Tag & Nacht

Die vergangenen Tage haben die Normandie und Bretagne vor eine gewaltige Herausforderung gestellt. Zwischen dem 8. und 9. Januar 2025 traten zahlreiche Flüsse über ihre Ufer und verwandelten sonst ruhige Landstriche in Wasserlandschaften. Für viele Menschen waren diese Überschwemmungen ein Schock – für andere ein Déjà-vu.

„Alles, was ich aufgebaut habe, steht unter Wasser“

In Gournay-en-Bray, einer kleinen Gemeinde in der Seine-Maritime, wird das Leben auf den Kopf gestellt. Eine ältere Dame musste sogar per Boot in ihr Pflegeheim gebracht werden. Ihr Kommentar: „Ich gehe selten raus und wusste nicht, dass es so schlimm ist.“ So nüchtern – und doch so tragisch. Noch während die Evakuierungen im Gange sind, berichtet ein anderer Bewohner, Armand Sauty, von seiner Verzweiflung. Erst vor Kurzem hatte er nach einer früheren Flut seine komplett zerstörte Wohnung wiederaufgebaut. „Das ist ein reines Desaster“, sagt er, während er knöcheltief im Wasser steht.

Ein Problem, das sich wiederholt

Solche Geschichten sind in den betroffenen Regionen keine Seltenheit. Besonders heftig traf es den Fluss Orne im Calvados, der sich wie ein ausgebrochener Drache über die Felder ergoss. Der Ort Clécy war jedoch besser vorbereitet: Bereits am Mittwochnachmittag wurde die Alarmstufe ausgerufen. Emmanuel, ein Restaurantbesitzer vor Ort, konnte Maßnahmen ergreifen: „Diesmal wurden wir nicht kalt erwischt, anders als im letzten Jahr.“ Aber – und hier stellt sich die Frage: Warum gibt es diese Fluten überhaupt immer wieder? Ist es nur Pech oder steckt mehr dahinter?

Warum die Überschwemmungen immer häufiger werden

Die Natur ist oft unberechenbar, das stimmt. Doch hinter den Kulissen der immer intensiveren Wetterereignisse steckt ein deutliches Muster: Der Klimawandel. Steigende Temperaturen lassen nicht nur Gletscher schmelzen, sondern führen auch dazu, dass mehr Wasser verdunstet und sich in der Atmosphäre ansammelt. Das Ergebnis? Intensivere Regenfälle, die Flüsse schnell an ihre Grenzen bringen.

Aber das ist nur ein Teil der Geschichte. Unsere Landschaften sind heute anders geformt als vor 50 Jahren. Asphaltierte Flächen, Entwaldung und der Ausbau von Städten sorgen dafür, dass Wasser nicht mehr so leicht im Boden versickern kann. Stattdessen rauscht es schneller in Flüsse – und diese treten dann über die Ufer.

Sieben Départements in Alarmbereitschaft

Am Donnerstagmittag waren immer noch sieben Départements in der Bretagne und Normandie in Alarmstufe Orange. Die Behörden raten zur Vorsicht, doch wie kann man sich auf solche Ereignisse überhaupt vorbereiten? Eine einfache Antwort gibt es nicht, aber eine Frage drängt sich auf: Was wäre, wenn wir nachhaltiger mit unseren Flüssen und Böden umgehen würden?

Lösungen in Sicht?

Es gibt Ansätze, die Hoffnung machen. Natürliche Überschwemmungsflächen können Flüssen wieder mehr Raum geben. Gleichzeitig helfen bessere Vorhersagesysteme dabei, frühzeitig zu warnen. Doch am Ende ist klar: Ohne ein entschiedenes Vorgehen gegen den Klimawandel wird es solche Katastrophen immer häufiger geben.

Hoffnung, Frust und die drängende Notwendigkeit zu handeln – all das schwingt mit, wenn man auf die Geschichten der Betroffenen blickt. Und vielleicht stellen auch Sie sich gerade die Frage: Was kann ich tun, um einen Beitrag zu leisten?


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