Ein außergewöhnlicher Fund vor der französischen Insel Ouessant hat internationale Aufmerksamkeit erregt: Ein äußerst seltener goldener Hummer, der am 5. August 2023 von einer Familie gefangen wurde, wird demnächst in die USA geschickt, um wissenschaftlich untersucht zu werden. Laut dem Sender France Bleu Breizh Izel handelt es sich um eine außergewöhnliche Entdeckung – derartige Hummer treten nur einmal unter etwa 30 Millionen Exemplaren auf.
Ein Glücksfang an der Pointe de Pern
Der Fang des Hummers, der als biologisches Wunder gilt, sorgte für Begeisterung bei der Familie von Ondine Morin, die auf Ouessant lebt. „Mein Partner hatte das Glück, dieses einzigartige Exemplar zu fangen“, erzählt Morin. „Es gibt blaue Hummer und albino-farbene Hummer, aber ein goldener Hummer ist der seltenste von allen.“
Die Familie erkannte sofort die Besonderheit ihres Fangs und entschied, das Tier in ein Aqarium zu setzen und zu pflegen, anstatt es zu verzehren oder auf den Markt zu bringen. „Wir haben ihm eine Art Zuhause geschaffen, mit einer 600-Liter-Wasserpumpe und regelmäßiger Fütterung“, erzählt Morin. Sogar die Kinder der Familie entwickelten eine emotionale Bindung zu dem Hummer, was die Entscheidung, ihn der Wissenschaft zu übergeben, umso schwerer machte.
Ein wissenschaftliches Rätsel: Goldene Hummer und der Klimawandel
Nach intensiver Recherche entschloss sich die Familie, den Hummer an das Aquarium von Trégastel in den Côtes-d’Armor zu übergeben. Dort wird das Tier überwacht, während es sich auf seine nächste Häutung vorbereitet – ein entscheidender Prozess für die Wissenschaftler. Die alte Hülle, die der Hummer bei der Häutung abwirft, soll in die USA geschickt werden, genauer gesagt in den Bundesstaat Maine. Dort arbeitet ein Professor daran, mehr über die genetischen Besonderheiten dieser seltenen Tiere herauszufinden.
Eine der zentralen Forschungsfragen lautet, ob der Klimawandel möglicherweise dazu beiträgt, dass solche außergewöhnlichen Farbvariationen häufiger auftreten. Veränderungen in Temperatur und Lebensraum könnten die genetische Vielfalt in Meeresökosystemen beeinflussen – der goldene Hummer ist möglicherweise ein faszinierendes Beispiel dafür.
Ein neues Zuhause in Audierne
Nach der Häutung und der wissenschaftlichen Analyse wird der Hummer nicht in die freie Wildbahn zurückkehren, sondern im Aquarium von Audierne (Finistère) untergebracht. Dort soll er Besuchern gezeigt werden, um auf die Besonderheiten der maritimen Biodiversität hinzuweisen und das Bewusstsein für den Schutz der Ozeane zu stärken.
Ein Symbol für die Einzigartigkeit der Natur
Der goldene Hummer von Ouessant ist nicht nur ein wissenschaftliches Rätsel, sondern auch ein Symbol für die Vielfalt und Zerbrechlichkeit unserer Meeresökosysteme. Solche Funde erinnern daran, wie wichtig es ist, den Lebensraum der Meere zu schützen und die Auswirkungen des Klimawandels zu erforschen.
Die Geschichte zeigt, wie ein einfacher Fang zum Mittelpunkt einer internationalen Forschungszusammenarbeit werden kann. Sie unterstreicht, dass selbst kleine Entdeckungen die Wissenschaft voranbringen und ein Bewusstsein für die Wunder der Natur schaffen können. Und sie beweist, dass manchmal die größten Delikatessen der Meere nicht auf unserem Teller landen, sondern in unseren Herzen und in den Laboren der Wissenschaftler.
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