Am 30. September ist es wieder soweit: Der Hieronymus-Tag, auch als Internationaler Übersetzertag bekannt, wird weltweit gefeiert. Dieser Tag ist ein Moment des Innehaltens für all jene, die tagtäglich an den Fronten der Sprachvermittlung arbeiten – Übersetzer, Dolmetscher und Sprachmittler. Doch was genau bedeutet dieser Tag, und warum ist er für uns, besonders in einem deutsch-französischen Kontext, so wichtig? Zeit für eine kleine Reise in die Welt der Sprachen, ihrer Vermittler und die Rolle, die wir als Übersetzer und Brückenbauer spielen.
Wer war Hieronymus eigentlich?
Bevor wir uns mit den Details befassen, ein kurzer Blick in die Vergangenheit. Der Hieronymus-Tag geht auf den Heiligen Hieronymus zurück, der im 4. Jahrhundert n. Chr. lebte und als einer der bedeutendsten Übersetzer der Geschichte gilt. Seine bekannteste Leistung? Die Übersetzung der Bibel aus dem Griechischen und Hebräischen ins Lateinische – ein Mammutprojekt, das nicht nur das Christentum, sondern auch die europäische Kultur und Sprache nachhaltig prägte. Der Heilige Hieronymus steht bis heute symbolisch für die Kunst des Übersetzens und die Fähigkeit, zwischen verschiedenen Welten zu vermitteln.
Übersetzen: Mehr als nur Worte
Das Übersetzen ist eine Kunst, die oft unterschätzt wird. Es geht nicht nur darum, Wörter von einer Sprache in die andere zu übertragen – nein, es ist viel komplexer. Ein Übersetzer ist zugleich ein Kulturbotschafter, ein Vermittler von Gedanken und Gefühlen, die durch kulturelle Unterschiede oft eine ganz eigene Nuance bekommen. Worte, die in der einen Sprache selbstverständlich wirken, können in der anderen Missverständnisse hervorrufen oder gar beleidigend wirken. Übersetzen heißt also auch, zwischen den Zeilen zu lesen und den Kontext stets im Auge zu behalten.
Besonders in einer so engen Beziehung wie der zwischen Deutschland und Frankreich wird diese Fähigkeit enorm wichtig. Zwei Länder, die sich geografisch nahe stehen und doch so unterschiedliche Sprachen, Kulturen und Mentalitäten haben – genau hier kommt unsere Rolle ins Spiel.
Übersetzer als Brückenbauer zwischen Deutschland und Frankreich
Seit dem Élysée-Vertrag von 1963, der die deutsch-französische Freundschaft besiegelte, hat sich das Verhältnis zwischen den beiden Ländern stetig weiterentwickelt. Wir als Übersetzer und Vermittler sind dabei oft im Hintergrund aktiv, doch unsere Arbeit ist entscheidend dafür, dass diese Freundschaft funktioniert. Sei es bei politischen Verhandlungen, kulturellen Veranstaltungen oder im Alltag – überall sind es unsere Worte, die helfen, Verständnis zu schaffen.
Manchmal gibt es Stolpersteine. Die französische Sprache ist berühmt für ihre poetische Ausdrucksweise und eine gewisse Leichtigkeit, während Deutsch oft als sachlich und präzise wahrgenommen wird. Hier den richtigen Ton zu treffen, ist eine echte Herausforderung – doch genau darin liegt der Reiz unserer Arbeit. Wir sind wie Architekten, die zwei unterschiedliche Baustile miteinander vereinen, ohne dass dabei die individuelle Schönheit der jeweiligen Kultur verloren geht.
Aber es ist nicht nur die Sprache, die wir übersetzen. Wir übersetzen auch Konzepte, Traditionen und Lebensweisen. Ein Beispiel? Die berühmten französischen „Bistros“, die in Deutschland eher als „Cafés“ oder „Kneipen“ verstanden werden, sind viel mehr als nur Orte zum Essen und Trinken. Sie sind ein Stück französische Lebensart, ein Ort des sozialen Austauschs und der Entspannung – etwas, das in der deutschen Kultur so nicht existiert. Hier den richtigen Begriff zu finden, der beide Kulturen abdeckt, ohne den Kern der Sache zu verlieren, ist eine wahre Kunst.
Kultur und Missverständnisse
Ein weiteres Beispiel für unsere wichtige Rolle zeigt sich in der Geschäftswelt. Die Art und Weise, wie in Frankreich verhandelt wird, unterscheidet sich oft grundlegend von der in Deutschland. Während in Deutschland Pünktlichkeit und Struktur oft oberste Priorität haben, setzt man in Frankreich auf Flexibilität und das persönliche Gespräch. Hier ist es unsere Aufgabe, zwischen diesen beiden Welten zu vermitteln – nicht nur sprachlich, sondern auch kulturell.
Ohne uns als Übersetzer wäre der Dialog zwischen Deutschland und Frankreich in vielerlei Hinsicht erschwert. Denn oft liegen Missverständnisse nicht nur in den Worten, sondern in den zwischenmenschlichen Nuancen – und genau hier kommen wir ins Spiel. Ein Wort zu viel oder zu wenig, eine falsch interpretierte Geste oder ein kulturell unpassender Ausdruck – all das kann in sensiblen Gesprächen zu Problemen führen. Übersetzen bedeutet deshalb auch, diese Zwischentöne zu erkennen und sie entsprechend zu kommunizieren.
Vom Hieronymus-Tag zur Anerkennung des Berufsstandes
Der Hieronymus-Tag ist ein Tag des Stolzes für alle, die täglich als Übersetzer arbeiten. Doch trotz der großen Verantwortung, die wir tragen, bleibt der Beruf oft im Verborgenen. Wie oft haben wir schon erlebt, dass Menschen sagen: „Das kann man doch einfach mit dem Google Übersetzer machen.“ Dabei wissen wir alle, dass Maschinen bei Weitem nicht in der Lage sind, die Feinheiten und die emotionale Tiefe einer Sprache zu erfassen. Es geht eben nicht nur um das „Was“, sondern vor allem um das „Wie“.
Unsere Arbeit ist ein Balanceakt zwischen Sprachen, Kulturen und Erwartungen – und das verdient Anerkennung. Der Hieronymus-Tag erinnert uns daran, wie essenziell unsere Rolle ist. Wir sind diejenigen, die dafür sorgen, dass nicht nur Wörter, sondern auch Ideen und Gefühle verstanden werden. Ohne uns würden viele Brücken zwischen Ländern wie Frankreich und Deutschland fehlen.
Ein Tag zum Feiern – und Nachdenken
Der Hieronymus-Tag sollte also nicht nur ein Tag des Feierns sein, sondern auch ein Anlass, über die Rolle von Sprache und Übersetzung nachzudenken. In einer Welt, die immer globaler wird, in der Grenzen verschwimmen und Kulturen sich vermischen, sind Übersetzer wichtiger denn je. Sie sind die stillen Helden des internationalen Dialogs – und das nicht nur zwischen Deutschland und Frankreich.
Vielleicht sollten wir uns also heute alle eine kleine Anekdote aus dem Berufsalltag eines Übersetzers erzählen, lachen über die Tücken der Sprache und uns darüber freuen, dass wir jeden Tag dazu beitragen, Menschen einander näherzubringen. Denn letztendlich ist das Übersetzen nicht nur ein Beruf – es ist eine Mission, die die Welt ein Stück besser macht.
Und wer weiß, vielleicht fällt beim nächsten deutsch-französischen Austausch ein kleines, aber entscheidendes „Merci“ oder „Danke“ in unsere Richtung – verdient hätten wir es.
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