Tag & Nacht




Ein schockierendes Ereignis erschüttert die Stadt Rennes: Am Samstagabend wurde ein fünfjähriges Kind bei einer Schießerei schwer verletzt. Während das Kind zwischen Leben und Tod schwebt, sorgt die Situation in Rennes landesweit für Besorgnis. Die Eskalation der Gewalt im Viertel Maurepas, die durch den Drogenhandel befeuert wird, hat zu einem drastischen Eingriff der Sicherheitskräfte geführt.

Eine Stadt in Aufruhr

Am Samstagabend kam es in der Kleinstadt Pacé, westlich von Rennes, zu einer Tragödie. Ein Kind, das mit seinem Vater im Auto unterwegs war, wurde von zwei Kugeln getroffen – eine davon drang in den Kopf ein. Zuvor hatte der Vater das Viertel Maurepas verlassen, um seinen Sohn zu dessen Mutter zu bringen. Doch sie wurden verfolgt. Auf offener Straße eröffneten Unbekannte, die mit Sturmhauben maskiert waren, das Feuer. Vier Patronenhülsen wurden am Tatort gefunden, Munition eines Kalibers, das üblicherweise für Kriegswaffen verwendet wird.

Der fünfjährige Junge kämpft seither um sein Leben. Der Vater, selbst nicht verletzt, ist den Behörden bereits bekannt – wegen Drogenhandels. In Maurepas häufen sich seit Monaten solche Gewaltakte, die von kriminellen Banden ausgehen, die um die Kontrolle über den Drogenhandel kämpfen. Die Frage, die sich viele stellen: Wie weit darf das noch gehen?

Ein Stadtteil in der Gewalt der Drogen

Bereits am Samstagmorgen war es in Maurepas zu einer Schießerei gekommen. Maskierte Männer mit Maschinengewehren, mitten im belebten Viertel in der Nähe der Metrostation Gros Chêne – einem bekannten Umschlagplatz für Drogen. Das Eliteeinsatzkommando RAID rückte an und nahm zwanzig Personen fest. Doch am Ende stand lediglich eine Person unter Verdacht.

Maurepas, einst ein lebendiges Viertel, hat sich in den letzten Monaten in einen Ort verwandelt, der von Angst und Unsicherheit geprägt ist. Drogenbanden haben das Sagen, die Anwohner leben in ständiger Furcht. Der französische Innenminister Bruno Retailleau ließ keinen Zweifel daran, dass nun härtere Maßnahmen notwendig sind.

Der Staat reagiert

Angesichts der anhaltenden Gewalt hat Innenminister Retailleau am Sonntag angekündigt, dass die CRS 82 – eine Spezialeinheit der französischen Polizei, die auf urbane Gewalt spezialisiert ist – nach Rennes entsandt wird. Ihre Mission: Die Bewohner des Viertels vor den sogenannten „Narcoracailles“, wie sie von den Behörden bezeichnet werden, zu schützen. Bereits am Sonntagabend waren die ersten Einheiten der CRS 82 vor Ort und sicherten die Hochhäuser von Maurepas.

Retailleau ließ auf X (ehemals Twitter) keinen Zweifel daran, dass der Staat bereit ist, mit voller Härte gegen den Drogenhandel vorzugehen: „Das Übel des Drogenhandels lässt ganze Stadtteile verrotten“, erklärte der Minister. „Es ist an der Zeit, eine totale Offensive gegen diesen Feind zu führen.“

Ein verzweifelter Aufruf

Die Bürgermeisterin von Rennes, Nathalie Appéré, äußerte nach der Tragödie ihre Bestürzung. „Welcher Bürgermeister kann heute noch sagen, dass sein Ort von der Gewalt des Drogenhandels verschont bleibt?“, fragte sie in einem Interview mit der Zeitung Ouest-France. Ihre Forderung: Eine umfassende Antwort auf das Problem, ähnlich wie die Maßnahmen gegen den Terrorismus. Das Thema Drogenkriminalität dürfe nicht länger lokal betrachtet werden – es sei ein landesweites Problem, das einen koordinierten Plan erfordere.

Am Montagmorgen stand ein Treffen zwischen der Bürgermeisterin und dem neu ernannten Präfekten Amaury de Saint-Quentin an. Das erste Thema, das auf den Tisch kommt: Die personelle Verstärkung der Polizeikräfte in Rennes. „Wir brauchen schnell sichtbare Maßnahmen, um den Menschen Sicherheit zu geben“, so Appéré. Ein Versprechen, das auch Innenminister Retailleau bekräftigte – der neue Präfekt werde mit der Leitung dieses „Krieges“ betraut.

Wie konnte es soweit kommen?

Die Lage in Maurepas ist bezeichnend für viele Vororte in Frankreich, die in den letzten Jahren immer stärker unter den Einfluss des Drogenhandels geraten sind. Die sozialen Strukturen brechen zusammen, während Drogenhändler die Oberhand gewinnen. Es ist ein Teufelskreis: Armut und Perspektivlosigkeit treiben junge Menschen in die Kriminalität – und das organisierte Verbrechen rekrutiert diese verzweifelten Menschen.

Man fragt sich: Wo bleibt die soziale Unterstützung? Reicht die Entsendung von Polizisten wirklich aus, um das Problem zu lösen, oder muss der Staat tiefer ansetzen? Klar ist, dass die Gewalt in Maurepas nicht über Nacht verschwinden wird. Aber die Bewohner hoffen zumindest, dass die Anwesenheit der CRS 82 für etwas Ruhe sorgt – auch wenn sie wissen, dass die Wurzeln des Problems damit noch lange nicht gelöst sind.

Ein Hoffnungsschimmer oder nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Die Menschen in Rennes, und insbesondere in Maurepas, sind frustriert und verängstigt. Die Präsenz der Polizei kann kurzfristig für Sicherheit sorgen, doch das Vertrauen der Bürger in eine langfristige Lösung schwindet. Sie sehen das eigentliche Problem tiefer liegen – im sozialen Gefüge und der Perspektivlosigkeit der jungen Generation. Die Gewalt, die am Wochenende ihren tragischen Höhepunkt erreichte, ist nur das sichtbare Symptom einer viel tiefer liegenden Krise.

Letztlich bleibt nur die Hoffnung, dass dieses schreckliche Ereignis ein Weckruf für die Regierung ist. Es muss ein umfassender Plan her – einer, der nicht nur auf die Symptome der Gewalt reagiert, sondern die Ursachen an der Wurzel packt.

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