Nach den heftigen Regenfällen im französischen Département Var sitzen immer noch mehr als 500 Urlauber im kleinen Ort Le Muy fest – von der Umwelt abgeschnitten durch eine einsturzgefährdete Brücke. Was wie ein dramatisches Szenario klingt, entpuppt sich für die Betroffenen als eine ungeplante Prüfung ihrer Kreativität und ihres Gemeinschaftsgefühls.
Ein isoliertes Paradies
„Wir sind gefangenen in einem Paradies,“ beschreibt es Malte, ein deutscher Tourist, der mit anderen in einem Ferienzentrum eingeschlossen ist. Die Umgebung, die eigentlich Ruhe und Erholung verspricht, fühlt sich plötzlich wie ein isoliertes Inselparadies an, von der Außenwelt abgeschnitten – ohne Sicherheit, wie lange die Vorräte noch reichen werden.
Das Hochwasser im Fluss hat sich bereits zurückgezogen, doch der Zugang bleibt versperrt: Die Brücke, die das Ferienzentrum mit der Außenwelt verbindet, ist stark beschädigt und hängt mittlerweile unpassierbar für Fußgänger und Fahrzeuge über dem Fluss. Hilfe von außen zu erhalten, bleibt schwierig. Deshalb wurde die Armee benachrichtigt, um gegebenenfalls eine großangelegte Evakuierung zu organisieren.
Überleben mit improvisierten Mitteln
Wie geht man mit einer Situation um, wenn die alltäglichsten Dinge plötzlich fehlen und die Vorräte zu schwinden drohen? Die Urlauber nehmen die Herausforderung in die Hand und zeigen beeindruckende Kreativität: „Wir helfen uns gegenseitig, verbringen die Abende zusammen, und ich habe Mehl von den Nachbarn bekommen – jetzt versuchen wir, Brot zu backen,“ erzählt der deutsche Urlauber Malte weiter. Es ist dieser Zusammenhalt, der die ungewöhnliche Lage erträglicher macht und zeigt, wie Menschen selbst in kritischen Situationen Wege finden, miteinander zu bestehen.
Die Vorratslage ist allerdings angespannt. Besonders Menschen mit gesundheitlichen Bedürfnissen, wie die Tochter einer eingeschlossenen Familie, deren Medikamente nur noch für sechs Tage reichen, blicken besorgt in die Zukunft. Auch die Stromversorgung hängt am buchstäblichen seidenen Faden, einem instabilen Strommast, dessen möglicher Fall eine neue Ebene der Dringlichkeit schaffen würde.
Telefonate über den Fluss hinweg
Die Kommunikation über die Brücke hinweg wird zur Herausforderung: Die Bewohner rufen sich quer über den Fluss hinweg zu, um Neuigkeiten auszutauschen oder per Telefon Kontakt aufzunehmen. Valentin, der vor dem großen Regen eigentlich nur für eine kurze Besorgung wegfahren wollte, ist nun ebenfalls auf der „anderen Seite“ gestrandet – getrennt von seiner Famile, seinen persönlichen Gegenständen und einem zweiten Auto im Ferienzentrum. Dennoch zeigt er sich erleichtert: „Ich habe wenigstens meine Papiere dabei.“
Für viele der Eingeschlossenen scheint das improvisierte Miteinander eine Art von Rückbesinnung auf das Wesentliche zu sein – eine willkommene Zuflucht im Angesicht der Isolation.
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