diente es als Gefängnis, heute beherbergt es ein Stadtmuseum.

Ein paar Schritte weiter und schon beginnt der Anstieg zum Château d’Annecy. Hoch oben thront das Schloss wie ein Wächter über der Stadt. Früher residierten hier die Grafen von Genf – heute schweift der Blick von hier über rote Dächer, türkisfarbenes Wasser und schneebedeckte Berggipfel.

Noch ein kurzer Spaziergang – und man steht auf der Pont des Amours, einer romantischen Brücke über den Canal du Vassé. Küssen sich hier zwei Menschen, so sagt man, bleiben sie für immer zusammen. Wer weiß, vielleicht steckt ein bisschen Wahrheit in dieser Legende?


Rund um den See – kleine Orte mit großem Charme

Ein Ausflug rund um den See ist ein Muss – und dabei reiht sich ein hübsches Dorf ans nächste.

In Talloires fühlt man sich wie in einem Impressionisten-Gemälde. Zwischen See und Bergen versteckt sich ein Benediktinerkloster, das seit Jahrhunderten Geschichte atmet. Der Ort ist ruhig, charmant – und hat etwas Zeitloses.

In Menthon-Saint-Bernard erwartet einen ein weiteres Märchenschloss: Das Château de Menthon, hoch über dem See gelegen, soll Walt Disney zu Dornröschens Schloss inspiriert haben. Wer durch die verwinkelten Innenräume schlendert, hört fast das Klirren von Rüstungen und das Rascheln von Reifröcken.

Und dann ist da noch Duingt, auf einer kleinen Halbinsel gelegen, mit seinem beeindruckenden Château, das direkt ins Wasser zu tauchen scheint. Der See glitzert hier besonders intensiv, als hätte jemand Glimmer darübergestreut.


Kultur mit Seele

Am Lac d’Annecy spielt Kultur keine Nebenrolle – sie ist mittendrin. Ob klassische Konzerte in der Abtei von Talloires oder das bunte Treiben auf den Ostermärkten der Altstadt – hier lebt man mit und durch Kultur. In den Gassen hört man Straßenmusiker, in kleinen Galerien hängen Werke lokaler Künstler.

Ein kultureller Höhepunkt ist die „Fête du Lac“ – ein riesiges Feuerwerkspektakel, das zwar erst im Sommer stattfindet, aber in den Gesprächen der Einheimischen schon im Frühling präsent ist.


Genießen mit allen Sinnen – die Küche Savoyens

Hungrig bleibt hier niemand. Die savoyardische Küche ist ehrlich, herzhaft und unwiderstehlich. Wer sich einmal durch eine dampfende Tartiflette gegessen hat, wird sie so schnell nicht vergessen: Kartoffeln, Zwiebeln, Speck und geschmolzener Reblochon – ein Gedicht!

Und dann diese Käsemärkte! Dreimal die Woche duftet die Altstadt nach gereiftem Tomme, cremigem Beaufort oder mildem Abondance. Die Markthändler bieten großzügige Kostproben an – da wird der kleine Spaziergang schnell zur kulinarischen Rundreise.

Süß geht’s natürlich auch: In den Patisserien funkeln Macarons in allen Farben, Millefeuilles knuspern beim ersten Biss, und bei einem Eclair mit Salzkaramell vergeht jedes Zeitgefühl.


Bewegung in Bilderbuchkulisse

Der Radweg um den See? Fast schon legendär. Auf rund 40 Kilometern umrundet man den gesamten Lac d’Annecy – mit Blick aufs Wasser, durch Tunnel und über Holzstege. An vielen Stellen laden Badestellen oder kleine Cafés zur Pause ein.

Noch mehr Natur gibt’s im Naturschutzgebiet Roc de Chère. Dichte Wälder, Felsklippen und versteckte Aussichtspunkte – wer hier wandert, ist mittendrin in einem riesigen grünen Theater.

Lust auf etwas mehr Action? Kajaks gleiten über das Wasser, Stand-Up-Paddler ziehen ruhig ihre Bahnen – und über den Köpfen schweben die Paraglider vom Col de la Forclaz.

Mal ehrlich: Wer hätte gedacht, dass man an Ostern schon schwimmen gehen könnte?


So schläft man am schönsten

Die Region bietet Unterkünfte für jeden Geschmack – vom noblen Hotel direkt am Wasser bis zum Campingplatz mit Bergblick.

Das Auberge du Père Bise in Talloires – eine Institution. Klassisch, elegant, direkt am Seeufer. Ideal für Genießer, die morgens vom Plätschern des Wassers geweckt werden wollen.

In Annecy selbst punktet ein Netzwerk an Boutique-Hotels mit Charme und Stil. Oft liegen sie in alten Stadthäusern – mit viel Holz, Naturstein und Liebe zum Detail.

Und wer es ganz ungezwungen mag: Die Campingplätze rund um den See sind top ausgestattet. Viele liegen direkt am Wasser und bieten alles, was das Outdoor-Herz höher schlagen lässt.


Kleine Tipps zum Ostertrip

  • Früh buchen lohnt sich – besonders zu Ostern sind die schönsten Plätze schnell vergeben.
  • Für den Wochenmarkt am Samstag besser früh aufstehen – sonst ist das beste Baguette schon weg.
  • Die Wetterlage im April ist launisch. Ein Tag Sonne, dann wieder Regen. Am besten Zwiebel-Look einpacken.
  • Fahrräder kann man überall mieten – wer sportlich unterwegs sein will, nimmt ein E-Bike. Der Rundweg hat ein paar knackige Anstiege.

Mehr als nur ein Kurztrip

Wer Ostern am Lac d’Annecy verbringt, nimmt mehr mit als schöne Fotos. Es ist dieses Gefühl von Leichtigkeit, das bleibt. Ein bisschen wie Urlaub im eigenen Tempo – ganz ohne Stress. Und irgendwie auch wie ein kleiner Vorgeschmack auf den Sommer.

Ein Reisebericht von V.O.Yager

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