Ein brennender Dachstuhl, abgedeckte Häuser, umgestürzte Bäume – und das alles innerhalb weniger Stunden. Die Gewitterfront, die Mitte der Woche quer über Frankreich zog, hat ein Bild der Verwüstung hinterlassen. Mehr als 20,000 Blitze wurden registriert, Straßen standen unter Wasser, Dächer flogen davon, und in manchen Orten wütete sogar ein kleiner Tornado.
Was wie ein Szenario aus einem Katastrophenfilm klingt, spielte sich in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag tatsächlich so ab. Besonders betroffen: Regionen im Osten des Landes, von Saône-et-Loire bis hinauf nach Belfort. Dort verwandelte sich ein Sommerabend in ein Inferno.
Feuerball vom Himmel
Nahe Belfort schlug kurz vor Mitternacht der Blitz in ein Wohnhaus ein. Innerhalb von Minuten stand der Dachstuhl in Flammen. Eine Familie, die sich im Inneren aufhielt, konnte sich gerade noch rechtzeitig ins Freie retten – verletzt wurde niemand. Doch der Schock sitzt tief. Wer einmal erlebt hat, wie ein Blitz direkt über dem Kopf einschlägt, vergisst dieses gleißende Licht und das ohrenbetäubende Krachen nicht mehr.
1.600 Blitze in nur einer Stunde
Der Höhepunkt des Gewitters kam in Wellen: Donner, Regen, Hagel – und Blitze im Sekundentakt. Allein in den Départements Allier und Saône-et-Loire wurden innerhalb einer Stunde rund 1.600 Entladungen gezählt. Wer sich zu diesem Zeitpunkt draußen aufhielt, suchte hektisch nach einem sicheren Unterschlupf. In Etroussat, einem kleinen Ort im Allier, wirbelte ein rotierender Wind Dächer, Bäume und Stromleitungen durcheinander. Der Bürgermeister beschrieb die Situation mit schlichten Worten: „Alles wurde einfach weggerissen.“
Wasserfluten und Hagelstürme
Während sich die Bewohner in ihren Häusern verschanzten, verwandelten sich Straßen binnen Minuten in reißende Bäche. Der Regen kam in Sturzbächen, die Kanalisation konnte die Wassermassen nicht mehr fassen. Wer aus dem Fenster blickte, sah ganze Dächer, die wie Papier abgehoben wurden. In manchen Orten prasselten Hagelkörner groß wie Tischtennisbälle vom Himmel.
Der Süden versinkt im Schlamm
Und als der Morgen graute, war die Gefahr noch längst nicht gebannt. Weiter im Süden, in den Alpes-de-Haute-Provence, lösten die Gewitter weitere Naturgewalten aus: Schlamm- und Gerölllawinen rissen sich los, blockierten Straßen und schnitten Dörfer zeitweise von der Außenwelt ab. Straßenarbeiter und Einsatzkräfte arbeiteten sich im Morgengrauen durch knietiefen Matsch, um wenigstens die Hauptverkehrswege wieder frei zu bekommen.
Naturgewalten ohne Vorwarnung
Man könnte sich fragen: Sind das noch gewöhnliche Sommergewitter – oder erleben wir hier bereits die Folgen einer immer extremer werdenden Wetterlage? Meteorologen weisen darauf hin, dass die Intensität von Gewittern in den letzten Jahren zugenommen hat. Warme Luftmassen, hohe Luftfeuchtigkeit und plötzliche Temperaturstürze bilden eine explosive Mischung, die sich entlädt, sobald Kalt- und Warmluftfronten aufeinandertreffen.
Ein Land zwischen Aufräumen und Aufatmen
Am Tag nach der Unwetternacht zeigt sich das Bild eines Landes im Ausnahmezustand: Menschen, die im Morgengrauen Dachziegel von der Straße sammeln. Feuerwehrleute, die Keller auspumpen. Bauern, die ihre Felder betrachten, auf denen heute nur noch Schlamm liegt. Doch neben dem materiellen Schaden gibt es auch Erleichterung – niemand ist schwer verletzt worden, viele kamen mit dem Schrecken davon.
Und doch bleibt die Frage: Wenn ein einziges Sommergewitter so viel Chaos anrichtet – was bringt dann der nächste Wetterumschwung?
Autor: C.H.
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