Ein Feuer, das gestern Nachmittag im südfranzösischen Département Gard ausgebrochen ist, sorgt für Chaos auf einer der wichtigsten Hochgeschwindigkeitsstrecken Frankreichs.
Nahe der TGV-Südost-Linie, die Paris mit Marseille verbindet, loderten dichte Rauchwolken – und legten den Bahnverkehr praktisch lahm.
Die Folge? Ein Reisechaos, wie es die Reisenden in der Region seit vielen Monaten nicht mehr erlebt haben.
Der Brand wütete unweit der Gleise, auf dem Streckenabschnitt, der als Lebensader zwischen Nord und Süd gilt. Denn wer von Paris an die Mittelmeerküste fährt, sitzt meistens genau hier im TGV – in knapp 3 Stunden raus aus dem Pariser Großstadtdschungel, rein ins provenzalische Licht.
Doch gestern stand alles still.
Die Züge aus und nach Marseille verspäteten sich massiv, viele Verbindungen wurden komplett gestrichen. Besonders hart traf es Reisende zu den Urlaubszielen an der Mittelmeerküste.
Einige Passagiere harrten stundenlang in überfüllten Bahnhöfen aus. Andere standen irritiert vor Anzeigetafeln, auf denen ständig neue Verspätungen aufblinkten, um Sekunden später wieder zu verschwinden.
Die Szene: Menschen, die mit ihrem Rollkoffer auf dem Bahnsteig hockten, eine Mutter, die ihrem Kind auf dem Schoss Croissants reichte, während sie immer wieder auf ihr Handy starrte – vergeblich auf der Suche nach einer neuen Zugverbindung oder zumindest irgendeinem Hoffnungsschimmer im SNCF-Ticker.
Doch warum führte ein einzelner Brand zu so drastischen Folgen?
Ganz einfach: Die TGV-Südost-Trasse ist eine der meistbefahrenen Strecken Frankreichs. Schon kleinste Zwischenfälle reichen aus, um den Fahrplan wie ein Kartenhaus zusammenfallen zu lassen. Bei einem Brand in unmittelbarer Gleisnähe gilt erst recht höchste Vorsicht – aus Sicherheitsgründen wird der Verkehr großräumig eingestellt, bis die Feuerwehr Entwarnung gibt und Techniker die Schienen kontrolliert haben.
Die französische Bahngesellschaft SNCF riet allen Reisenden, vor Abfahrt den Status ihres Zuges zu prüfen. Wer es kann, solle alternative Routen in Betracht ziehen oder seine Reise ganz verschieben.
Doch was bedeutet das konkret?
Für manche Reisende: mehrere Stunden Verspätung. Für andere: gar keine Fahrt. Denn zahlreiche Züge wurden annulliert, besonders in den Stoßzeiten am Nachmittag und frühen Abend, wenn Berufspendler und Urlauber die Züge gleichermaßen verstopfen.
Die SNCF versuchte, betroffene Passagiere umzubuchen oder auf spätere Verbindungen zu verteilen – doch bei einem derartigen Nadelöhr bleibt selbst der kreativste Kundenservice am Ende machtlos.
Was bleibt, ist die Frage: Wie kann Frankreichs wichtigste Bahnverbindung so schnell in die Knie gezwungen werden?
Vielleicht liegt die Antwort in der extrem hohen Auslastung, gepaart mit der großen Trockenheit in Südfrankreich. Denn bereits in den Vorjahren sorgten Böschungsbrände, ausgelöst durch Zigarettenreste, Glasscherben oder schlicht die Gluthitze, immer wieder für Streckensperrungen.
Die Feuerwehr im Département Gard meldete am frühen Abend, der Brand sei unter Kontrolle. Ob und wann der TGV-Verkehr vollständig wieder aufgenommen wird, stand zunächst jedoch nicht fest.
Bis dahin gilt für alle Südreisenden: Geduld, Wasserflasche im Gepäck – und ein wacher Blick auf die SNCF-App, um nicht doch noch vom Sommer-Chaos überrascht zu werden.
Autor: Andreas M. Brucker
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!