Tag & Nacht




Der 3. Oktober – ein Tag, der weltweite historische Spuren hinterlassen hat. Große politische Umwälzungen, diplomatische Durchbrüche und tragische Ereignisse prägen diesen Tag. Insbesondere für Frankreich und Deutschland, aber auch für andere Teile der Welt ist der 3. Oktober ein Datum von Bedeutung.

1990: Die Deutsche Wiedervereinigung

Es gibt wohl kaum einen 3. Oktober, der international so stark in Erinnerung geblieben ist wie der 3. Oktober 1990 – der Tag, an dem Deutschland offiziell wiedervereinigt wurde. Fast 45 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Teilung Deutschlands in die BRD und DDR wurde an diesem Tag der sogenannte „Einheitsvertrag“ wirksam. Was mit den Montagsdemonstrationen in Leipzig und dem Fall der Berliner Mauer im November 1989 begann, fand nun sein offizielles Ende: Die DDR trat der Bundesrepublik Deutschland bei, und die beiden deutschen Staaten vereinten sich zu einem souveränen Staat.

In Deutschland wird dieser Tag seither als „Tag der Deutschen Einheit“ gefeiert – ein nationaler Feiertag, der den friedlichen Verlauf der Wiedervereinigung und das Ende des Kalten Krieges symbolisiert. Nicht ohne Grund sagte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl, dass dieser Tag „die glücklichste Stunde der deutschen Geschichte“ sei. Ein solches friedliches Ende der deutschen Teilung hätten sich nur wenige vorstellen können, als der Eiserne Vorhang Europa in Ost und West teilte.

1789: George Washingtons „Thanksgiving Proclamation“

Auch in den USA hat der 3. Oktober eine besondere Bedeutung. Am 3. Oktober 1789 rief George Washington, der erste Präsident der Vereinigten Staaten, den ersten offiziellen nationalen „Thanksgiving Day“ aus. Zwar feierten die Pilgerväter und die ersten Siedler bereits seit den 1620er-Jahren Erntedankfeste, aber es war Washington, der das Fest auf nationaler Ebene institutionalisierte. In seiner „Thanksgiving Proclamation“ forderte er die Bürger dazu auf, den 26. November 1789 als Tag des Dankes für die Unabhängigkeit und die Verfassung der Vereinigten Staaten zu begehen.

Dieses „Thanksgiving“ war jedoch nicht das gleiche wie das heutige Fest Ende November, das als großes Familienfest gefeiert wird. Washingtons Absicht lag weniger in der Feier eines üppigen Festmahls, sondern vielmehr darin, die Bürger zu einem Tag der Reflektion und des Gebets aufzurufen. Die Proklamation schuf jedoch die Grundlage für das, was später zu einer der wichtigsten Traditionen in den USA wurde.

1226: Der Tod des Heiligen Franziskus von Assisi

Am 3. Oktober 1226 starb der Heilige Franziskus von Assisi, einer der bekanntesten Heiligen der römisch-katholischen Kirche. Franziskus, geboren um 1181, gründete den Franziskanerorden, der sich besonders der Armut und der Nächstenliebe verschrieb. Er verkörperte eine neue Art von Frömmigkeit, die nicht mehr auf die damaligen Machtstrukturen innerhalb der Kirche setzte, sondern das einfache Leben und den direkten Dienst an den Armen in den Mittelpunkt stellte.

Sein Tod markierte das Ende eines ungewöhnlichen Lebens, das auch nach seinem Tod zahlreiche Menschen inspirierte. Bis heute gilt er als Schutzpatron der Tiere und der Umwelt, und sein Leben ist Thema zahlloser Legenden und künstlerischer Darstellungen. Auch Papst Franziskus hat sich bei der Wahl seines Namens bewusst auf diesen Heiligen bezogen, um dessen Ideale der Bescheidenheit und sozialen Gerechtigkeit zu ehren.

Frankreich am 3. Oktober: Die Dreyfus-Affäre

In Frankreich hat der 3. Oktober ebenfalls ein historisch brisantes Ereignis zu bieten – die Dreyfus-Affäre. Am 3. Oktober 1899 wurde Alfred Dreyfus, ein jüdischer Offizier der französischen Armee, endgültig rehabilitiert, nachdem er zu Unrecht der Spionage beschuldigt und verurteilt worden war. Die Dreyfus-Affäre spaltete Frankreich über Jahre hinweg und löste eine der größten politischen und sozialen Krisen in der Geschichte der Dritten Republik aus.

1894 wurde Dreyfus zu Unrecht beschuldigt, geheime militärische Informationen an das Deutsche Reich weitergegeben zu haben. Trotz fehlender Beweise und zahlreicher Unstimmigkeiten wurde er auf die Teufelsinsel, eine berüchtigte Strafkolonie in Französisch-Guayana, verbannt. Die Affäre nahm eine neue Wendung, als der Schriftsteller Émile Zola 1898 in seinem berühmten offenen Brief „J’accuse…!“ die französische Regierung und das Militär des Antisemitismus und der Vertuschung bezichtigte. Nach Jahren der öffentlichen Debatte und mehreren Prozessen wurde Dreyfus schließlich am 3. Oktober 1899 begnadigt und rehabilitiert.

Die Dreyfus-Affäre war mehr als nur ein Justizskandal – sie spiegelte tief verwurzelte antisemitische Tendenzen in der französischen Gesellschaft wider und brachte die Frage nach Gerechtigkeit und der Rolle des Staates in der Wahrheitsfindung auf die Tagesordnung.

Weitere Ereignisse am 3. Oktober weltweit

Auch in anderen Teilen der Welt fanden am 3. Oktober markante Ereignisse statt. In der Welt der Wissenschaft sticht der 3. Oktober 1942 heraus, als der erste erfolgreiche Start einer V2-Rakete in Peenemünde gelang. Die V2-Rakete, von den Nazis entwickelt, war die erste ballistische Rakete der Welt und markierte den Beginn des Raketenzeitalters. Leider fand ihre Technologie im Zweiten Weltkrieg verheerenden Einsatz, vor allem gegen Zivilisten in London und Antwerpen.

Im Jahr 1974 gelang der NASA mit „Mariner 10“ eine Weltraumpionierleistung: Die Raumsonde flog an Merkur vorbei – die erste Sonde, die den sonnennächsten Planeten je erreicht hatte. Solche technischen Meilensteine erinnern daran, wie rasant die Menschheit in das Weltraumzeitalter eintrat.

Fazit: Ein Tag mit vielen Facetten

Der 3. Oktober ist ein Tag, an dem Geschichte geschrieben wurde – von politischer Wiedervereinigung über wissenschaftliche Durchbrüche bis hin zu tragischen Justizskandalen. Besonders die Deutsche Wiedervereinigung steht sinnbildlich für den Wandel der Welt nach dem Kalten Krieg. Aber auch die Dreyfus-Affäre in Frankreich oder der erste nationale „Thanksgiving Day“ in den USA zeigen, dass der 3. Oktober ein Tag der globalen Bedeutung ist.

Neues E-Book bei Nachrichten.fr







Du möchtest immer die neuesten Nachrichten aus Frankreich?
Abonniere einfach den Newsletter unserer Chefredaktion!